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Risiko SelbstfesselungDen Schlüssel immer griffbereit

Es gibt schwer auflösbare Situationen, mit denen bei Selbstfesselung zu rechnen ist. Im Zweifel helfen da, wie sonst auch, andere Menschen.

Schlüsselfertig Foto: imago images/McPhoto

D ankenswerterweise stellte mein Mitbewohner keine Fragen, als ich eines Sonntags plötzlich mit auf dem Rücken gefesselten Händen in seinem Zimmer stand. Er war selber noch schlaftrunken, erst seit ein paar Stunden zurück von der Nachtschicht, ich hingegen hatte an diesem Tag schon eine Reihe schlechter Entscheidungen hinter mir.

Es war einer dieser eiskalten Tage, an denen man sich die Finger wund chatten kann in den Dating-Apps, aber einfach niemand Lust hat, das Haus zu verlassen, um woanders auf ein spontanes kinky Date vorbeizuschauen. Und obwohl ich normalerweise versuche, mir ein paar nette Kontakte für genau solche Gelegenheiten warmzuhalten, scheiterte ich an diesem Tag. Bei der Frage „Zu mir oder zu dir?“ waren weder ich noch meine Gegenüber bereit, einen Millimeter von unserer Position abzurücken.

Ich hatte aber nun gerade brandneue Handschellen, echte Polizeihandschellen, so wurden sie in dem windigen Onlineversand beworben. Und da nun niemand kam, sie an mir auszuprobieren, dachte ich, dass es ja kein Pro­blem sein kann, mir die Dinger selbst anzulegen, solange die Schlüssel griffbereit sind.

Ohnehin deponiere ich immer einen Handschellenzweitschlüssel an einer gut zugänglichen, aber versteckten Stelle im Schlafzimmer, für den Fall der Fälle. Andere Kink-Fans ­werden die Augen rollen ob dieser Gartenzwerg-­Jägerzaun-Variante von Fesselsex, aber ich habe ein gesteigertes Sicherheitsbedürfnis. Dazu ein andermal mehr.

Ich stellte natürlich nach kurzer Zeit fest, dass ich die Handschellen, da sie einmal – kkkkrek – eingerastet sind, mit dem winzigen Schlüsselchen nicht mehr aufkriege. Das Feingefühl meiner Finger habe ich grandios überschätzt.

Es gibt einen einfachen Weg aus dieser Lage, für den man allerdings eine gewisse Flexibilität der rückseitigen Oberschenkelmuskulatur und Beweglichkeit in der Wirbelsäule braucht. Dabei führt man die Handgelenke einfach unter dem Hintern hindurch, bis man die Knie umarmt, und zieht dann die Beine wie ein ­Klappmesser zusammen. Sind die Handschellen mal vor dem Körper, ist das Aufmachen auch kein Akt mehr. Leider kann ich noch nicht mal mit ausgestreckten Beinen meine Zehen berühren.

Freunde anrufen ohne Hände ist schwieriger geworden, bei den noppigen Kurzwahltasten der alten Handys war das mit dem Zeh möglich, bei Smartphones braucht es schon die Sprachsteuerung – wenn man nicht zusätzlich zu den Handschellen auch einen Ball­knebel angelegt hätte.

Ohne telefonische oder akrobatische Lösung bleiben dann also nur noch die Nachbarn. Oder der Mitbewohner, der in meinem Fall zum Glück nicht nur vorhanden, sondern auch daheim war, und obendrein die ganze Affäre recht unaufgeregt zu Kenntnis nahm. Er zuckte mit den Schultern, befreite mich – und legte sich wieder schlafen.

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Peter Weissenburger
Autor
Schreibt über Kultur, Gesellschaft, Medien.
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11 Kommentare

 / 
  • Sach mal so.

    Intimspray fürs Herz - Handschellen & 🍳



    &



    Ich mach mal was mit gender.



    &



    Fertig ist der Randgruppenjournalismus* ala taz.

    kurz - Will ja nicht Meckern.



    Aber mir würde das bi lütten denn doch auf die Eier gehen.



    Wo immer die gerade verkabelt sind.

    unterm—— *



    Dank geht an Harry Rowchet - ders glaub ich von ollen Röhl de Nööl hatte.

    • @Lowandorder:

      Ich verstehe Ihre Kritik nicht. Könnten Sie das verständlicher ausdrücken?

      • @Fallmanagerin:

        Ach was! Machens wieder ein auf -



        “…ich bin das Julchen vom Hinterhof -



        Bischen bekloppt & klein wenig doof?“*



        No way. Nich mit Vaddern. 👺

        unterm—- *



        Dank geht an unsere alte Dame - die damit gern & klug ihren Ältesten belegte



        Mein großes Bruderherz. Ein wahrer Spezialist darin - geb ehna gern downunder seine Adresse. Anke Richter erwähnte ihn unerkannt schon mal - wo er in alter Frische scheint‘s wiedermal seine kleine Fingerübung erfolgreich abgezogen hatte. 🥳

        (Altes Schlitzohr - all best - bei 102 liegt die Latte;)

        • @Lowandorder:

          Ich dachte eigentlich, dass ich eine rein sachliche Nachfrage gestellt habe, weil ich daran interessiert war, zu verstehen, was Sie sagen wollten. Dass nun als Antwort an mich eine persönliche Beleidigung kommt, wenn auch getarnt als Frage und in Reimform, macht mich etwas fassungslos.

          Dann halt nicht.

          @taz: Bitte überlegt mal, ob der Kommentar von lowandorder wirklich so okay geht mit der Nettiquette.

          • @Fallmanagerin:

            Wenn du den verstehen willst, hast du es nicht besser verdient. Der trollt sich hier unter jedem Artikel rum.

            • 7G
              76530 (Profil gelöscht)
              @Heinrich Ebbers:

              Oha, die Stunde der Erklärbären?

              Wer selber einmal jung war, dürfte spätestens seit den ersten Erfahrungen mit Kasperle wissen: alles eine Frage der Inszenierung,

              Und die erfordert nun mal verschiedene Rollen, mit denen die unterschiedlichen Bedürfnisse des Publikums angesprochen werden.

              Die Einen mögen es gerne kleinkariert. Doch es soll auch Andere geben ... Escht!

          • @Fallmanagerin:

            Doch halt da fällt mir ein - wie fein.



            Mr Mailtütenfrisch - zu Will & ehra Perle - wie die jetzt flechte Kerbe - fein:



            “ Die Akzeptanz von Firlefanz



            führt wieder mal zu Relevanz.







            Fehlt Eleganz beim Eiertanz,



            geht Mann am besten auf Distanz.“



            & podcast paardiologie - na wie?



            taz.de/Podcast-Paardiologie/!5624749/

            …servíce & Gern&Dannichfür

            (ps Geschätzte - nichts hat mir ferner gelegen - als Sie aufzuregen.



            Nur sind Sie mir erkennbar viel zu intelligent - als daß ich in ehra Fragansinnen anderes konnt gewinnen.



            Als schlitzohrig - einen aus der auch ehna geläufigen Kiste der Rhetorik.



            & sodele -



            Nischt für unjut & hoffe - es paßt ehna wieder ehra Hut. Jut. 😎

            • @Lowandorder:

              @lawandorder



              Wer im Firlefanzglashaus sitzt, sollte nicht mit Wortsteinen um sich werfen.

              • @Maria Burger:

                Ach was! Ne Keule von hinter der Säule?

                kurz - Volkers 👄 - tut auch sojet kund:



                “Wer im Glashaus sitzt - soll sich im Dunkeln ausziehn.“ - Gelungen. 👻



                & sodele -



                & Deern - aall ook min - doch erbot ja ich mich - frisch&heiter geb ich derohalber an uns fröhlich klugen -



                Mr Mailtütenfrisch - dess Strüßche 💐 - weiter - usw.

                unterm—- ad fontes - zu den Quellen -



                taz.de/Sueddeutsch...ter+Weissenburger/



                (Freitag 23:02;) Get it? Fein.

                & Däh sojet ganz - zu Firlefanz - 🧐



                “ Der Tribun Tullius Firlefanzus (im Original: 'Fanfrelus', französisch: Firlefanz = Tanzlied; Albernheit) reist als Sonderbotschafter Julius Cäsars durch das schöne Arvernerland und soll prüfen, ob sich die Arverner tatsächlich unterworfen haben. Entsprechend der Aussprache im französischen Original mit dem Dialekt der Arverner heißt Firlefanzus übrigens "Fanfreluche" (= richtige Aussprache für "Firlefanz"). Ein besonderer Gag, denn sein Name ergibt beim Aussprechen durch die lispelnden Arverner überhaupt erst einen Sinn.

                Während dieses Aufenthaltes im Arvernerland trifft er in der Nähe der Stadt Gergovia unglücklicherweise auf Asterix und Obelix, die sich auf den ernst gemeinten Ratschlag des Druiden Diagnostix, der das Thermalbad von Aquae Calidae leitet, das Arvernerland ansehen. Bei diesem ersten Zusammentreffen im Album "Asterix und der Arvernerschild" auf Seite 15 wehren sie sich nach dem Angriff der Legionäre und zeigen "Firlefanschusch", dass man sich nicht gleich aufregen und stattdessen mit der nötigen Ruhe die Völkerverständigung zwischen den Galliern und Römern vorantreiben solle. Nach diesen Erfahrungen meldet Firlefanzus seinem Auftraggeber Cäsar, dass die Arverner immer noch so aufrührerisch seien.…“ So geht das! 😈



                &



                Tja - das - stand zu erwarten.



                www.comedix.de/lex...us_firlefanzus.php



                &



                Always at your servíce - 🥳

              • 7G
                76530 (Profil gelöscht)
                @Maria Burger:

                Aber Gnädigste: Wo denn sonst, wenn nicht hier?

                Auf offener Straße wird das Werfen mit Steinen aller Art geahndet.

                Neuerdings - bei bestimmten Menschen - bereits das Werfen mit Wattebäuschen.