piwik no script img

Rüstungsexporte in die TürkeiSo viele Waffen

Die Rüstungsexporte in die Türkei sind auf dem höchstem Stand seit 2006. Jahrelang wurden sie kaum noch genehmigt. Das hat sich in den letzten Monaten deutlich geändert.

Scholz und Erdoğan bei einer UN-Vollversammlung Foto: Michael Kappeler/dpa

Berlin dpa | Die Bundesregierung hat in diesem Jahr bereits Rüstungsexporte in die Türkei für 230,8 Millionen Euro genehmigt – so viel wie seit 2006 nicht mehr. Darunter waren Kriegswaffen für 79,7 Millionen und sonstige Rüstungsgüter für 151,1 Millionen Euro. Das geht aus einer Antwort des Bundeswirtschaftsministeriums auf eine Anfrage der BSW-Abgeordneten Sevim Dağdelen hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Rüstungslieferungen an den Nato-Partner Türkei sind wegen der Menschenrechtslage dort, aber auch wegen des internationalen Agierens der Regierung in Ankara umstritten. Nach dem Einmarsch türkischer Truppen in Syrien 2016 wurden die Exportgenehmigungen deutlich zurückgefahren und lagen in den vergangenen Jahren nur noch im niedrigen zweistelligen oder sogar einstelligen Millionenbereich.

Die jetzt veröffentlichten Zahlen spiegeln einen Kurswechsel in den letzten Monaten wider. Bereits Ende September hatte das Wirtschaftsministerium des Grünen-Politikers Robert Habeck mitgeteilt, dass wieder Torpedos, Lenkflugkörper und Bauteile für U-Boote in größerem Umfang für die Türkei genehmigt wurden.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) verteidigte die Lieferungen kurz darauf bei einem Besuch in Istanbul. „Die Türkei ist Mitglied der Nato, und deshalb gibt es von uns immer wieder auch Entscheidungen, dass es zu konkreten Lieferungen kommt. Das ist ja selbstverständlich“, sagte er nach einem Gespräch mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan.

Scholz offen für Lieferung von Kampfjets

Scholz zeigte sich sogar offen für die Lieferung von Eurofighter-Kampfjets, an deren Produktion Deutschland beteiligt ist. Er verwies darauf, dass darüber Gespräche zwischen Großbritannien und der Türkei geführt würden. Das sei etwas, das „von dort vorangetrieben wird“.

Die BSW-Politikerin Dağdelen kritisierte den Anstieg bei den Exportgenehmigungen für die Türkei dagegen scharf: „Angesichts der andauernden völkerrechtswidrigen Angriffe Ankaras gegen die Nachbarn Irak und Syrien sind die extremen Waffenexporte von SPD und Grünen ein fatales Signal.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • Vielleicht sollte man dem türkischen Regierungschef einmal genau zuhören, was er so alles mit seinen Waffen vorhat. Und diese Ankündigungen dann auch ernst nehmen. O-Ton Erdoğan:

    "Tayfun macht den Griechen Angst, sie fürchten, die Rakete werde Athen treffen." "Ja, sie wird Athen treffen, wenn sich die Griechen nicht ruhig verhalten."

    www.rnd.de/politik...GODNIF2NJT3EQ.html

    Und jetzt will Deutschland also in großem Stil Lenkflugkörper und sogar moderne Kampfjets an sein Regime liefern. Wer weiß, ob nicht in naher Zukunft von Deutschland gelieferte Artilleriegeschosse auf EU-Gebiet einschlagen werden. Dann wird unsere bornierte, ahnungslose und naive Politikerkaste aber bedröppelt aus der Wäsche schauen.

  • Man mag Frau Dagdelen mögen oder auch nicht, hier hat sie vollkommen Recht! Doch es ist wie immer in unserer Wertegemeinschaft. Wenn die Werte gerade passen - prima, wenn nicht, na dann kann man halt nix machen. Es erhält aber zumindest Arbeitsplätze bei uns, gell??