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Ruhiger schlafen in NachtzügenWeitestgehend ohne Bettwanzen

Die Bahnunternehmen SNCF und ÖBB setzen verstärkt schon vorbeugend Chemikalien gegen die Blutsauger ein. Das scheint erfolgreich.

Nicht nur für Pho­bi­ke­r:in­nen fies: Bettwanzenbisse sind schmerzfrei, können aber Jucken und allergische Reaktionen hervorrufen Foto: picture alliance/dpa

Berlin taz | Die Nachtzüge zweier großer Bahngesellschaften in Europa werden offenbar seltener von Bettwanzen befallen als vor einigen Jahren. Die Zahl der Fälle sei „stark rückläufig“, teilte ein Sprecher der französischen Staatsbahn SNCF der taz auf Anfrage mit. Auch die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) sprachen von einem „sinkenden Trend“. Während die ÖBB auch auf Nachfrage keine Zahlen nannten, gab es laut SNCF „weniger als 5 Meldungen“ über Bettwanzen in ihren 129 Nachtzugwaggons.

Nachtzüge sind wichtig für die ökologische Verkehrswende, weil sie eine klimafreundliche Alternative zu vielen Flügen sein können. Allerdings gab es in den vergangenen Jahren Berichte über Bettwanzen in den Waggons.

taz-Serie Nachtzugkritik

Nachtzüge sind eine umweltfreundliche Alternative zu vielen Flügen. Die taz stellt deshalb in loser Folge Verbindungen mit Schlaf- oder Liegewagen vor. Wir schreiben aber auch, was besser werden muss, damit sie für mehr Menschen attraktiver werden. Alle Folgen gibt es auf www.taz.de/nachtzugkritik.

Die Insekten kommen laut Umweltbundesamt außer in Privathaushalten vor allem in „Orten mit hoher Personenfluktuation“ wie Hotels, Flugzeugen oder eben Bahnen vor. Die Parasiten saugen Blut; ihre Stiche verursachen oft starkes Jucken. Im Gepäck können sie vom Zug in die Wohnung gelangen. Um dort alle Wanzen zu töten, sind häufig mehrere Einsätze von Insektengift nötig. Denn die Wanzen gelten als besonders widerstandsfähig. In Frankreich war die „Bettwanzen-Plage“ vor den Olympischen Spielen 2024 in Paris sogar Thema in der Nationalversammlung.

Meldung mit Foto

Die SNCF führt den Rückgang der Bettwanzen-Funde auf die „seit mehreren Jahren durchgeführte vorbeugende Behandlung“ der Waggons mit Insektiziden zurück. Bei Verdacht auf Befall eines Zugs werde konsequent gereinigt: „Sobald die Meldung eingegangen ist, behandeln wir den betroffenen Waggon systematisch vorsorglich, ohne unbedingt sicher zu sein, dass es sich um Bettwanzen handelt“, schrieb der Firmensprecher.

Seit April 2024 fordere die SNCF aber „ein Foto der gemeldeten Bettwanze, da es Fälle gab, in denen Gartenwanzen mit Bettwanzen verwechselt wurden“. Zudem habe sich positiv ausgewirkt, dass die Nachtzugwaggons von 2020 bis Sommer 2023 renoviert worden seien.

Die ÖBB erklärten lediglich: „Die Wagen werden täglich gereinigt. Bei Ungeziefer dann auch chemisch.“ Als befallen gemeldete Waggons würden „nach einiger Zeit nochmals“ gesäubert.

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6 Kommentare

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  • Soweit ich mich erinnere wurde berichtet, die Pariser Bettwanzenplage wäre durch Moskau von der Mücke zu Elephanten aufgeblasen worden.



    Aber gut daß es die lieben vorbeugenden Chemikalien gibt.

  • Wenn die Mittel in der Landwirtschaft eingesetzt werden, heißen die dann plötzlich nicht mehr Insektizide sondern Pestizide.



    Aber hier handelt es sich ja nur um Mittel die als sogenannte "Kontaktgifte" eingesetzt werden. Da kann man beruhigt direkt drauf schlafen.



    Und die dürfen hier sogar vorbeugend eingesetzt werden.

    • @Thomas2023:

      Pestizide sind der Oberbegriff und decken insgesamt ein größeres Gebiet ab als ein Insektizid. Pestizide können gegen Pflanzen, Pilze und Insekten (Herbizide, Fungizide, Insektizide) eingesetzt werden, wohingegen Insektizide, wie der Name schon sagt, nur gegen Insekten wirken. In der Landwirtschaft wird oft von Pestiziden gesprochen, weil eben das Anwendungsgebiet ein größeres ist, Insektizide werden aber auch in der Landwirtschaft eingesetzt, diese werden dann auch so bezeichnet. Dass hier plötzlich von Pestiziden anstelle von Insektiziden gesprochen wird, ist so also nicht ganz richtig.

    • @Thomas2023:

      "...Insektizide sondern Pestizide."



      Korrekterweise. Denn sie wirken nicht nur gegen Insekten, sondern zB auch gegen Milben.

      • @fly:

        Wenn man das so ausführlich darstellen wollte hätte man das hier zusätzlich noch Akarizide genannt um Milben mit einzuschließen.



        Ich wollte mit meinem Kommentar nur zum Ausdruck bringen, dass der Autor sonst (fast) nie den Begriff Insektizide verwendet sondern nur Pestizide wenn es um die Landwirtschaft geht.

    • @Thomas2023:

      Bettwanzen kriechen üblicherweise - wenn gereinigt wird - nicht auf der Matratze rum, sondern in den dunklen Ecken und Ritzen des Abteils.



      Und dort dürfte das Gift sinnigerweise auch angewendet werden - (hoffentlich) nachdem die Bettwäsche entfernt wurde..

      Das vorsorgliches Rumsprühen zwangsläufig Resistenzen trainiert ist ein anderes Problem.