Sachbuch zum Thema Abtreibung: Nichts falsch gemacht

Laura Dornheim klärt empathisch darüber auf, wie alltäglich Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland sind. Und was hilft, wenn man selbst betroffen ist.

Ein Schwangerschaftstest

Und jetzt? Foto: Shotshop/imago

Wer ein Kind erwartet, verliert sich leicht im Wust der Ratgeber: von der natürlichen Geburt über Hypno-Birthing zu dicken Wälzern über Babys erstes Jahr. „Aber es gibt keinen einzigen Ratgeber für die, die noch nicht, gar nicht oder nicht noch einmal Mutter werden wollen“, konstatiert die Pro-Choice-Aktivistin Laura Dornheim. Ihr gerade im Kunstmann Verlag erschienenes Buch „Deine Entscheidung – Alles, was Du über Abtreibung wissen musst“ will genau das ändern.

Schwangerschaftsabbrüche sind in Deutschland nach Paragraf 218 Strafgesetzbuch verboten und nur unter bestimmten Bedingungen straffrei. Sie sind bis heute so stark tabuisiert, dass zwar im Schnitt jede vierte Frau eine Schwangerschaft abbricht, oftmals aber selbst ihre engen Freun­d*in­nen davon nichts wissen. So fühle sich, wer in die Situation komme, oft allein, beschreibt Dornheim.

Die Mutter zweier Kinder spricht seit Jahren öffentlich über ihren eigenen Schwangerschaftsabbruch. Unter anderem deswegen bekomme sie immer mal wieder einen Anruf: Eine Freundin „ist schwanger und will es nicht sein“ und braucht Rat. Emotional, aber eben auch mit Blick auf das, was vor ihr liegt.

„Weder pro noch contra“

Dornheims Buch ist kein politisches Manifest. Es erklärt empathisch, aber auch pragmatisch, wie alltäglich ungewollte Schwangerschaften und Abbrüche sind. Wie die Rechtslage ist. Wer den vorgeschriebenen Beratungsschein ausstellt. Welche Methoden welche Vor- und Nachteile haben. Es gibt eine Checkliste, was vor dem Abbruch zu erledigen ist, ein Kapitel mit Tipps für Partner und Freun­d*in­nen und eine Liste mit hilfreichen Links, Adressen und Literatur.

Manches wiederholt sich, in einigen Fällen mag das überflüssig sein – etwa, dass selbst eine Gynäkologin später nicht mehr feststellen kann, ob eine Frau schon einmal einen Abbruch hatte. Anderes wiederholt Dornheim zu Recht immer wieder – etwa den Satz: „Du hast nichts falsch gemacht.“ Oder: „Es ist allein Deine Entscheidung.“ Oder die Tatsache, dass ungewollt Schwangere jederzeit das Recht haben, sich professionelle Beratung zu holen.

Laura Dornheim: „Deine Entscheidung. Alles, was du über Abtreibung wissen musst“. Kunstmann Verlag, München 2023, 216 Seiten, 20 Euro

„Dieses Buch ist weder pro noch contra Abtreibung“, schreibt Dornheim. Natürlich liest sich ihre politische Haltung, ihr Wunsch nach Legalisierung aus den Zeilen. Doch immer benennt sie klar, dass die richtige Entscheidung immer die sein wird, die die Schwangere trifft – sei es nun für einen Abbruch oder dafür, (noch) ein Kind zu bekommen.

„Als ich selbst in der Situation war, von einer ungewollten Schwangerschaft überrascht zu werden, hatte ich das Glück, eine Freundin zu kennen, die schon einmal abgetrieben hatte“, schreibt Dornheim. „Solange Schwangerschaftsabbrüche tabuisiert und stigmatisiert werden, bin ich froh, für andere diese Freundin sein zu können.“ Mit ihrem Buch hat Laura Dornheim nun einen Teil dessen, was solche Freundinnenschaft leisten kann, für noch mehr Menschen zugänglich gemacht.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.