Rohstoffe: Chávez bietet Südamerika Energiepakt an
Mit Öl und Gas zum Vorzugspreis sowie günstigen Krediten an die Nachbarn drängt Venezuela in den Mercosur.
PORTO ALEGRE taz Hugo Chávez wirksamste Argumente für die südamerikanische Integration heißen derzeit Energie und Petrodollars. Damit bemüht er sich auf seiner Südamerikareise, Boden wiedergutzumachen auf dem Weg Venezuelas in die südamerikanische Wirtschaftsunion Mercosur. In Brasilien und Paraguay konnten konservative Politiker nämlich bislang verhindern, dass die Parlamente dem Beitritt Venezuelas zum Mercosur zustimmen. Diese "kleinen Verzögerungen" gehörten zum Geschäft, meinte der venezolanische Präsident jetzt diplomatisch. Anfang Juli hatte Chávez den betreffenden Parlamentariern noch ein Ultimatum von drei Monaten gegeben.
Eine weitere Etappe in Chávez Energie-Offensive fand gestern in Uruguay statt. In der Hauptstadt Montevideo unterzeichnete er ein Abkommen über Energiesicherheit. "Venezuela ist von der Natur mit den größten Erdölreserven der Welt und den größten Erdgasreserven dieses Kontinents ausgestattet worden", sagte Chávez. Mit dem neuen Abkommen werde Uruguay mit "all der Energie versorgt, die es in diesem Jahrhundert braucht" - und das zu Vorzugsbedingungen.
Zuvor hatten sich Chávez und Argentiniens Staatschef Néstor Kirchner in Buenos Aires auf ein noch umfangreicheres Energieabkommen geeinigt, in dem sämtliche bilateralen Projekte zusammengefasst sind, etwa die jetzt beschlossene Gründung des neuen Energiemultis Petrosuramérica. Bis 2009 soll zudem eine 400 Millionen Dollar teure Flüssiggasanlage gebaut werden. Venezuela wird das dafür notwendige Gas wohl über den Seeweg liefern. Das Megaprojekt einer Gaspipeline durch Brasilien sei derzeit auf Eis gelegt, räumte Chávez ein.
Zudem kauft Venezuela erneut argentinische Staatsanleihen, diesmal 1 Milliarde Dollar in zwei Raten. Bereits in den vergangenen beiden Jahren waren durch ähnliche Transaktionen 4,5 Milliarden Dollar in Argentiniens klamme Staatskassen gespült worden - stets zu etwas günstigeren Konditionen als auf den Finanzmärkten üblich. "In der Region brauchen wir die internationalen Finanzorganisationen nicht mehr", verkündete Chávez zufrieden. Für Kirchner, der die Turbulenzen auf den Finanzmärkten besorgt verfolgt, sind die venezolanischen Petrodollars goldwert.
Am Freitag treffen sich Kirchner und Chávez erneut, als Gäste ihres bolivianischen Kollegen Evo Morales. Auch dort soll es um die südamerikanische Energie-Integration gehen. An der neuen Firma Petroandina, die im Norden der Provinz La Paz Erdöl fördern will, sind Bolivien zu 60 und Venezuela zu 40 Prozent beteiligt. Mit Argentinien einigte sich Bolivien auf den Bau einer Gaspipeline und einer Flüssiggasanlage.
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