piwik no script img

Russische TruppenbewegungUkraine fürchtet Angriff

An der Grenze zur Ostukraine sammeln sich russische Truppen. Bereits im Winter könnte die angespannte Situation eskalieren.

Auch nicht harmlos: Panzerübung des ukrainischen Militärs nahe der Grenze zur russischen Krim Foto: Urainisches Verteidigungsministerium via reuters

Kiew taz | Für zunehmend wahrscheinlich hält man in der Ukraine einen Angriff russischer Truppen auf das Land im Winter oder spätestens im Frühjahr. Hatte Alexej Danilow, Sekretär des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates, Anfang des Monats noch Meldungen über russische Truppenkonzentrationen an der Grenze zur Ukraine als „Desinformation“ bezeichnet, bezieht man sich zunehmend auf einen in der britischen Tageszeitung Guardian veröffentlichten Artikel, der von hunderttausend russischen Soldaten an der Grenze zur Ukraine berichtet.

„Offensichtlich hat Putin entschieden, dass die Zeit gekommen sei, die Temperatur in die Höhe zu treiben“, heißt es darin. Die stellvertretende ukrainische Verteidigungsministerin Anna Maljar fürchtet schon im Winter eine „kritische Situation“.

Ein weiterer Grund zur Besorgnis ist das inzwischen stark abgekühlte Verhältnis der Ukraine zum Nachbarstaat Belarus. Spätestens seit der Unterzeichnung einer gemeinsamen Militärdoktrin am 4. November dieses Jahres durch Alexander Lukaschenko und Wladimir Putin ist klar, dass Belarus, mit dem sich die Ukraine eine 1.084 Kilometer lange Grenze teilt, kein neutraler Nachbar mehr ist.

Auch die Ukraine rüstet verbal auf

Im Onlineportal apostrophe.ua fordert Walentin Badrak vom „Zentrum für Forschungen zu Armeen, Konversion und Abrüstung“ angesichts eines bevorstehenden Einmarsches russischer Streitkräfte in der Ukraine die Regierung zu entschiedenem Handeln auf. Die Ukraine, „Vorposten der westlichen Welt“, müsse „ihre Zähne“ zeigen, um den Feind abzuschrecken. Es sei wichtig, die Bevölkerung in den betroffenen Grenzgebieten zu Belarus auf gefährliche Szenarien vorzubereiten. Letztendlich reiche eine Armee nicht aus, nun gelte es, paramilitärische Einheiten und auch eine Fremdenlegion zu schaffen. Deutschland sei mit seiner Kritik an Bayraktar-Drohnen schon kein Partner der Ukraine mehr.

Besonderen Wert legt die Ukraine auf die militärische Zusammenarbeit mit Großbritannien. Bei einem Treffen in Kiew am Dienstag erklärten der ukrainische Verteidigungsminister Alexej Resnikow und sein britischer Kollege Ben Wallace ihre Besorgnis über die jüngsten russischen Truppenkonzentrationen an der ukrainischen Grenze.

Bei der Begegnung habe man auch über eine verstärkte Zusammenarbeit der beiden Länder zur Stärkung der Verteidigungsfähigkeit der Ukraine gesprochen, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung. Unterdessen nehmen die Schüsse an der „Waffenstillstandslinie“ zu. Fast tausend Verletzungen zählte die OSZE am 15. November, doppelt so viel wie in den vergangenen 30 Tagen durchschnittlich. Wiederholt seien in den vergangenen Tagen zivile Objekte beschossen worden, berichtet die Rentnerin Ljudmilla Moros aus Jenakiewo in der Nähe von Donezk der taz am Telefon.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • Ein Text von Hr. Clasen... voll von negativen Interpretationen...?



    Kriegstrommelei... Ist doch wohl so, das Russland, als auch die Ukraine... wichtigere Probleme zu lösen haben in ihren



    Zivilgesellschaften??

  • 0G
    06438 (Profil gelöscht)

    ""Auch die Ukraine rüstet verbal auf""



    ==



    Sollte etwa die Ukraine die sich steigernde kriegslüsterne Haltung Putins und seine zunehmende Bereitschaft zum Angriffskrieg anderer Länder (Russlands Armee bezieht Stellungen vor der ukrainischen Grenze) versuchen mit Unterwürfigkeit zu begegnen?