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SS-Skandalroman "Die Wohlgesinnten"Nazi-Charakter ohne Zentrum

Ein dickes Buch übers Tätersein: Jonathan Littells Roman "Die Wohlgesinnten" erzählt die Geschichte eines SS-Offiziers und verbleibt an der Oberfläche der Monstrosität.

Kathartischer Blick in die Täterseele: Autor Jonathan Littell. Bild: ap

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Literaturredakteur
Dirk Knipphals, Jahrgang 1963, studierte Literaturwissenschaft und Philosophie in Kiel und Hamburg. Seit 1991 Arbeit als Journalist, seit 1999 Literaturredakteur der taz. Autor des Sachbuchs "Kunst der Bruchlandung. Warum Lebenskrisen unverzichtbar sind" und des Romans "Der Wellenreiter" (beide Rowohlt.Berlin).
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Dirk Knipphals, Jahrgang 1963, studierte Literaturwissenschaft und Philosophie in Kiel und Hamburg. Seit 1991 Arbeit als Journalist, seit 1999 Literaturredakteur der taz. Autor des Sachbuchs "Kunst der Bruchlandung. Warum Lebenskrisen unverzichtbar sind" und des Romans "Der Wellenreiter" (beide Rowohlt.Berlin).
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7 Kommentare

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  • M
    mrx.mrx

    Schon drei Jahrzehnte her und seinerzeit empört verrissen, da es sich nicht schickte aus einer Täterperspektive zu schreiben: Edgar Hilsenrath: Der Nazi & der Friseur.

     

    Hier kommt der Täter (Max Schulz) allerdings nicht als Ästhet daher, sondern als geschundenes Missbrauchsopfer, dass auch dazu gehören wollte und nach dem Krieg die Identität seines von gemordeten jüdischen Jugengfreundes annimmt und in Tel Aviv ein ehrbarer Bürger wird. Satirisch, bösartig, teils geschrieben im Ton eines Märchens - und doch immer nur ein Alptraum.

     

    Was dieser Diskussion zu fehlen scheint ist der Bezug zu anderen ähnlichen Werken, was sie in Übermaß hat, sind die Erwartungen jener Leute, die sich in Kritik ergehen, die besser, treffender formuliert sein will, als das, worüber sie schreibt.

  • AR
    Antonius Reyntjes

    Als Lehrer (und früherer Buchhändler) kann ich wenigstens noch zweierlei tun:

     

    ... dem Autor und dem Übelsetzer Hainer Kober das Geschäft in Deutschland ein wenig vermiesen.

     

    ... und jedem Lese- und Lernwilligen als Alternative die Lektüre der kurzen Erzählung von Heinrich Böll empfehlen:

     

    "Todesursache Hakennase".

     

    In: H. Böll: Die Verwundung. Frühe Erzählungen. (1983). Köln 1986. S. 48f.

    **

    Dann braucht man keine verschwiemelten Sexgeschichten mehr, um den wirren-irren Faschismus beim Töten (und "Endlösen...") zu begreifen.

  • DP
    Dr. Peter Meier

    Auf http://lepch.think-systems.ch/vorgehen.htm gehe ich auf die Hintergründe der mit solchen Romanen verdrängten Lektion ein...

  • MP
    Maren Partzsch

    Über den Roman von Jonathan Littell mag man denken wie man will, aber dass die TAZ denjenigen vergisst zu erwähnen, der es erst möglich macht, dass deutschsprachige Leser sich eine eigene Meinung bilden können, den Übersetzer Hainer Kober, das ist ein Armutszeugnis!

  • DP
    Dr. Peter Meier

    Dieses Buch über einen fiktiven Perversen verschleiert die noch unverdaute Lektion aus dem 2. Weltkrieg und bedient die Mentallust am Perversen. Es wäre Zeit, Georg Elser, dem Hitlerattentäter ein Buch zu widmen das aufzeigt, was in diesem einfachen Mann vorgegangen war.

    ...

  • HF
    Hans Friedrich

    Abgesehen von allem anderen, wer bestimmt eigentlich was ein "Skandalroman" ist?

  • HO
    Horst Ostendorf

    Zu diesem Kommentar paßt wieder einmal hervorragend das folgende Zitat:

     

    Nicht Mangel an Geist, sondern ein Geist,* der sich ununterbrochen selbst gegenwärtig ist, eine Ausgeglichenheit, gegen die nichts und niemand ankommt. Die Menschen reden, die Karawane zieht vorüber: Die Dummheit erkennt man an jenem ruhigen Fortschreiten eines Wesens, das Worte von außen weder ablenken noch berühren können. Sie ist nicht das Gegenteil der Intelligenz, sondern jene Form der Intellektualität, die alles auf ihr eigenes Maß zurechtstutzt und jeden Anfang in einem vertrauten Vorgang auflöst. Der Dummheit ist nichts Menschliches jemals fremd; die macht ? über die Lächerlichkeit hinaus ? ihre unerschütterliche Kraft und ihre mögliche Grausamkeit aus. (Alain Finkielkraut)

     

    *Bewusstsein!?

     

    Menschheit - GLEICHERMAßEN unverarbeitete / MANIPULIERBARE Bewußtseinsschwäche in Angst und Gewalt, im menschenUNwürdigen Wettbewerb um das "Recht des Stärkeren", der nun (nur noch?) "freiheitlichen" Marktwirtschaft, mit systematischer Bewußtseinsbildung zu Suppenkaspermentalität im Tanz um den heißen Brei der materialistischen "Absicherung" - geistiger Stillstand seit der "Vertreibung aus dem Paradies".