Rhein bleibt nach Tankerunfall gesperrt: Schwierige Bergung
Der verunglückte Tanker blockiert weiter den Rhein. Die Bergung des mit 2.400 Tonnen Schwefelsäure beladenen Schiffes kann Monate dauern. Experten befürchten, es könnte in zwei Teile brechen.
ST. GOARSHAUSEN dapd | Nach der Havarie eines Tankschiffes im Rhein bei St. Goarshausen ist die Hoffnung gering, die zwei vermissten Bootsleute lebend zu bergen. Die Suche nach den beiden wurde am Freitagvormittag fortgesetzt. Rettungskräfte gehen die Ufer des Rheins ab, Hubschrauber sind mit Wärmebildkameras und Schiffe mit speziellen Peilgeräten im Einsatz.
Die Bergung des mit knapp 2.400 Tonnen Schwefelsäure beladenen, auf einer Seite liegenden Schiffes könne sich indes möglicherweise noch lange hinziehen, hieß es im Lagezentrums im Loreleyhafen von St. Goarshausen mit. Die Schifffahrt auf dem Rhein bleibt vorerst gesperrt.
Mittlerweile seien kleine Mengen an Schwefelsäure im Rhein gemessen worden, die vermutlich aus dem Havaristen stammen. Die Menge sei jedoch so gering, dass keine Gefahr bestehe. Die Entnahmestellen des Trinkwassers entlang des Flusses würden derzeit besonders streng kontrolliert, sagte ein Sprecher der Einsatzleitung.
Das 110 Meter lange Schiff "Waldhof" war Donnerstag auf der Höhe der Loreley gekentert. Die Ursache ist noch unklar. Zwei Bootsmänner konnten nach der Havarie verletzt an Land gebracht werden, von den beiden anderen fehlt jede Spur. Am Donnerstag waren noch Taucher an der Suche beteiligt, dies ist nun wegen des hohen Wasserstands nicht mehr möglich, sagte Innen-Staatssekretär Roger Lewentz (SPD). Der Rhein habe eine "extreme Strömung". Nach den Aussagen der beiden geretteten Männer befand sich ein Crewmitglied während des Unglücks am Steuerstand. Dieser wurde laut Schifffahrtsamt komplett abgerissen.
Mit der Bergung des Tankers wurde nach Angaben der Einsatzleitung eine Spezialfirma aus Mülheim an der Ruhr beauftragt. "Die Spezialisten sind optimistisch, das Schiff im Wasser drehen und mit der Ladung bergen zu können", sagte Lewentz. Dafür seien derzeit insgesamt vier Kräne von Rotterdam und Duisburg auf dem Rhein nach St. Goarshausen unterwegs. Sie sollen den Angaben zufolge in vier bis fünf Tagen eintreffen. Für die gesamte Bergung kalkuliert Lewentz mit bis zu vier Wochen.
Bei der Bergung mit Kränen besteht nach Informationen der Einsatzleitung die Gefahr, dass der Tanker auseinanderbricht. Daher werde auch die Möglichkeit diskutiert, die Schwefelsäure über Monate aus dem Tanker in den Fluss abzulassen. Diese verdünne sich so stark, dass keine Gefahr für die Umwelt bestehe, fügte der Sprecher hinzu. Dazu müsse die Säure aber in kleinen Mengen über einen langen Zeitraum abgelassen werden.
Am Freitag haben Mitarbeiter des Transport-Unfall-Informations- und Hilfeleistungssystems der Chemischen Industrie (TUIS) erstmals Schwefelsäure im Rhein gemessen. Diese stammt laut Staatssekretär vermutlich aus dem Havaristen. Die Menge sei jedoch sehr gering, und es bestehe keine Gefahr. Die Entnahmestellen des Trinkwassers entlang des Flusses würden derzeit besonders streng kontrolliert, fügte er hinzu.
Im Laufe des Tages soll die "Waldhof" an einem Ponton befestigt werden. Bisher wurde das Schiff mit Schleppern gesichert. Gelingt die Stabilisierung, wird das Wasser- und Schifffahrtsamt prüfen, ob ein beschränkter Schiffsverkehr an der Unfallstelle möglich ist, teilte die Behörde mit.
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