Salafisten-Gruppen in Deutschland: Die Radikalen unter den Radikalen
Drei Salafisten-Gruppen sind in Deutschland unter Druck der Behörden: „Millatu Ibrahim“ ist verboten, gegen „Die Wahre Religion“ und „Dawa FFM“ wird vereinsrechtlich ermittelt.
![](https://taz.de/picture/208836/14/ibrahim_abou_nagie_dapd20120614.jpg)
Millatu Ibrahim: Die nun verbotene Splittergruppe, zu deren hartem Kern 14 Männer und Frauen gerechnet wurden, existierte erst seit Herbst 2011. Schon der Name „Millatu Ibrahim“ weist auf ihre Radikalität hin: so hieß ein Buch des einflussreichen Dschihad-Ideologen Abu Muhammad al-Maqdisi. Die Gruppe verehrte auch den einstigen Ideologen der al-Qaida im Jemen, Anwar al-Awlaki.
Nach einer provokanten Kundgebung Rechtsextremer in der Nähe der Millatu-Ibrahim-Moschee in Solingen war es dann am 1. Mai zum ersten Mal zu salafistischer Gewalt auf der Straße gekommen - als „aufhetzender Wortführer“ soll ein Prediger der Gruppe laut Innenministerium dort aufgetreten sein.
Bekannt geworden ist die salafistische Gruppe „Die Wahre Religion“ um den ehemaligen Kölner Geschäftsmann Ibrahim Abou Nagie in den vergangenen Wochen, als sie den Koran in mehreren Orten Deutschland kostenlos verteilte. Experten werteten dies als Versuch einer radikalen Minderheit, „den Islam“ in Deutschland zu kapern.
Dabei vertritt „Die Wahre Religion“ ein ultrareaktionäres Islamverständnis. „Ungläubigen“ prophezeit Abou Nagie die Hölle. Die Todesstrafe für Homosexuelle rechtfertigt er mit den Worten: „Wir Muslime müssen uns schützen.“ Andere Prediger der Gruppe propagieren den bewaffneten Kampf in Afghanistan und preisen den Märtyrertod.
Die Frankfurter Gruppe „Dawa FFM“ um den Prediger Abdellatif Rouali ist stark missionarisch aktiv („Dawa“ heißt „Ruf zum Islam“). Geschickt betreibt sie Jugendarbeit, organisiert Fußballturniere und Grill-Events im Park. Laut Innenministerium erklärt sie jedoch andere Religionen für minderwertig und ruft dazu auf, diese zu bekämpfen.
Als Beleg für den radikalisierenden Einfluss ihrer Botschaften wird vom Innenministerium das Beispiel von Arid Uka, dem Frankfurter Flughafenattentäter vom März 2011 genannt. Der hatte sich neben vielen anderen salafistischen und dschihadistischen Vorträgen auch die des Dawa-FFM-Predigers Rouali angehört.
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