Saisonale Speicher für Wasserstoff: Pionier HPS ist insolvent
Ganzjährig selbst produzierte Energie fürs eigene Heim? Damit wollte die HPS Home Power Solutions einen Markt aufrollen, den es so wohl gar nicht gab.

Bereits im Jahr 2023 war das Eigenkapital des Unternehmens nach einem Jahresverlust von 45,7 Millionen Euro ins Minus gefallen. Seither gab es mehrfache Wechsel in der Geschäftsführung, doch auch dadurch ließ sich der Niedergang nicht stoppen. Noch im Februar hoffte die Unternehmensleitung, im Rahmen eines Eigenverwaltungsverfahrens mit einem gerichtlich bestellten Sachwalter einen geordneten Sanierungsprozess zu schaffen – vergeblich.
Gläubiger müssen ihre Forderungen nun bis zum 27. Juni anmelden. Der Insolvenzverwalter hat Berichten zufolge allerdings bereits „Masseunzulänglichkeit“ angezeigt, damit läge nicht genug Insolvenzmasse vor, um alle Verbindlichkeiten zu decken.
Die Firma HPS hatte mit ihrem saisonalen Stromspeicher für Wohn- und Gewerbeimmobilien – Markenname Picea – einen Markt im Auge, den es so im erforderlichen Umfang offenbar nicht gab. Das dürfte auch am Preis des Produkts gelegen haben: Für rund 60.000 Euro in der Mindestausstattung sollte es eine Kombination aus Batterie- und Wasserstoffspeicher ermöglichen, die eigene Immobilie ganzjährig mit eigenem Solarstrom und auch mit Wärme zu versorgen.
Hilfe gegen Dunkelflauten
Die Anlage verfügt über einen kleinen Elektrolyseur, der Stromüberschüsse der eigenen Photovoltaikanlage nutzt, um Wasserstoff zu erzeugen. Dieser wird vor Ort in Flaschen gespeichert, um dann im Winter mittels Brennstoffzelle Strom und Wärme zu erzeugen.
Damit seien Kunden gegen Strompreiserhöhungen und sogar Ausfälle in der Elektrizitätsversorgung „weitestgehend immun“, warb die Firma und stellte in Aussicht, dass sich die Investition im Lauf von 10 bis 15 Jahren amortisieren würde. Doch angesichts der hohen Summe, die dafür aufgebracht werden musste, und der fehlenden Erfahrungen mit dem Produkt blieben die Kunden rar.
Das Geld zur Finanzierung des Firmenaufbaus hatte HPS auch bei Privatanlegern eingeworben. Die Firmengründer und damaligen Geschäftsführer Zeyad Abul-Ella und Henrik Colell rechneten vollmundig vor: „Mit Ihrem Investment finanzieren Sie ein einmaliges Produkt, das mit jeder einzelnen Installation so viel CO₂ einspart, wie 170 ausgewachsene Bäume jedes Jahr in Deutschland binden.“
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