"SOKO 5113"-Ermittler Klaus geht: Und jetzt - abschalten!
30 Jahre lang spielte er die Rolle des Horst Schickl - Wilfried Klaus ist der dienstälteste Ermittler im deutschen Fernsehen. Nun verabschiedet er sich.
S o viele Interviews wie in diesen Tagen hat Horst Schi , äh, Pardon: Wilfried Klaus in seinen 48 Berufsjahren nie gegeben. Es ist der Sturm vor der Ruhe. Am Ostersonntag verabschiedet sich der Schauspieler nach rund 30 Jahren und 394 Folgen aus der ZDF-Serie "SOKO 5113", deren Ensemble Klaus seit der ersten Folge angehört. Und, so viel sei verraten: Horst Schickl wird nicht erschossen, das wäre auch ein viel zu spektakulärer Abgang für die eher leise Figur, sondern er geht mit seinem Darsteller, der sich das so gewünscht hat, dahin, wo man mit 66 Jahren so hingeht: in den Ruhestand.
Beim Gesprächstermin in einer holzgetäfelten Gaststube freut sich Wilfried Klaus über die plötzliche Aufmerksamkeit - und wundert sich zugleich darüber: "Da macht man 30 Jahre solide, gute Handwerksarbeit, und sobald man aufhört, interessierts die Leute." Das ist nicht die ganze Wahrheit. Auch am Anfang hat es die Leute interessiert. Als die SOKO 5113 am 2. Januar 1978 die Ermittlungen aufnahm, war Klaus mit einer Tourneebühne unterwegs. "Immer wenn wir mittags in einer Raststätte essen gingen, kamen die Leute zu uns an den Tisch und wollten Autogramme", erinnert sich Klaus, "aber plötzlich nicht mehr von den namhaften Kollegen wie Friedrich Schönfelder, sondern von mir. Ich hatte noch nicht mal Autogrammkarten. Und die Kollegen fragten: Was ist denn das, diese SOKO?"
Mittlerweile wissen das alle - auch die alten Theaterhasen, die anfangs noch ein bisschen die Nase rümpften über die Fernseharbeit ihres jungen Kollegen, später aber gerne Gastrollen angenommen haben. Denn "SOKO 5113" wurde ein großer Erfolg. Etwa 12 Millionen Zuschauer, so viele wie heute nur noch bei "Wetten, dass ", saßen bei den ersten Folgen vor dem Fernseher, das entsprach einem Marktanteil von 30 Prozent; den 392. Fall der SOKO verfolgten am Montag zwar nur noch 3,93 Millionen - bei einem Anteil von 19,5 Prozent. Klaus führt Buch über die Quoten der Serie, das bekämpft den Schlendrian. "Disziplin ist bei einer Langzeitrolle ungeheuer wichtig", sagt er. "Man darf sich nicht auf seine Routine verlassen, muss immer noch ein bisschen besser werden wollen."
Als Klaus mit den Aufzeichnungen begonnen hat, 1992, hatte Schickl die Leitung der Münchner Sonderkommission gerade von seinem Vorgänger Karl Göttmann (Werner Kreindl) übernommen. "Ich habe mich darum bemüht, sein Nachfolger zu werden", sagt Klaus. "Unter diesen Umständen wollte ich nicht der zweite Mann bleiben." Ein Schicksal, das Michael Ande, ewiger Assistent beim "Alten", offenbar für sich akzeptiert hat. Er und Klaus sind die dienstältesten Ermittler im deutschen Fernsehen. Mit einigem Abstand folgt ihnen Claus Theo Gärtner alias Privatdetektiv Matula aus "Ein Fall für zwei" - und dann kommt lange nichts. Die Scheidungsrate ist in den letzten Jahrzehnten eben nicht nur zwischen Mann und Frau gestiegen, sondern auch zwischen Schauspielern und ihren Rollen - Arbeitsbedingungen, um die Klaus jüngere Kollegen nicht beneidet. Dafür hat er die Beständigkeit zu sehr geschätzt. "Die SOKO war ein schönes Zuhause", sagt er.
Und doch wäre Wilfried Klaus schon 1984 um ein Haar weggezogen - in die "Lindenstraße", einen anderen Selbstläufer. Er war für die Rolle des Vater Beimer vorgesehen. Die Gespräche mit dem Erfinder Hans W. Geißendörfer seien weit fortgeschritten gewesen, sagt Klaus, "nur unterschrieben war noch nichts." Doch Klaus gab dem Drängen der SOKO-Kollegen nach, die damit drohten, im Falle seines Ausstiegs auch aufzuhören. Diese Gefahr besteht 2008 nicht: Ab Folge 395 wird sich die "SOKO 5113" an einen neuen Chef gewöhnen müssen, verkörpert von Gerd Silberbauer (54).
Wilfried Klaus wird sicher hin und wieder mal vorbeischauen - als Zuschauer. Und den Fernseher gleich nach dem Abspann ausschalten, wie es Peter Lustig am Ende von "Löwenzahn" empfohlen hat. Denn im Hause Wera und Wilfried Klaus ist es gute Sitte, danach über das Gesehene zu sprechen.
"Soko 5113: Die Akte Göttmann", Ostersonntag, 23. 3, 20.15 Uhr, ZDF
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