piwik no script img

Russland schickte Kleintiere ins AllLaikas Erben

Mehr als 100 Versuchstiere sind von einem Weltraumflug zurückgekehrt, nicht alle lebend. Die Wissenschaftler erforschen, ob das Leben aus dem Weltall gekommen sein könnte.

Die Pionierin: Laika war 1957 das erste Tier im All. Sie überlebte nicht. Bild: ap

MOSKAU dpa | Eine Art Minizoo mit mehr als 100 Kleintieren an Bord ist nach einmonatiger Expedition im Weltall wieder auf die Erde zurückgekehrt. Viele Versuchstiere, vor allem Mäuse, haben den Flug in fast 600 Kilometern über der Erde allerdings nicht überlebt, wie Forscher am Montag berichteten.

Das Forschungsmodul „Bion-M“ war am Sonntag im Gebiet Orenburg gelandet, wie die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos mitteilte. Die Wissenschaftler untersuchen nun die Tiere. Sie erhoffen sich Aufschlüsse über die Wirkung kosmischer Strahlung auf den Organismus. Die Erkenntnisse sollen zudem für eine in der Zukunft geplante Reise zum Mars genutzt werden.

„Alle Geckos sind lebendig. Von den Mäusen haben wir weniger als die Hälfte. Leider haben wir wegen eines Versagens der Apparatur alle Wüstenrennmäuse verloren“, sagte der Biologe Wladimir Sytschjow. Der Leiter des Forschungsprojekts am Moskauer Institut für medizinisch-biologische Probleme sprach dennoch von einem Erfolg der Mission. Es gebe genügend Material für die Untersuchungen.

Der Biosputnik mit Bakterien, Pflanzen und Samen, 45 Mäusen, 20 Schnecken, 15 Geckos und anderen Tieren kreiste in den vergangenen Wochen rund 575 Kilometer über der Erde. 40 Buntbarsch-Fischlarven, mit denen die Universitäten Erlangen-Nürnberg und Hohenheim die Folgen der Schwerelosigkeit untersuchen wollen, waren ebenfalls in dem Modul.

Schwerelosigkeit und Zellveränderungen

Der Raumkörper bewegte sich in einer Höhe rund 150 Kilometern über der Internationalen Raumstation ISS. Die Wissenschaftler wiesen darauf hin, dass dort das Magnetfeld der Erde deutlich schwächer werde. Es büße an einer Schutzfunktion gegen kosmische und Sonnenstrahlung ein. Diesen Effekt auf den lebendigen Organismus wollen die Forscher untersuchen.

Außerdem geht es nun darum, die Wirkung der Schwerelosigkeit auf Zellveränderungen sowie Gene zu beleuchten. Diese Laborstudien sind auf mehrere Monate angelegt. Biologen auch aus Deutschland, den USA und Frankreich arbeiteten mit dem Team, hieß es. Der Biosputnik hatte ein Gewicht von insgesamt 6300 Kilogramm.

Die Wissenschaftler gehen zudem Fragen nach, ob das Leben auf der Erde aus dem Weltall gekommen sein könnte. Dazu hatten sie an der Hülle des Raumapparats Bakteriensporen befestigt. Zuletzt hatte es nach Angaben der Agentur Interfax vor sechs Jahren das Bio-Projekt „Foton-M“ gegeben. Das Modul war damals bereits nach zwölf Tagen im All wieder auf die Erde zurückgekehrt. Damals waren unter den Versuchstieren auch Kakerlaken sowie Schmetterlingslarven.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • T
    tommy

    Hört sich doch nach einem tollen Projekt an! Und auch ein Beleg dafür, dass Russland heute menschlicher ist als früher - in der Stalinzeit hätte man wahrscheinlich statt Tieren Menschen für den Versuch genutzt.