Reus übers Fahren ohne Führerschein: „Ich liebe alles mit vier Rädern“
Nationalspieler Marco Reus fuhr jahrelang ohne Führerschein Auto und wurde fünfmal geblitzt. Das flog aber erst jetzt auf. Eine Selbstauskunft.
taz: Herr Reus, warum sind Sie mehrere Jahre lang ohne Führerschein gefahren?
Marco Reus: Ich habe mich leider entschieden, diesen Weg zu gehen.
Warum gingen Sie diesen Weg?
Die Gründe kann ich heute selbst nicht nachvollziehen. Jeder muss da einfach seinen eigenen Weg finden, den man gehen kann, ohne sich als Mensch zu verändern.
Und Sie haben nie daran gedacht, dass Sie irgendwann einmal für die Konsequenzen aufkommen müssen?
Ich war in dieser Situation viel zu naiv, das war eine Dummheit.
Haben Sie nie Angst gehabt, erwischt zu werden?
Da bekommt man natürlich Angst, denn es kann ja jeden treffen.
Fußball-Nationalspieler Marco Reus muss wegen Fahrens ohne Führerschein 540.000 Euro Strafe zahlen. Der Dortmunder Oberstaatsanwalt Henner Kruse bestätigte der Zeitung die Vorwürfe gegen Reus, der demnach zwischen September 2011 und März 2014 mindestens sechsmal vorsätzlich ohne Fahrerlaubnis mit dem Auto unterwegs gewesen sein soll. „Ihm ist deshalb ein Strafbefehl von 90 Tagessätzen in einer Gesamthöhe von 540.000 Euro zugestellt worden“, sagte Kruse der Bild. Reus hat dem Bericht zufolge nie eine Führerschein-Prüfung absolviert. (dpa)
Auch Bundestrainer Löw hat kürzlich den Führerschein entzogen bekommen und musste viel Häme ertragen. Fürchten sie Ähnliches?
In puncto Eitelkeit sind Fußballer natürlich auch nicht anders als andere Männer. Aber ich glaube, dass wir beide geerdet genug sind, um genau zu wissen, was im Leben wirklich wichtig ist. Und die Frisur gehört sicher nicht dazu.
Aber solch eine Geschichte wird man nicht leicht los.
Wissen Sie, das ist dann eben eine Diskussion. Ich lasse das nicht so an mich heran. Ich kann das sehr gut: mich davon befreien.
Mit 18 Jahren haben sie zwei Fahrstunden genommen.
Man hat sich etwas mit aller Kraft gewünscht, und wenn das dann nicht klappt, fragt man sich schon, wofür man den ganzen Aufwand betreibt.
Aufwand?
Das ist, wie wenn jemand in einem beliebigen Beruf ein Vorstellungsgespräch hat, da geht es auch um viel, und manchmal klappt es einfach nicht.
Was bedeutet Ihnen das Autofahren?
Jungs wie ich lieben neben dem runden Leder alles, was vier Räder hat und schnell unterwegs ist. Wir wollen derart Gas geben, dass kein Weg an uns vorbeigeht.
Sie sagen „Jungs wie ich“?
Stimmt, manchmal bin ich noch wie ein Zwölfjähriger.
Wie waren Sie denn wirklich als Zwölfjähriger?
Als Kind hatte ich unheimlich viele Spielzeugautos.
Abgesehen von Ihrer Leidenschaft. Ein Auto kann sehr zweckdienlich sein, um dem derzeitigen Krisengerede in Dortmund schnell zu entkommen.
Es ist schon schwierig, vor allem in Dortmund. In anderen Städten ist es ein bisschen einfacher, aber ich habe damit kein Problem. Es ist nicht so, dass ich nur für ein Essen nach Düsseldorf fahre, nur um nicht erkannt zu werden.
Nun müssen Sie sich vermutlich die nächsten Jahre nach Düsseldorf fahren lassen.
Für mich ist ein Traum zerplatzt. Die ersten Tage waren extrem hart. Hinter mir liegt eine sehr lange Zeit, die ich in dieser Form möglichst nicht wieder erleben möchte.
Eine mental schwierige Situation?
Na klar, der Kopf spielt immer eine wichtige Rolle.
Zudem müssen sie nun 540.000 Euro Strafe zahlen.
Es ist viel Geld, ja. Aber für mich ist das keine Belastung.
Wann wagen Sie sich wieder ans Steuer?
Ich steige erst dann wieder ein, wenn ich bei 100 Prozent bin.
Wie weit sind Sie denn?
Ich bin dem Zeitplan sogar einen Tick voraus. So kann es gerne weitergehen.
Was meinen Sie damit genau?
Ich weiß heute, was ich machen muss. Aus meinen Fehlern habe ich viel gelernt. Ich bin schlauer geworden und weiß jetzt öfter, wie ich mich verhalten muss.
Das klingt aber nicht vollkommen beruhigend.
Ich habe meine Lehren daraus gezogen. So etwas passiert mir nie wieder.
Die taz-Sportredaktion versichert: Dieses Interview enthält ausschließlich Originalaussagen von Marco Reus
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