Richtlinie für Juden gefordert: FPÖ-Landesrat schockiert Österreich
Er wetterte gegen „Schwuchteln“, forderte eine „Gutmenschen-Abgabe“. Nun will FPÖ-Landesrat Waldhäusl orthodoxe Juden registrieren.
Wäre er im Landtag geblieben, so hätten seine Sprüche wohl kaum das Interesse der Öffentlichkeit erregt. Jetzt ist der Landwirt, der 1985 mit 30 Jahren den Hof seiner Eltern in Waidhofen an der Thaya übernahm, in der Landesregierung für Integration und Veranstaltungswesen zuständig. Darunter fallen auch Natur- und Tierschutz. Eigentlich harmlose Ressorts. Doch für jemanden, der in einer „Ausländer-raus-Partei“ sozialisiert ist, findet die unerwünschte Zuwanderung auch auf dieser Ebene statt. „Hunde mit Migrationshintergrund nehmen unseren Tieren leider oftmals den Platz in den örtlichen Tierheimen weg“, so Waldhäusl Ende Mai in den Niederösterreichischen Nachrichten. Er sei aus dem Zusammenhang zitiert worden, klagte er später.
Tatsache ist, dass bei Waldhäusl derartige Aussagen nicht überraschen, hat er nicht schon 2011 die ÖVP gescholten, dass sie für „Schwuchteln“ sicher Geld habe, während sie die Beihilfen für die Familien kürze? Der Träger des Großen Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich (2014) brachte sich im April, als Niederösterreich die Kürzung der Mindestsicherung für Asylwerber diskutierte, mit der Bemerkung ein, in diesem „Saustall“ müsse endlich aufgeräumt werden. Waldhäusl kommt aus dem Waldviertel, einer Gegend, die sich durch ihr raues Klima auszeichnet. Er hat Frau und drei Kinder und ist Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr.
Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner muss gewusst haben, wen sie da mit dem heiklen Integrationsressort betraut. Waldhäusls Sprüche sind aus den Protokollen des Landtags aktenkundig: „Es gibt immer wieder Spinner, die schreiben, wie super die Integration ist. Für diese Spinner habe ich kein Mitgefühl. Die Kinder der Asylwerber brauche ich nicht in den Kindergarten oder in die Schule zu schicken.“ Im Herbst 2016 schlug er vor, „all jene, die sich mit Refugees-welcome-Rufen gegenseitig überboten haben, sollen künftig eine freiwillige Gutmenschen-Abgabe leisten“.
Waldhäusls jüngster Coup ist eine Richtlinie, die orthodoxe Juden verpflichten würde, sich für den Kauf koscheren Fleisches zu registrieren. Argumentiert wird wieder mit dem Tierschutz und dem Eindämmen von Schächtungen. Der FPÖ-Mann sieht sich als Opfer, denn er habe nur die bereits von seinem sozialdemokratischen Vorgänger hinterlassene Verordnung ausgeführt.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
„Edgy sein“ im Wahlkampf
Wenn eine Wahl als Tanz am Abgrund verkauft wird
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
+++ Nachrichten zur Ukraine +++
Gespräche bei der Sicherheitskonferenz
Verlierer der Wahlrechtsreform
Siegerin muss draußen bleiben
Nach der Sicherheitskonferenz
Expressverbindung von München nach Paris