Richtfest am Bauhaus-Archiv: Ein lichter, leichter Turm
Der Rohbau der Erweiterung des 1979 eröffneten Bauhaus-Archivs ist fertig. Nach der Eröffnung wird hier dreimal so viel Ausstellungsfläche sein.
Sogar Hedwig Wingler ist zum Richtfest angereist, die Witwe des Bauhaus-Archiv-Gründers Hans Wingler. Schon bei der Eröffnung des Hauses von Walter Gropius 1979 habe ihr Mann gesagt: „Das Haus ist viel zu klein, wir brauchen einen Anbau“, erzählt sie.
Der Rohbau des überaus lichten, leichten Turms aus Stahl, Holz und viel Glas inklusive Dachabdichtung und unterirdischem Sockelgebäude ist bereits fertig. Mit 20 Metern ist er größer als das benachbarte Bauhaus-Archiv.
Zusammen mit dem frisch sanierten Altbau und einem weiteren Gebäuderiegel für Shop und Bistro wird er die bisherige Nutzfläche von 1.900 auf 4.200 Quadratmeter und die alte Ausstellungsfläche von 700 auf 2.000 Quadratmeter erweitern. Im Haushalt des Landes Berlin sind für das Bauvorhaben 92 Millionen Euro verankert, der Bund beteiligt sich mit 43 Millionen. Die Wiedereröffnung, so hoffen derzeit noch alle, wird 2025 sein.
Zaubertrank für Glücksgefühle
Es ist, als wären die Anwesenden an diesem sonnigen Vormittag allesamt in eine Art Zaubertrank für übernatürliche Glücksgefühle gefallen. Annemarie Jaeggi spricht von ihrem hochmotivierten Team, das sich seit 2018 mit einem Interimsstandort in der Knesebeckstraße begnügen muss. Schon jetzt sei es aufgrund der neuen Möglichkeiten in den neuen Räumen auf 50 Mitarbeiter*innen angewachsen.
Sogar ein Hufeisen hat sie mitgebracht. Es soll nach dem Richtfest eingegraben werden, und zwar wie üblich mit der Öffnung nach oben, sonst falle das Glück heraus. Anschließend hat die britisch-österreichische Kulturmanagerin Sarah Wedl-Wilson einen ersten, gut gelaunten Auftritt und lobt noch einmal das Engagement von Ex-Kultursenator Klaus Lederer (Linke), der dies alles auf den Weg gebracht habe. Seit fünf Tagen erst ist sie Berlins neue Kulturstaatssekretärin.
Am allertollsten aber sind die vielen Männer in Zimmermannskluft, die kleine Tabletts mit Sektkelchen durch die Menge balancieren. Einer von ihnen, Zimmerermeister René Quappe, ist ganz am Schluss mit seinem Richtspruch dran und sagt das Beste des ganzen Vormittags über das neue Bauhaus-Archiv: „Ich habe hier so viel Liebe reingesteckt.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!