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Sänger Muhabbet verteidigt sich"Ein Fall von gestörter Kommunikation"

"Ich habe nie den Mord an Theo van Gogh gebilligt", sagt der deutsch-türkische Sänger Muhabbet. Aber er findet auch: Gegen die Verletzung religiöser Gefühle sollte es ein Gesetz geben.

Szene aus dem Film "Submission": "Ich möchte das nicht sehen müssen". Bild: ap
Daniel Bax
Interview von Daniel Bax und Eberhard Seidel

taz: Herr Ersen, die Journalistin Esther Schapira behauptet, Sie hätten ihr gegenüber den Mord an dem Regisseur Theo van Gogh gebilligt. Stimmt das?

Bild: dpa
Im Interview: 

MUHABBET ist der Künstlername des Sängers Murat Ersen, 23. Seinen Stil, eine Mischung aus orientalischer Arabeskmelodien und US-amerikanischem R n B mit deutschen Texten, nennt er R n Besk. Geboren in Köln-Böcklemünd, lebt Muhabbet heute in Berlin. Am Montag hat er mit Außenminister Frank-Walter Steinmeier und dessen frz. Amtskollegen Bernard Kouchner eine migrantische "Deutschland"-Hymne aufgenommen.

Murat Ersen: Ich denke, dass sie mich missverstanden hat. Es war laut, wir standen in einer Runde, die redeten auf mich ein, ich wollte nur weg. Das war ein Fall von gestörter Kommunikation.

Was haben Sie denn gesagt?

Ich habe gesagt: Es gibt Leute, die hätten diesen Van Gogh erst in den Keller gesperrt und gefoltert, bevor sie ihn getötet hätten. Ich habe diese Aussage in der dritten Person getroffen.

Wie war die Situation?

Mein Manager stand gerade bei Frau Schapira und hat mit ihr über den Ausschnitt aus ihrem Film geredet, der bei der Preisverleihung gezeigt wurde. Der hatte mich verstört: Szenen einer nackten Frau mit Koranversen zu zeigen, was soll das? Da dachte ich noch, das wäre ein Ausschnitt aus ihrem Film, den ich ja nicht kannte.

Und was ist dann passiert?

Schauen Sie, ich hatte an dem Tag gerade zum ersten Mal eine englische Laudatio gehalten, mir schlug das Herz bis zum Hals. Als ich zu dem Gespräch dazugestoßen bin, ist sie mich gleich angegangen: Sie finden meinen Film also nicht gut? Darauf habe ich gesagt, dass ich den Ausschnitt sehr irritierend fand. Daraufhin ging sie mich an und meinte: Ich finde diesen Auschnitt gut. Und ich sagte, entschuldigen Sie bitte, aber es gibt Leute, die, wenn sie diese Bilder sehen, total ausrasten würden. Die hätten diesen Van Gogh erst in den Keller gesperrt und gefoltert, bevor sie ihn getötet hätten. Meine Aussage war, dass es Fundamentalisten gibt, die ausflippen würden.

Sie kannten den Film "Submission" nicht und wussten nichts über dem Mord an Theo van Gogh?

Nein. Das hat sich ja vor knapp drei Jahren ereignet - da hatte ich gerade meinen Plattenvertrag unterschrieben und war das erste Mal auf Tour. Aber auf den Rat meines Managements fange ich jetzt damit an, regelmäßig Zeitungen zu lesen. Ansonsten schließe ich mich lieber ins Studio ein und mache Musik: Das ist mein Lebensinhalt.

Was hat Sie an den Szenen aus "Submission" gestört?

Ich fand diese Bilder schockierend: eine nackte Frau mit dem Koran in der Hand beim Beten. Das ist für mich so, als würde man ein nacktes Paar beim Sex auf einem Altar zeigen oder einen nackten Juden vor der Klagemauer. Das ist für mich die gleiche Ebene. Ich weiß nicht, ob man das als Kunst bezeichnen kann. Ich möchte das aber auch nicht sehen müssen, dagegen wehre ich mich. Und was ich sagen wollte war: Wissen Sie, was Sie da tun? Nur das habe ich mit diesem Bild umschrieben: dass ein Fundamentalist Amok laufen würde, wenn er das sähe.

Genau das ist in Holland auch passiert. Der Filmemacher wurde ermordet.

Vielleicht habe ich ja Visionen, ohne davon zu wissen. Oder ich kann in die Vergangenheit sehen. Das hat sie wohl in den falschen Hals bekommen, und deshalb sitzen wir jetzt hier.

Wäre Steinmeier mit einem Sänger aufgetreten, der einen rechtsextremistischen Mord gebilligt hätte, dann wären Sie auch alarmiert.

Natürlich. Das behauptet ja Frau Schapira. Und wir behaupten, dass sie das falsch verstanden hat - und dass sie damit zum völlig unpassenden Zeitpunkt an die Öffentlichkeit gegangen ist.

Frau Schapira soll Ihnen schon Ende Oktober eine E-Mail geschrieben haben, in denen sie ihre Anschuldigungen äußerte. Warum haben Sie nicht gleich darauf reagiert und die Vorwürfe aus der Welt geräumt?

Das lief zwischen meinem Manager und Frau Schapira, damit hatte ich nichts zu tun. Er hatte sie gebeten, uns eine DVD mit ihrem Film zu schicken. Aber als die ankam, saßen wir hier gerade im Megachaos.

Als sie am Montag in den "Tagesthemen" ihre Anschuldigungen wiederholte: Warum haben Sie das nicht früher richtiggestellt?

Ich habe mich ja schon am Montag in den "Tagesthemen" erklärt, und die Bild-Zeitung hat mich am Donnerstag interviewt. Wir waren am Montag total euphorisch. Und dann fragen sie in den "Tagesthemen": "Ist dieser Junge ein Fundamentalist?" Ich frage mich eher: Wo kommen bloß diese Urängste her? Wenn mich Frau Schapira gekannt hätte, wäre es nie zu diesem Missverständnis gekommen. Die Oma in der Provinz, die mich das nächste Mal auf der Straße trifft, wird doch gleich in die Büsche springen, wenn sie das gehört hat. Dabei weiß sie gar nicht, was ich in meinem Herzen trage.

Halten Sie es in irgendeiner Form für gerechtfertigt, auf die Verletzung religiöser Gefühle mit Gewalt zu reagieren?

Nein, ich bin da absolut dagegen. Aber es gibt Leute, die das anders sehen. Ich bin gegen die Todesstrafe und gegen jede Form von Gewalt. Ich engagiere mich ja gegen Gewalt an Schulen, und Extremismus aus religiösen Gründen liegt mir noch ferner. Ich billige das nicht, ich verabscheue und verachte das.

Sind Sie der Meinung, man dürfe solche Bilder wie in "Submission" nicht zeigen?

Als ich diese Bilder gesehen habe, habe ich mich gefragt: Gibt es keine Leute, die das kontrollieren? Gibt es dafür keine Zensur? Es gibt doch Jugendschutzgesetze und Altersbeschränkungen. Mir ist egal, ob es dabei um den Islam geht. Aber die Verbindung von Nacktheit und Religion - das ist für mich ein ganz schmaler Grat.

In Deutschland und Holland ist das erlaubt.

Das wusste ich nicht. Wieder etwas dazugelernt.

Politiker wie Beckstein fordern, man müsste einen Paragrafen einführen, der die Verletzung religiöser Gefühle verbietet. Finden Sie das richtig?

Ja, in einem gewissen Maß schon. Und ich würde das auch auf alle Religionen beziehen. Beckstein ist cool.

Aber haben Theo van Gogh und Ayaan Hirsi Ali den Tod verdient?

Nein, haben sie nicht.

Sie haben viele Fans. Es gibt Jugendliche, die sehr emotional reagieren, wenn sie sich in ihrer Ehre oder ihren religiösen Gefühlen verletzt fühlen. Was sagen Sie denen?

Ich sage denen: Überlegt genau, was ihr tut. Aber meine Fans sind ganz entspannt. Und falls ich mal so einem Extremfall begegnen sollte, dann würde ich auch sagen: Du bist nicht mehr mein Fan. Leider gibt es aber auch die Gegenseite. Wir bekommen gerade die ersten Morddrohungen und Hassmails, in denen von Kameltreibern und Ziegenfickern die Rede ist, die in die Wüste geschickt gehören. Das ist auch nicht schön.

Aber Mord ist Mord?

Für Mord gibt es keine Rechtfertigung. Der Rest liegt bei dem Herrn da oben.

Gibt es Gründe, die einen Mord rechtfertigen?

Niemals.

Wie kam es eigentlich zu Ihrer Aktion mit Außenminister Frank-Walter Steinmeier?

Ich habe ihn im vergangenen Jahr auf einer Reise in die Türkei begleitet und war danach zur Weihnachtsfeier im Auswärtigen Amt eingeladen. Da wollten wir uns revanchieren. Und ich hatte diesen Song, "Deutschland". Das ist ja eine Liebeserklärung an Deutschland.

Wird der Song jetzt veröffentlicht?

In zwei Wochen wird die Single plus Video erscheinen: Mit Bildern von der Gesangseinlage.

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23 Kommentare

 / 
  • TX
    The X

    Wissen Sie was, am besten man überlässt die Teutonen sich selbst, diese Diskurse sind unerträglich, was verstehen denn bitteschön die Deutschen von Demokratie? Das ist doch lächerlich! Die Denazifizierung Ihrer Köpfe ist meiner Ansicht nach eine weitaus sinnvollere Aufgabe, der sie sich selbst stellen sollten, statt hier auf Leuten rumzuhacken, die erst noch im Prozess des Begreifens ihrer eigenen Situation sind, so wie Muhabbet, und wahrscheinlich auch früher oder später realisieren werden, das der gemeine Deutsche ob links oder rechts das rassistische Stereotyp des fundamentalistischen, rechtsradikalen Ottomanen braucht, um seiner eigenen lausigen nationalen und kulturellen Identität, die sich durch die Negation des phantasmagorisch Anderen herstellt, zu fröhnen. Wie arm!

  • A
    Apache

    Schon lustig, dieser Schulterschluss von Linken mit Islamisten, dieser Verrat an den Linken in der Türkei und in den arabischen Ländern, der auch von taz vollzogen wird, indem man dem rechtsextremen Barden (Graue Wölfe-Fan) hier noch eine Bühne bietet. Erinnert immer wieder an Rechtsanwälte, die von der linken zur rechten Terrorszene wechselten und ihre Entwicklung als bruchlos empfinden. . .

     

    Dummheit ist Tugend, wenn sie aus einem migrantischen Eck kommt? Das ist doch Verrat an allen intelligenten MigrantInnen, auf deren Zusammenarbeit wir doch angewiesen sind!

     

    Grauenhaft, die taz.

  • MM
    Marc Müller

    In die Vergangenheit sehen? Mein lieber Herr Ersen, was soll das denn heißen?

    Sie werden auf anraten ihres Managements jetzt mal Zeitung lesen?

    Ein Gesetz gegen Verletzung religiöser Gefühle?

    Ja, wo leben wir denn eigentlich? Sind dafür vor 40 Jahren die Studenten auf die Straße gegangen? Für eine Welt in der man ins Gefängnis kommt wenn man die religiösen Gefühle anderer verletzt, für eine Welt in der man ermordet wird aus eben diesem Grund?

    Herr Ersen sollte ganz schnell einen nachhilfekurs in Demokratie erhalten und nicht ins Außenministerium zu Weihnachtsfeiern eingeladen werden.

    Man könnte an die Decke gehen, wenn man liest, wie und mit welchen Worten sich der Herr verteidigt.

    Und zu unserem Außenminister fällt mir nur eines ein: Shakehands mit Dummköpfen ist bestimmt kein guter Schritt auf dem Weg ins Kanzleramt.

     

    Herr Steinmeier, Herr Ersen: Was ist Ihnen die deutsche Demokratie wert?

     

    Marc Müller

  • E
    Egobrain

    Takkyia-Gelaber von Muhabbed, seine vorherigen Musiktexte beweisen seine wirkliche Einstellung.

  • GK
    Georg Kleditz

    Frau Schapira stellt den Verlauf des Gesprächs deutlich anders dar.

    Sie hat für ihre Darstellung einen Zeugen, der auch noch Türke ist.

    Herrn Muhabbets Manager hat sich als Zeuge hingegen diskreditiert, da er zunächst bestritt, dass überhaupt über den Mord an van Gogh gesprochen worden sei.

     

    Man kann ja die Dinge, die gesagt wurden unterschiedlich interpretieren, aber dass sie Frau Schapira indirekt der Lüge bezichtigen, ist unerhört.

     

    Wer ihrer unsauberen Logik folgt, handelt nach dem Motto: Was nicht passt, wird passend gemacht.

  • S
    silversurfer

    Nichts gehört, nichts gesehen und ? klar! - nichts gesagt: Wer's glaubt, wird selig!

  • PM
    Peter Maas

    Gegen die Verletzung religiöser Gefühle soll es also ein Gesetz geben. Da werden Herrn Ersen viele CDU-Mitglieder, bibeltreue Christen etc. sicher freudig zustimmen. Aber wie verletzt man Gefühle? Objekte der Verletzung sind doch Menschen, negative Gefühle sind die Folge dieser Verletzung. Warum lassen sich religiöse Menschen durch Äußerungen Andersgläubiger verletzen? Sie könnten diese Äußerungen doch im Hochgefühl des Bundes mit ihrem Gott ignorieren. Tun sie es nicht, ist das ihr Problem. Zum konkreten Fall: der Mensch ist nach muslimischer Überzeugung ein Geschöpf Gottes und der Koran ist das Wort Gottes. Sind Koranverse auf nackter Haut nicht eine wunderbare Veranschaulichung dieser Überzeugung? Das ist zumindest eine mögliche Interpretation. Und das ist der Knackpunkt: es geht um Interpretationshoheit, um Macht. Einige Gläubige sehen die Notwendigkeit, Äußerungen Andersgläubiger religiöser Kontrolle zu unterwerfen. Gesetzestechnisch ist das in Deutschland nicht möglich, weil unsere Verfassung die freie Religionsausübung bzw. -nichtausübung garantiert. Eine Einschränkung wäre immer willkürlich, weil religiöse Gefühle letztendlich beliebig artikuliert und gesteuert werden können, wie z.B. im Fall der Mohammed-Karikaturen, wo eine Delegation dänischer Muslime in der Weltgeschichte herumreiste, um religiöse Gefühle anzukurbeln. Gesellschaftstechnisch könnte man argumentieren, dass es auf der Basis einer Kosten-Nutzen-Rechnung klug ist, religionskritische Äußerungen einzuschränken, um den gesellschaftlichen Frieden zu wahren. Problem ist leider, dass Gläubige die Kosten nach Belieben in die Höhe treiben können. Und überhaupt: wo bleiben die Interessen der Atheisten? Wie wäre es mit einer expliziten Erwähnung der Nichtexistenz Gottes in der EU-Präambel? Schwachsinnig? Stimmt, genauso wie die entgegengesetzte Absicht einiger christlicher EU-Politiker. War auch nur eine kleine Denkübung in gesellschaftlicher Relativitätstheorie. Hallo, Herr Ratzinger? Es ist schon ein bisschen frech, von einer Diktatur des Relativismus zu sprechen. Vor allem, da völlig klar ist, für welche "absolute" Diktaturvariante Sie stehen.

  • KD
    Karl Denker

    Das ist lächerlich!

    Wenn ich ihnen einen Tipp geben darf: verkriechen sie sich lieber ganz tief und geben keine Interviews mehr! Sie verstricken sich jedesmal wenn sie den Mund auf machen tiefer in Unstimmigkeiten und z.T. auch Wiedersprüchen.

     

    "Es gibt Leute, die hätten diesen Van Gogh erst in den Keller gesperrt und gefoltert, bevor sie ihn getötet hätten"

     

    Wäre es nicht so traurig und ernst könnte man darüber lachen, aber so kann man darüber nur weinen.

     

    Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass ihnen dies auch nur irgendwer abkauft?

     

    "[...]erst in den Keller [sperren und foltern"

    So etwas sagt niemand! Man sagt vll. "Mit soetwas muss man vorsichtig sein, es könnte Leute geben die einen für soetwas umbringen". Das was sie gesagt haben klingt als hätten sie ihre Meinung wieder gegeben und nicht als hätten sie versucht sich in einen Islamisten zu versetzen.

     

    Desweiteren würde mich interessieren was sie zu ihren alten Texten sagen?! Sind diese etwa nicht gewaltverherrlichend oder frauenfeindlich? Oder waren sie das etwa nicht oder haben es ganz anderst gemeint?

    Desweitern würde ich gerne wissen was sie zu ihrem Freund bzw. Kollegen (sie machen ja zusammen Krach...äh verzeihen sie "Musik") Alpha-Gun, welcher in seinem Werk "Mein Befehl" ziemlich konkret wird. Achso...ja.....wenn das so ist, er wollte sich also auch nur in einen Extremisten hineinversetzen.

     

    Aber dann halt ich "oberflächlicher Otto" aber jetzt besser meine "F***fresse" bzw. meine "große Klappe" bevor ich "zu weit gehe" und du mir dein "Messer zeigst" und "zustichst". Denn ich will nicht, dass du mich "killst" weil du "keine Zeit" für mein "F**zengelaber" hast. (Die Zitate kommen natürlich nicht aus Muhabbet's Integrations-Son "Im Westen")

  • E
    Europa

    Alles klar.

     

    Der arme Ersin ist in Deutschland aufgewachsen und wußte nicht das in diesem Land Religion und Staat getrennt werden.

  • KB
    Karl Bold

    Man hätte gerne auch des Knaben Einstellung zu den Grauen Wölfen und zu Straßengangs gewusst. Und was für ihn wichtiger ist: Religion oder Menschenrecht.

  • JW
    joergen wilke

    einerseits noch nie ne zeitung in der hand gehabt haben wollen, andererseits von der "oma aus der provinz" reden. nicht nur an dieser stelle offenbart sich die doppeldeutigkeit und -züngigkeit des sängers.

    von mir aus kann übrigens ein paar durchaus auf dem altar vögeln, ohne dass der urheber der vögelei erstochen werden muss.

  • AG
    Andreas Grothgar

    Das ist kein Fall von gestörter Kommunikation sondern von keine Ahnung haben von nix und trotzdem die Klappe aufreißen.....aber die Idee mal ab und zu in eine Zeitung zu gucken ist natürlich Klasse.

  • SM
    S. Mittler

    Von gestörter Kommunikation kann überhaupt keine Rede sein. Es geht hier nicht um einen missverstandenen Satz, sondern um ein 5-10 minütiges Gespräch. Die Aussage, dass auch Hirsi den Tod verdiene, hat er wohl auch in der dritten Person gemacht?

    Die Interviewer haben komplett versagt! Dümmliche Hofberichterstattung!

  • LP
    Leonid P.B.

    muhabbet: "...auf den Rat meines Managements fange ich jetzt damit an, regelmäßig Zeitungen zu lesen..."

    taz: "In Deutschland und Holland ist das [Nacktheit & Religion in einem Film] erlaubt."

    muh.: "Das wusste ich nicht. Wieder etwas dazugelernt."

     

    Nur so nebenbei: Der Mann ist wirklich und in Echt "Unicef-Botschafter für Bildung"!

     

    Immerhin, dieses Interview bringt jetzt die dritte Selbsterklärungsvariante von Seiten Mohabbets: Erst nichts gesagt haben wollen, dann falsch verstanden sein wollen, und nun nichts gewusst haben wollen.

     

    mohabbet: "Vielleicht habe ich ja Visionen [...] Oder ich kann in die Vergangenheit sehen."

     

    Hey, ich kann auch in die Vergangenheit sehen:

    "Eine Holzkiste hab ich für dich reseviert -

    Die Strassen gehörn mir, Gott hat mich avanciert -

    Fürchtet euch um euer Hab euer Gut -

    Es endet für euch Teuer -

    Fürchtet euch um euer Hab euer Gut -

    Werdet brennen im Feuer -

    Das Ende naht, rennst nackt über die Weide -

    Fühlst den Tod an deinem Nacken du bist ein Heide-

    Pakt der Wölfe zieht mit dem Wolfzug -

    Blutiger Horizont, der Tod friedlich ruht"

    (Muhabbet, Der Wolfzug)

     

    Mohabbet hat "im Rahmen einer Initiative des Bundesfamilienministeriums gespielt und eine Anti-Gewalt-Kampagne unterstützt" (Der Spiegel)

     

    taz: "Wird der Song jetzt veröffentlicht?"

    moh.: "In zwei Wochen wird die Single plus Video erscheinen."

     

    Wahrscheinlich ein anderer Song. Schön, daß wir drüber gesprochen haben.

  • DH
    D. hessling

    Danke. Vielen Dank. Ich hoffe, jetzt wir`s ruhig um ihn. Warum wird bei der kleinsten Beschuldigung, Verdacht so viel Wirbel gemacht, wenn`s einen Türken betrifft? Warum wartet man nicht ab, bis alles geklärt, erklärt wird ? Der Junge wurde mit seinen Herz-Schmerz-Tränen-Liedern populär. Er wurde zum Pop(!)-Idol bei 12-jährigen Mädchen deutscher und nichtdeutscher Herkunft. Aufgrund seines Erfolges wurde er zum Vorbild dafür, dass es sich lohnt, sich anzustrengen. Wenn er nicht demontiert wird, könnten wir ihn für die nächsten Jahre als Idol nutzen, damit die Migrantenkinder ein wenig wegkommen vom Underdog-Gefühl, von der No-Future-Resignation. Lest euch durch auf den Fan-Blogs. Der Junge gibt seinen Fans das Gefühl, dass man es in dieser Gesellschaft mit diesem Namen und AUssehen es doch schaffen kann. Das was Politiker mit ihren weiss-ich-was-Gipfeln nicht schaffen. Die harten Texte sind nicht das, was ihn zum Idol macht bei seinen Fans. Es ist das Bild, dass er abgibt als nicht assimilierter aber doch mit der Mehrheitsgesellschaft arrangierter (integrierter) Junge von Nebenan. Wenn Schapira und insbesondere Taylan aufrichtig sind, müssten sie spätestens jetzt ruhegeben und die Entwicklung des Jungen beobachten. Der Junge ist nicht das Produkt großer Medienhäuser sondern von einem Zwei-Mann-Unternehmen, dass mit seiner rasanten Popularität überfordert ist. Sie werden sich jetzt hoffentlich mehr um das Umfeld und die politische Bildung ihres einzigen "Produkts" kümmern. Er ist nicht mehr ein türkischer Junge, der arabeske Töne mit deutschen Texten interpretiert, er ist jetzt ein Politikum. Dafür tragen sie spätestens jetzt die Verantwortung.

  • M
    Monalisa

    Der Junge tut mir zwar ein bisschen leid - jetzt werden auch noch seine alten Texte ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt (graue Wölfe und so), das wird den Schuss dann völlig nach Hinten losgehen lassen - aber glaubwürdiger finde ich nunmal die Darstellung von Schapira. Ne Umfrage unter deutschen Muslimen wäre da sicher auch sehr erhellend. "Empfinden Sie irgendwelches Bedauern angesichts des Schicksals von van Gogh, sind Sie traurig darüber, dass Hirsi Ali ständig geschützt werden muss?" Das Mitgefühl würde sich wohl in engen Grenzen halten. Aber leider werden solche Umfragen ja nicht erhoben. Schade, dass uns Steinmeier die ganze üble Geschichte nicht erspart hat!

     

    Das Umbiegen Muhabbets in die dritte Person ist zwar ganz geschickt, aber sein Kommentar wäre dann immer noch reichlich zynisch oder wie soll man das verstehen? Van Gogh hatte Glück, dass er nicht erst noch gefoltert wurde, na großartig!

     

    Tja, eine nackte Frau ist schon was sehr deckiges, verständlich, dass ihm da mal soeben etwas Terrortoleranz rausflutscht - die religiösen Gefühle!

  • BA
    Benjamin Aydin

    Selbst dieser Vorzeige-Muslim ist in der deutschen (europäischen) Zivilgesellschaft nicht angekommen. Wenn er derartige religionsfeindliche Darstellungen nicht ertragen kann oder will, ist ihm anzuraten, auszuwandern in einen Staat, in dem er davor sicher ist.

  • AR
    Andrea Ramsteck

    Der Tagesspiegel titelte im Mai diesen Jahres über Muhabbet, er sei "Unterwegs zwischen den Welten" und damit nicht genug - sitzt er nun auch noch zwischen allen Stühlen.

     

    Wie unbequem für ihn und seine deutschen Sangespartner. Und wie unglaubwürdig sein PR-Auftritt, den er als coolen Tanz auf glühenden Kohlen darzubieten sucht. Ein Abgesang.

     

    Diese "gestörte Kommunikation" hier zeigt jedenfalls - vor dem Hintergrund bisheriger Stellungnahmen des Herrn Ersen - wie Integration nicht funktioniert.

     

    Auch seine Rolle als Unicef-Botschafter für die Bildung von Mädchen in der Türkei wird er wohl überdenken müssen, wenn er einerseits den mehr als konservativen Standpunkt vertritt, Frauen sollten nicht so aufreizend Männern gegenüber auftreten - und zugleich bei einem Schulauftritt eine junge Frau zum Casten ins Musikstudio eindlädt.

     

    Sie hatte in der Schulveranstaltung gesungen:

    "Es liegt mir etwas auf der Seele". Jetzt haben wir eine Ahnung davon, was es ist.

     

    Vor dem nächsten Integrations-Ständchen bitte nicht vergessen, Muhabbet: "Der Ton macht die Musik".

  • OJ
    Ole Jantzsen

    Halbwegs geordneter Rückzug.

     

    Aber: Glauben tue ich ihm seine Klarstellung nicht.

     

    Das ist zu glatt.

  • E
    einleser

    Es existieren Lyrics, in denen Muhabbet Gewalt, Mord und aggressive Maskulinität glorifiziert und klar definierte Feindbilder, die nicht weiter hinterfragt werden, aufbaut ("wir" (Wölfe) gegen "euch" (alle, die uns im Wege stehen)). In denen der Sprecher von sich und denen, die sich ihm anschließen, von "Wölfen" spricht. Sind damit die rechtsextremistischen "Grauen Wölfe" gemeint? Wie lassen sich diese eindeutigen Botschaften in diesen Liedtexten erklären und in seine friedliche Selbstdarstellung einordnen? Ich hätte erwartet, dass er von der taz mit diesen unbequemen Fragen konfrontiert worden wäre. Bitte bereiten Sie sich beim nächsten Mal -- wenn es ein solches überhaupt geben sollte -- besser vor. In den Kommentaren zu Muhabbet-Artikeln in Ihrem Online-Amgebot wurden Ihnen in den letzten Tagen schließlich schon genug Hinweise auf die Umtriebe dieser Person geben. Bitte haken Sie doch da mal nach.

  • HK
    Heinrich Koch

    Mhuabbet ist unglaubwürdig. Zuerst streitet er über seinen Manager ab, dass am Abend der Preisverleihung überhaupt über das Thema "Mord an van Gogh" gesprochen worden ist. 2 Tage später bekommen wir nun eine andere Version aufgetischt. Wieviele Versionen, was bei dem Streit mit Frau Schapira gesagt worden ist und was nicht werden uns Muhabbet und sein Manager noch erzählen?

  • T
    Tim

    Langsam glaub ich auch, dass der Visionen hat...

  • A
    Adouani

    Tolles Intevview. Endlich versteht man, was bei dem Streit zwischen Ester Shapira und Muhabbet wahrscheinlich passiert ist. Vor allem erstaunt, dass eine angesehene und gebildete Journalistin wie Frau Shapira sich auf einen jungen, offenbar ziemlich uninformierten Sänger stürzt. Zumal der auch noch für Integration eintritt. Man fragt sich, wer da eigentlich fanatisch ist.