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Rohstoffvorkommen im MittelmeerIsrael ist jetzt Erdgasnation

Seit Samstag hat Israel Zugriff auf eigene Gasvorräte. Das Tamar-Feld bringt dem rohstoffarmen Land Unabhängigkeit – und Erdgas im Wert von rund 100 Milliarden Euro.

Quelle des Gasreichtums: Bohrinsel der Tamar-Lagerstätte. Bild: dpa

TEL AVIV dpa | Israel pumpt erstmals Erdgas aus einer Lagerstätte im Mittelmeer aufs Festland. Durch eine Leitung strömt seit Samstag Gas vom Tamar-Feld zur Weiterverarbeitung in die südisraelische Stadt Aschdod. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bezeichnete den Beginn der Förderung als „historischen Tag“, wie der israelische Rundfunk am Sonntag berichtete.

Das Gasfeld liegt etwa 90 Kilometer vor der Küstenstadt Haifa. Das kleine und sonst an Bodenschätzen arme Israel erhofft sich, von Erdöl- und Kohleimporten unabhängiger zu werden. Langfristig sollen die hohen Strompreise sinken.

Ägypten hatte vor einem Jahr die Erdgaslieferung nach Israel eingestellt. Auslöser waren zahlreiche Anschläge auf die Pipeline, die über die Sinai-Halbinsel führt. Zuvor kamen etwa 40 Prozent des in Israel verbrauchten Gases, das vor allem zur Stromerzeugung verwendet wird, aus Ägypten. Der Lieferstopp führte zu einem deutlichen Anstieg der Strompreise in Israel.

Die Gasbohrungen im Mittelmeer hatten vor mehr als vier Jahren begonnen. Die Tamar-Lagerstätte enthält etwa 240 Milliarden Kubikmeter Erdgas. Das entspricht etwa dem Zweieinhalbfachen des deutschen Jahresverbrauchs. Sobald ein weiteres, noch größeres Gasfeld im Mittelmeer in einigen Jahren erschlossen ist, könnte Israel sogar zu einem Gas-Exporteur werden.

Der ehemalige Finanzminister Juval Steinitz sagte dem israelischen Rundfunk am Sonntag, allein die Gasförderung aus dem Tamar-Feld könne Israel im kommenden Vierteljahrhundert eine Riesensumme von 450 Milliarden Schekel (knapp 100 Milliarden Euro) einbringen. Das Land sei nun eine „Gas-Großmacht“, frohlockte die israelische Zeitung Jediot Achronot am Sonntag in einer Schlagzeile.

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14 Kommentare

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  • TH
    Thomas H

    @Beobachter:

     

    Hier eine Karte der Gasfelder vor der israelischen Küste, mit der gestrichelt eingezeichneten israelischen Wirtschaftszone zur See, wie sie von Israel mit der Republik Zypern rechtswirksam vereinbart worden ist, und der so im Übrigen auch der Libanon zugestimmt hat:

     

    http://rafzen.files.wordpress.com/2010/12/gas-in-izrael.jpg

     

    Die von Ihnen gepostete Karte zeigt die gesamte geologische Formation, in der eingelagert sich die obigen Gasfelder zwischen Israel, Zypern und Libanon befinden.

     

    Im Libanon bemerkt man erst jetzt, dass es unter dem Meeresgrund vor der eigenen Küste sehr wahrscheinlich weitere größere Erdgasvorkommen gibt.

     

    Ich wünschen den Libanesen viel Erfolg bei der Erschließung und hoffentlich erfolgreichen Vermarktung jener Erdgasvorkommen, die sich vor ihrer eigenen Küste -und somit in ihrer eigenen legitimen maritimen Wirtschaftszone- erstrecken!

     

    Wenn sich die konkurrierenden diversen palästinensischen Führer weiterhin jedem Frieden mit Israel verschließen, werden sie wohl leider nicht in den Genuss der Förderung und Vermarktung jenes Erdgases gelangen, dass vermutlich auch vor der Küste des Gazastreifens existiert.

     

    Schade eigentlich ...

  • B
    Beobachter

    Wäre mal interessant zu erfahren, inwieweit die vor israelischer Küste liegenden Förderstätten das geologisch zusammenhängende Erdgasfeld, welches sich auch vor der Küste des Libanon und Gazas erstreckt, tangieren.

    Siehe diese Karte:

     

    http://oilprice.com/Energy/Natural-Gas/Massive-Natural-Gas-Field-Found-Of-Israels-Coast.html

     

    Schätze mal, dass sich "die einzige Demokratie in Nahost" wie schon längst üblich beim Wasser und Land schadlos an den arabischen Nachbarn halten wird, so wie die Herrschaften das seit 1948 tun.

     

    Der nächste Krieg (dieses mal wegen Erdgas) ist schon vorprogrammiert.

  • Z
    Zyniker

    @neumi:

     

    Sie haben den Sarkasmus in Rainers Beitrag nicht erkannt.

    Besonders der Ausdruck (Volks)-genossen ist eine schöne Anspielung auf die verwandten Argumente der Sozialisten und Nationalsozialisten.

  • M
    mehrdad

    übrigens verstösst der lieferstopp ägyptens klar gegen den friedensvertrag, aber das ist der UN sowas von scheissegal. es geht ja nur um juden und israel.

     

    ein grund mehr für israel, sich nicht auf irgendwelche zusagen der UN zu verlassen.

  • M
    mehrdad

    glückwunsch an israel und der jüdischen gemeinde weltweit.

     

    dieses winzige volk, dieses winzige land, haben es trotz verfolgung und ausrottungsversuche durch muslime, christen, nazis, kommunisten...zu einem punkt gebracht, wo ihre erfindungen nicht nur milliarden menschen täglich das leben erleichtern, sondern auch leben retten.

     

    ich gönne es diesem winzigen land vom ganzen herzen, auch etwas reichtum zu erlangen. golda meirs aussprache, dass gott den juden ein stück land ohne öl gegeben hat, muss jetzt wohl relativiert werden.:-)

  • J
    Jupp

    Können dadurch die UN-Hilfs-Organisationen in Zukunft stärker finanziell entlastet werden?

     

    Wie beim Irak unter Saddam Hussein hinsichtlich der Verwendung der Erdöleinnahmen, sollte die UN notfalls beschließen, die Einnahmen aus den Erdgasbohrungen für die entstandenen Lasten aus Flucht, Vertreibung und vorenthaltener Rückkehr zu verwenden.

     

    Müsste nur noch der dazu nötige Wille von der internationalen Staatengemeinschaft aufgebracht werden.

  • N
    Neumi

    @ Rainer David W.Die "Juden"haben in Europa viel besessen.Immobilien,Firmen,Kunst,Schmuck,Hausrat...etc was Ihnen durch arisierung und Mord abgenommen wurde!!!Selbst das Zahngold der von deutschen ermordeten Juden floss an die Reichsbank!!!sie sind doch bloß neidisch!!!Als Nazi kennen Sie sich ja aus mit zu unrecht aneignen!

  • G
    Gonzi

    Was kann Frau Knaul nun über den Finanzminister Lapid berichten?

     

    Lässt sich so die neue Regierungskoalition zusammenhalten, sind die erwarteten Einnahmen schon eingeplant oder lassen die sich erst in ferner Zukunft realisieren?

     

    Überhaupt ist nichts über Tatendrang aus Israel zu vernehmen, ist das so mit Obama vereinbart worden?

  • RD
    Rainer David W. Früh

    Ist ja klar, dass die israelhassende Meute jetzt aufschreit! Die Juden haben ja bekanntlich noch nie etwas besessen. Und wenn doch, dann war es unredlich angeeignet. Nicht zuletzt deshalb hat sich ja die gesunde deutsche Volksgemeinschaft auch erfolgreich von 33-45 gegen die Juden gewehrt....

    Und das von Opa und Papa als Vermächtnis den lieben noch immer braunen oder rot überlackierten Kleinen hinterlassen, so reden diese ganz im Sinne der Ahnen jetzt und hyperventilieren über die Tatsache, dass sie gegen die Bereicherung der Juden nichts machen können, als impotente Solidarität mit den Palis, die ihnen ansonsten am antifaschistischen Arsch vorbeigingen, wären da nicht die Juden im Spiel, oder ebenso impotente Boykottaktionen, keine Kirschtomaten mehr aus Israel zu kaufen. Diese Impotenz muss ganz schön an der deutschen Seele fressen, oder, (Volks-)Genossen???

  • S
    Senckbley

    Phantastisch. Nicht nur der See Genezareth ist seit den Regenfällen dieses Winters wieder auf normalem Niveau (und damit die Wasserversorgung erst einmal wieder gesichert), auch auf dem Energiesektor wird Israel jetzt so unabhängig wie Norwegen. Zusammen mit der Solarenergie ein schöner Mix.

     

    Nur die Djihadisten und Pipeline-Abfackler auf der Halbinsel Sinai haben sich wieder mal ins eigene Bein geschossen.

  • IQ
    Ignaz Quadratwurzel

    Gas hat bekanntlich seine ökologischen Vorteile und ist dennoch eine Ressource, mit der sparsam umgegangen werden müsste.

    Und seine Förderung ist nun mal nicht ohne Probleme.

     

    Und nach dem Tamer-Feld kommt dann der Zwist über die Seegrenzen zum Libanon erneut zur Sprache und was in der Küste vor dem Gazastreifen passiert?

     

    Stellt sich hier die Frage, in welchen Tiefen der Meeresgrund dort angebohrt wird. Dann die Frage, welche Firmen des Auslands dafür die Technologie bereitstellen.

     

    Sollte BP auch dabei sein, schließt sich ein Kreis. Schließlich war es Großbritannien, das unter Missachtung der Rechte der dort lebenden Bevölkerung, das Palästina als Siedlungsgebiet für Zionisten in Aussicht stellte. Heutzutage würde man dies glatt ein Kriegsverbrechen nennen.

     

    Der gestrige Tag des Bodens wäre also von den Palästinensern auch zu einem Tag der Küste und der See zu erweitern – aber dafür wird man in London und natürlich Berlin jedes Verständnis verleugnen.

     

    Und die bibeltreue USA? Was machen die nun mit den Philistern, die doch an der Küste gelebt haben sollen?

  • R
    R.J

    Fällt einem doch ein, wie man den Aufbau von Solaranlage im Westjordanland unterbindet und nun mutmaßlich dieses Gas und seine energetischen Umwandlungen an jene verkaufen wird, die man mehr oher weniger eingesperrt hält.

     

    Ein Grund mehr, diesen Staat für die Kosten seiner Existenz aufkommen zu lassen. Der ökonomische Nutzen der Gasvorkommen würde ohne ihre Vertreibung jenen zu Gute kommen, die seit Jahrzehnten in Flüchtlingslagern in und außerhalb Palästinas leben müssen.

     

    Da es dieser Staat auch unterlassen hat, in den 1967 zusätzlich besetzten palästinensischen Gebieten eine tragfähige Infrastruktur der Daseinsvorsorge, der Bildung und der Ökonomie zuzulassen oder zu schaffen, es sei denn für die eigenen Siedler, hoffentlich auch ein Grund für eine Kehrtwende in seinen Unterstützerstaaten.

  • F
    Falmine

    Na, prima. Damit ist hoffentlich sichergestellt, dass Israel nicht nur U-Boote bestellt, sondern sie auch bezahlt!

  • KW
    Kaiser Wilhelm

    Bei Worten wie Grossmacht wird mir schlecht.