SWR-Doku über Reality-TV: „Das Business ist krank“
Die SWR-Doku „Vollbild“ zeigt, was man wissen konnte. Reality-TV in Deutschland hat eine dunkle Seite mit sinistren Gestalten im Hintergrund.
Reality-TV verspricht Partys, Spaß, heiße Dates, Abenteuer und gutes Geld. Doch ist das wirklich so? In der SWR-Doku „Sex, Alkohol, Manipulation? Reality-TV-Stars packen aus“ recherchierten die Journalist:innen der Sendung „Vollbild“ zum Business Reality-TV in Deutschland.
Durch Gespräche mit Mitarbeiter:innen verschiedener Formate wird aufgedeckt, dass vor allem nonverbale Gewalt im TV gewünscht ist, da Streitereien den Erfolg der Sendungen immens beeinflussen. So gibt ein Realisator an, dass die Teilnehmer:innen in der Sendung gesteuert werden, um gezielt Streit und Drama zu verursachen.
Walentina Doronina, ein bekannter Reality-TV Star, sagt: „Das Business ist krank. […] Es ist wirklich gestört, also dass man da nicht irgendwie abrutscht, da braucht man, glaube ich, echt einen klaren Verstand. Man sieht das ja immer wieder, wie viele da an der Flasche landen.“
Die Macher der Sendungen haben nicht immer alles unter Kontrolle, das wird bei einem Beispiel in der Doku sehr deutlich. Eine Kandidatin sagt, sie sei bei einer Party fast von einem Teilnehmer in der Show vergewaltigt worden. Mitarbeiter der Show bestätigen das bei „Vollbild“, allerdings genau wie die Kandidatin nur anonymisiert.
Nur unter Alkoholeinfluss
Das Reality-TV-Business verlangt den Stars mittlerweile mehr ab, als nur unter Alkoholeinfluss im TV zu provozieren. Es geht darum, die TV-Präsenz später strategisch bestmöglich zu vermarkten. Agenturen vermitteln die Sternchen, die es schon sind, oder solche, die es noch werden wollen, an die passenden Produktionsfirmen.
„Reality-TV-Stars packen aus“ in der ARD-Mediathek
Insgesamt zeigt die Doku die Fäden im System „Reality-TV“ gut auf. Sie bestätigt die Gerüchte, die schon lange kursierte, nämlich dass Realisator:innen und Produktionsfirmen als Strippenzieher im Hintergrund agieren. Teilnehmer:innen müssen immer hoffen, dass sie ausreichend Aufmerksamkeit erhalten und dass sie sich mit ihrer Rolle im TV identifizieren können.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!