Russischer Fußball in Corona-Krise: Mehrere infizierte Spieler
In der russischen Premjer Liga hagelt es positive Testergebnisse auf das Coronavirus. Dennoch wird munter weitergespielt.
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R usslands Präsident Wladimir Putin glaubt, dass sein Land das Coronavirus mittlerweile im Griff hat. Dem TV-Sender Rossija1 sagte er, dass auch er selbst Lehren aus der Pandemie gezogen habe. Nachdem Ministerpräsident Michail Mischustin an Covid-19 erkrankt ist, habe er beschlossen, nie mehr im gleichen Flugzeug wie dieser zu fliegen, auch nicht in verschiedenen Flugzeugen zur gleichen Zeit an denselben Ort. Es gibt also auch im Kreml eine Art Hygienekonzept. Ein solches hat auch die russische Premjer Liga im Fußball ausgearbeitet. Doch anders als der Präsident scheinen sich etliche Spieler nicht so recht darum zu scheren.
Der jüngste Fall betrifft Alexander Kokorin, einen alten Bekannten, wenn es um die Übertretung von Regeln geht. Der Stürmer, der für die Rückrunde von Tabellenführer Zenith St. Petersburg an den FC Sotschi ausgeliehen ist, war zu einer Geburtstagsfeier eines Freundes gegangen und hat sich bald auf Bildern einer Instagramstory wiedergefunden, die ihn inmitten der Festgesellschaft zeigen. Ob er dafür bestraft wird, weiß keiner so recht. Zenith fühlt sich nicht zuständig und aus Sotschi heißt es, man könne ihn gar nicht bestrafen, weil man keine passende Regel dafür habe, die man anwenden könnte. Kokorin wird also glimpflich davonkommen, anders als nach der Schlägerei, die er zusammen mit einem anderen Profi im Oktober 2018 in Moskau angezettelt hat und für die er zu einer Lagerhaft von anderthalb Jahren verurteilt worden ist.
Die Liga jedenfalls wird hoffen, dass sich Kokorin bei der Feier nichts eingefangen hat. Denn auch wenn der Präsident verkündet, dass man dabei sei, das Virus zu überwinden, ergibt sich bei einem Blick auf die Nachrichten aus der russischen Liga ein ganz anderer Eindruck. So ist am vergangenen Wochenende die Mannschaft des FC Orenburg nicht angetreten, als die Partie gegen den FC Krasnodar anstand. Zehn Spieler waren positiv auf das Coronavirus getestet worden. Den Spielplan sollen solche positiven Tests natürlich nicht gefährden und so wurde das Spiel von der Liga einfach mit 3:0 für Krasnodar gewertet.
Dynamo Moskau hat es da ein wenig geschickter angestellt. Nachdem in der vergangenen Woche drei Spieler positiv getestet worden waren, konnte der Klub den FC Krasnodar zu einer Verschiebung des Spiel überreden. Während die drei infizierten Spieler pausieren müssen, spielt der Rest des Teams inzwischen munter weiter. Dynamo hatte um die Aufweichung der Quarantäneregeln gebeten, die vorgesehen haben, dass das ganze Team in Isolation muss. Beim 0:0 am Wochenende im Derby gegen ZSKA Moskau lief jedenfalls die erste Mannschaft auf – nur die drei Positiven fehlten.
Nachwuchsauswahl im Einsatz
Am ersten Spieltag nach Wiederaufnahme des Ligabetriebs herrschten noch strengere Regeln. Nachdem sechs Spieler des FC Rostow positiv getestet worden waren, schickte man die ganze Mannschaft in Quarantäne. Weil der FC Sotschi einer Spielverlegung nicht zugestimmt hat, fuhr Rostow mit einer Nachwuchsauswahl ans Schwarze Meer.
Die verlor mit 1:10. Immerhin wurde an diesem Tag ein neuer Star geboren. Rostows Torwart Denis Popow, süße 17 Jahre jung, stellte mit 15 Paraden nicht nur einen neuen Ligarekord auf, er hielt auch einen Elfmeter. Inzwischen spielt längst wieder Rostows erste Mannschaft, die ersten Coronapositiven sind auch wieder dabei.
Dem Eindruck, dass man es mit Hygieneregeln nicht allzu ernst meint, tritt die Liga indes entgegen. So wurde am Dienstag Rostows Pawel Mamajew zur Zahlung von knapp 130 Euro verurteilt, weil er das Stadion ohne Maske betreten, Abstandsregeln nicht eingehalten und sich die Hände nicht desinfiziert hatte. Mamajew ist übrigens jener Profi, mit dem Alexander Kokorin einst prügelnd durch Moskau gezogen ist. Aber dafür kann das Virus nun wirklich nichts.
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