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Rohingya-Flüchtlinge aus MyanmarAngst vor Umsiedlung auf Insel

Bangladesch hat die ersten Rohingya-Flüchtlinge auf eine flutgefährdete Insel umgesiedelt. Nun geht in den Flüchtlingscamps die Angst um.

Rohingya-Flüchtlinge, die nach Bhashan Char umgesiedelt werden, in einem Bus zum Hafen Foto: Mohammad Ponir Hossain/reuters

Berlin taz | Jahrelang war die Umsiedlung der Rohingya-Flüchtlinge eine Drohkulisse. Doch jetzt hat Bang­la­deschs Regierung zum Entsetzen vieler Beobachter*innen Ernst gemacht: Letzte Woche wurden rund 1.600 Rohingya auf die bislang unbewohnte Insel Bhashan Char im Golf von Bengalen umgesiedelt.

Die erst in den letzten Jahrzehnten entstandene Insel wird regelmäßig von Wirbelstürmen und Überschwemmungen heimgesucht. Weitere Umsiedlungen sollen folgen.

Seitdem geht in den Flüchtlingslagern unter den Völkermord-Überlebenden, die schon von jahrzehntelanger Verfolgung in Myanmar traumatisiert sind, die Furcht um. „Oh, mein Volk! Wo sind deine Zukunft und Ziele?“, klagt der Flüchtling Arfaat auf Twitter.

Auf Bhashan Char leben die Rohingya nicht wie im Camp in Bambushütten, sondern in Massenunterkünften aus Beton. Unklar ist nach wie vor, welche Unterstützung die Flüchtlinge auf der Insel bekommen, wo Medienberichten zufolge 350 Millionen Dollar investiert wurden.

Regierung: Flüchtlinge genießen Privilegien

Bangladeschs Premierministerin Sheik Hasina hatte gesagt, die neuen Anlagen auf der Insel seien besser als das, was selbst vielen Bangladeschern zur Verfügung stehe.

Offiziell argumentiert Bangladesch damit, die Lager mit der Umsiedlung entlasten zu wollen. Seit mehr als drei Jahren leben eine Million aus Myanmar geflüchtete Rohingya in mehreren dicht besiedelten Flüchtlingslagern entlang der Grenze.

Die anfängliche große Gastfreundschaft ist Spannungen gewichen. Mehrere Rückführungsaktionen nach Myanmar sind kläglich gescheitert. Die Regierung in Dhaka fühlt sich zunehmend vorgeführt. Aktuell wird ein Stacheldrahtzaun um die Lager errichtet.

Die Umsiedelung habe „ein unnötiges Schlaglicht auf Bang­la­deschs Umgang mit den Rohingya geworfen, während die wahren Täter der Verbrechen (Anm. d. Red.: Myanmars Militärs) weiter frei herumlaufen“, schreibt C R Abrar vom Thinktank Refugee and Migratory Movements Research Unit in Dhaka in der Zeitung Daily Star.

Schon im Sommer hatte Bang­la­desch mehrere Hundert Rohingya auf Bhashan Char angesiedelt, nachdem diese einen Fluchtversuch aus den Lagern unternommen hatten.

Unglaubwürdige Versprechen

Wenig später traten mehrere dieser Flüchtlinge in einen Hungerstreik. Das Leben auf Bhashan Char erschien ihnen so ausweglos, dass sie lieber wieder zurück in die Camps auf dem Festland wollten. Amnesty International berichtete von sexueller Gewalt durch Sicherheitskräfte auf der Insel.

Am Tag der Umsiedlung letzte Woche kursierten in den sozialen Medien Bilder von schluchzenden Flüchtlingen, die unter Aufsicht von Bangladeschs Elitepolizeieinheit RAB Busse bestiegen. Mahadi Muhammad von der französischen NGO Action Contre la Faim twitterte: „Als Mitarbeiter einer Hilfsorganisation fühle ich mich geschockt und traurig diese Bilder zu sehen. Als Bangladescher denke ich, wir könnten eine Umsiedlung freundlicher, geplanter und strukturierter durchführen.“

Doch nicht alle Umgesiedelten mussten gezwungen werden. Flüchtlinge berichten der taz, dass Bangladesch denjenigen, die freiwillig gingen, versprochen habe, bei einer Rückkehr nach Myanmar priorisiert zu werden. „Ein falsches Versprechen“, erklärt ein Mullah im Lager.

„Umsiedlungen kann es nur dann geben, wenn die Entscheidung freiwillig erfolgt und auf ausreichend Informationen beruht“, erklärte UNO-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi auf Twitter.

Die Vereinten Nationen waren nach eigenen Angaben nicht in die Umsiedlungspläne und die Auswahl Umzusiedelnder involviert. Ebenso wenig die Flüchtlinge selbst. „Uns fragt nie jemand, was wir denken oder wollen“, sagt Sawyeddullah frustriert.

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