piwik no script img

SPD-Politikerin fälschte BiografiePetra Hinz legt Mandat nieder

Nach der Affäre um ihren gefälschten Lebenslauf hat die SPD-Politikerin jetzt ihren Mandatsverzicht auf den Weg gebracht. Sie tritt auch aus der SPD aus.

Petra Hinz: „Ich brauche dringend Ruhe, habe alle geforderten Konsequenzen gezogen. Es reicht“ Foto: dpa

Essen afp | Nach langem Gezerre hat die wegen ihres gefälschten Lebenslaufs in die Kritik geratene SPD-Bundestagsabgeordnete Petra Hinz laut Zeitungsberichten ihren Mandatsverzicht auf den Weg gebracht. Hinz habe am Montag ihren formellen Verzicht auf das Bundestagsmandat zum 31. August sowie ihren Austritt aus der SPD zum 5. September in die Post gegeben, berichteten die Westdeutsche Zeitung“ und die Westdeutsche Allgemeine Zeitung am Abend übereinstimmend in ihren Online-Ausgaben.

Die Westdeutsche Zeitung schrieb, Hinz habe die Mandatsniederlegung bei einem Notar in der Nähe der Klinik geregelt, in der sie sich derzeit behandeln lasse. Das Schreiben sei auf dem Weg zum Berliner Büro von Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU). „Ich brauche dringend Ruhe, habe alle geforderten Konsequenzen gezogen. Es reicht“, zitierte das Blatt die Politikerin.

Der Essener SPD-Vorsitzende Thomas Kutschaty sagte der WAZ, Hinz habe ihm am Montagabend per E-Mail mitgeteilt, dass sie an diesem Tag die Schreiben für ihre Mandatsniederlegung und den Parteiaustritt in die Post gegeben habe. Sie wolle, dass damit wieder Ruhe und neue Kraft Einzug in ihr Leben hielten, sagte Kutschaty der WAZ. Dies sei ein „guter Schritt für alle Beteiligten“, fügte der SPD-Funktionär hinzu, der zugleich nordrhein-westfälischer Justizminister ist.

Hinz hatte vor knapp zwei Wochen angekündigt, sie werde ihren Mandatsverzicht bis zum 31. August offiziell machen. Sie hatte Mitte Juli eingeräumt, Abitur und einen Jura-Studienabschluss in ihrem Lebenslauf erfunden zu haben. Die 54-Jährige hatte sich nach Bekanntwerden der gefälschten Vita zum Mandatsverzicht bereit erklärt.

Da sie diesen Schritt aber zunächst nicht vollzog, geriet sie zunehmend unter Druck in ihrer eigenen Partei. Auch Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) äußerte ihren Unmut über Hinz' Verhalten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

12 Kommentare

 / 
  • Nun kann sie ja ihr Abi nachmachen. Angesichts eines solchen Betrugs ist sie ja wohl nochmal gut weggekommen.

    • @benevolens:

      Wer wurde denn "geschädigt"?

    • @benevolens:

      Vielleicht machts sie's. Zeit hätte sie ja jetzt dazu. Und ein Studium kann sie dann auch absolvieren. Finanzielle Sorgen wird sie ja keine haben.

    • @benevolens:

      Kann sie. Und vielleicht einmal darüber nachdenken, dass sie nicht der Nabel der Welt ist. Sie lässt uns wissen, sie "brauche Ruhe" - ok. Wir aber auch - vor PolitikerInnen wie sie eine ist.

      • @Brigitte Sanders:

        Welche konkrete Kritik haben Sie an ihrem Wirken als SPD-Politikerin?

  • Schade, dass Ministerin v.d. Leyen nicht auch so viel Anstand besessen hat. Ihren Lebenslauf brauchte sie ja nicht zu fälschen, kam ja schließlich aus "guten Hause", aber das Kariere-I-Tüpfelchen Doktortitel war bei ihr mindestens so wenig astrein wie Hinz’ Vita.

    • @Khaled Chaabouté:

      v.d.Leyen brachte einfach mehr "Stallgeruch" mit.

  • Petra Hinz kann Ruhe gut gebrauchen, andererseits hat sie die Gesellschaft hier gut auf den Punkt gebracht: Ohne bestimmte Eintrittskarten gibt's keinen Aufstieg und da hilft manchmal nur lügen. Für diese bittere Weisheit muss sie jetzt büssen, aber die Gesellschaft kann ihre ausgrenzenden und asozialen Methoden beibehalten. Hätte sie ihren niedrig-schwelligen Zick-Zack-Lebenslauf von vornherein nicht verschwiegen, vermutlich würde sie heute noch in einem unbedeutenden Kreisparlament ihre Freizeit (fast) ergebnislos abbrennen.

    • 1G
      10236 (Profil gelöscht)
      @Andreas_2020:

      "...andererseits hat sie die Gesellschaft hier gut auf den Punkt gebracht: Ohne bestimmte Eintrittskarten gibt's keinen Aufstieg und da hilft manchmal nur lügen. Für diese bittere Weisheit muss sie jetzt büssen,..."

       

      Für die meisten gibt es halt keinen Aufstieg. Sollen wir uns jetzt alle hochhinzen?

      • @10236 (Profil gelöscht):

        Die meisten "hinzen" ja nicht, sie "hoyzern". Sehr zur Freude der zahlungskräftigen Elite übrigens.

    • @Andreas_2020:

      Hätte, hätte, Fahrradkette!

      • 6G
        65572 (Profil gelöscht)
        @Rainer B.:

        Guter Spruch, Kontext eher nicht.