Russland im Syrienkrieg: Der Kreml schießt aus allen Rohren
Das russische Militär sieht die Franzosen als Verbündete. Es gibt an, dass es seine Angriffe auf syrische Ziele über Monate hinweg fortgesetzen kann.
Schon am Dienstag berichtete Verteidigungsminister Sergei Schoigu, Oberbefehlshaber Putin, dass die Zahl der Luftschläge gegen Stellungen des IS verdoppelt und 140 Stützpunkte der Terrormilizen in Syrien dabei zerstört worden seien. Neben der im Kriegsgebiet stationierten Luftwaffe setzte Moskau auch strategische Langstreckenbomber ein, die im Fliegerhorst Mosdok im russischen Nordkaukasus beheimatet sind.
Es klang beeindruckend, was der Verteidigungsminister alles an Rüstungsgütern aufzählte. Präsident Putin erteilte noch auf der Sitzung dem Kommandeur des Kreuzers „Moskwa“ die Order, mit den Franzosen „wie mit Verbündeten“ zusammenzuarbeiten. Die „Moskwa“ hält sich bereits im Mittelmeer auf und soll sich mit dem französischen Flugzeugträger „Charles de Gaulle“ kurzschließen.
Die „Moskwa“ ist ein Lenkwaffenkreuzer noch aus sowjetischer Produktion. Militärische Beobachter in Moskau gehen davon aus, dass die Luftschläge über Monate fortgesetzt werden könnten. Allerdings verfüge Moskau nicht über ein unbegrenztes Potenzial an Marschflugkörpern, so dass die Hauptlast von Bombern herkömmlichen Typs geleistet werden müsste.
Der Kreml gab sich auch mit Blick auf Kooperation zuversichtlich. US-Präsident Barack Obama hatte die „konstruktive Haltung Russlands“ bei den Syriengesprächen letzte Woche betont. Putins Pressechef, Dmitri Peskow, formulierte es vorsichtiger: Von einer internationalen Koalition könne noch keine Rede sein. Denn außer Informationsaustausch gäbe es mit den USA keine Kooperation. Russlands Außenminister Sergei Lawrow machte am Mittwoch noch mal deutlich klar: Nach den Anschlägen von Paris sei die Forderung nach einer Entmachtung Assads „inakzeptabel. Vom Westen erwartet Lawrow einen Sinneswandel. Den Anschlag auf das russische Passagierflugzeug über dem Sinai setzte er mit einem „Angriff auf den Staat“ gleich.
Wie Spiegel Online am Mittwoch berichtete, zeigte der IS in der neuen Ausgabe seines englischsprachigen Propagandamagazins Dabiq ein Bild der Bombe, die den Absturz des Flugzeugs verursacht haben soll. Demnach war der Sprengsatz in einer leeren Getränkedose versteckt. Außerdem sind auf dem Foto ein Zünder und ein Schalter zu erkennen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Pelicot-Prozess und Rape Culture
Der Vergewaltiger sind wir
Trendvokabel 2024
Gelebte Demutkratie
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt
Berliner Kultur von Kürzungen bedroht
Was wird aus Berlin, wenn der kulturelle Humus vertrocknet?