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Rennen ums Amt des britischen PremierministersBoris Johnson kann wieder antreten

Der Ex-Premier hat 100 Unterstützer in der Tory-Fraktion zusammen. Zuvor sprachen sich bereits genügend Parlamentarier für eine Kandidatur von Rishi Sunak aus.

Boris Johnson: Trotz Lügen und Skandalen schon bald zurück in 10 Downing Street? Foto: Peter Byrne/dpa

LONDON afp | Im Rennen um die Nachfolge der scheidenden britischen Premierministerin Liz Truss hat Berichten zufolge Ex-Premierminister Boris Johnson inzwischen die Unterstützung einer ausreichenden Zahl von Tory-Abgeordneten erhalten.

Der Johnson-Verbündete James Duddridge, Mitglied der Tory-Fraktion im Unterhaus, twitterte laut der Tageszeitung The Guardian: „Boris Johnson hat mehr als 100 Unterstützer.“ Wenig später schrieb BBC-Redakteur Chris Mason ebenfalls: „Mir wurde gesagt, dass Boris Johnson jetzt mehr als 100 Unterstützer hat und daher auf dem Stimmzettel stehen könnte, wenn er dies wünscht.“ Johnson selbst hat seine erneute Kandidatur bisher nicht bestätigt.

Die Begeisterung seiner Fans ist Rishi Sunak, wie schon während des parteiinternen Wahlkampfes gegen Liz Truss vor einigen Wochen, sicher Foto: Jacob King/dpa

Im Rennen um die Nachfolge der scheidenden britischen Premierministerin Liz Truss hatte Ex-Finanzminister Rishi Sunak als Erster die notwendigen hundert Unterstützer unter den Tory-Abgeordneten hinter sich versammeln können. Mehrere Abgeordnete bestätigten am Freitagabend, dass Sunak die Mindestanzahl erreicht habe.

„Es ist mir eine Ehre, der 100. Tory-Abgeordnete zu sein, der ‚#Ready4Rishi‘ (Bereit für Rishi) unterstützt“, schrieb der konservative Abgeordnete Tobias Ellwood auf Twitter. Bisher hat nur Unterhauschefin Penny Mordaunt ihre Kandidatur offiziell erklärt.

Innerhalb der Regierung hatten sich aber zuletzt auch mehrere Kabinettsmitglieder öffentlich für den vor wenigen Monaten wegen diverser Skandale als Premierminister zurückgetretenen Johnson ausgesprochen. Verteidigungsminister Ben Wallace sagte am Freitag: „Im Moment tendiere ich zu Boris Johnson.“ Er verwies darauf, dass Johnson die konservativen Tories 2019 zu einem klaren Wahlsieg geführt habe. Allerdings habe Johnson noch „einige Fragen zu beantworten“, fügte Wallace hinzu.

Auch Energie- und Wirtschaftsminister Jacob Rees-Mogg sprach sich für Johnson als Partei- und Regierungschef aus. Er schrieb im Kurzbotschaftendienst Twitter die Losung „#BorisorBust“ (Boris oder Nichts). Nur Johnson könne die nächste Parlamentswahl gewinnen. Kabinettsmitglied Simon Clarke versicherte Johnson ebenfalls seine Loyalität.

Ehemaliger Vize-Premier Raab warnt vor Johnson-Rückkehr

Sunak gilt derweil noch als der aussichtsreichste Kandidat – nicht zuletzt, weil er die katastrophalen Konsequenzen von Truss' Wirtschaftsplänen, die sie schließlich zu Fall brachten, vorausgesagt hatte. Auch Johnsons früherer Vizepremier Dominic Raab erklärte den Ex-Finanzminister im Sender „Sky News“ zum „herausragenden Kandidaten“. Vielen Anhängern des Ex-Regierungschefs gilt Sunak wegen seiner Rolle bei dessen Rücktritt jedoch als „Königsmörder“.

In einer Radiosendung der BBC sagte Raab, dass er sich nicht vorstellen könne, wie eine Rückkehr von Boris Johnson in die Downing Street mit den anstehenden Anhörungen im Untersuchungsausschuss zur sogenannten Partygate-Affäre in Einklang gebracht werden soll. Solange Johnson Gegenstand einer laufenden Ermittlung sei, könne Raab dessen mögliche Rückkehr an die Spitze der Torys nicht gutheißen.

Obwohl Raab betonte, dass er „zu Boris stehe“ und „großen Respekt vor ihm“ habe, sagte er, dass Großbritannien „nicht zurückgehen“ könne. Er fügte hinzu: „Wir können uns keinen Murmeltier-Tag und keine weitere Folge der Seifenoper rund um Partygate leisten. Wir müssen das Land und die Regierung voranbringen.“

Mehrheit der Briten gegen eine Rückkehr Johnsons

Laut einer neuen YouGov-Umfrage sind 52 Prozent der britischen Wähler dagegen, dass Johnson an die Macht zurückkehrt. Johnson war Anfang Juli nach einer parteiinternen Revolte gegen ihn wegen seiner viel kritisierten Amtsführung während seiner drei Jahre als Parteichef und damit später auch als Premierminister zurückgetreten. Truss wurde von den Parteimitgliedern zur neuen Vorsitzenden gewählt und wurde damit automatisch auch Regierungschefin.

Nach nur sechs Wochen im Amt verkündete Truss angesichts massiven Drucks auch aus der eigenen Partei am Donnerstag ihren Rücktritt. Grund waren massive Fehler in der Finanz- und Steuerpolitik, die zu heftigen Turbulenzen an den Finanzmärkten geführt hatten.

Die Bewerber müssen bis Montag die Unterstützung von mindestens 100 der 357 Tory-Abgeordneten vorweisen. Das bedeutet, dass höchstens drei tatsächlich kandidieren können. Danach müssen sich die Abgeordneten entweder auf zwei Kandidaten einigen, über welche die Parteimitglieder bis kommenden Freitag abstimmen, oder sie bestimmen direkt einen Kandidaten, der in die Downing Street einzieht.

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5 Kommentare

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  • 0G
    06438 (Profil gelöscht)

    ""Mehrheit der Briten gegen eine Rückkehr Johnsons.....""



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    Die politische Haltung der Briten spielt keine Rolle - die nächsten Wahlen finden in UK erst im Jahr 2025 statt.

    Entscheidend ist etwas anderes:



    Die britische extreme Rechte, deren euroskeptischer Kern der Brexiteers sich in der ERG (European Research group) versammelt hat, spaltet sich.

    Jacob Rees Mogg, Bill Cash, Priti Patel, Nadhim Zahawi und weitere haben bereits für Boris Johnson gestimmt - wobei führende Hardline -Brexiteers und Rechts-außen Politiker wie Kemi Badenoch, David Davis, Matt Hancock, Liam Fox, David Frost & Johnny Mercer und weitere bereits für Sunak gestimmt haben.

    Desweiteren: Auch die britische rechte Presse gibt Ihre Einheits - Rechtsradikalen - Haltung auf: Daily Mail richtet sich gegen Boris Johnson -- und der Telegraph macht weiter Propaganda für Johnson mit einem Artikel von Jacob Rees Mogg.

    Zitat Sunak hinsichtlich seiner Nominierung : ""The next generation of British people will have more opportunities than the last.""

    ==

    Der Schlachtruf der Brexiteers war bekanntlich "get back control" - über was eigentlich, ist nie deutlich geworden - sicher ist, das dieser Schlachtruf geradewegs in das heutige Chaos und Disaster Großbritanniens geführt hat.

    Wenn Sunak wieder über mehr Möglichkeiten für die Britten spricht geht das nicht ohne Europa. Da hat jemand begriffen, das wenn man sich den Marktplatz vor der Haustür abschneidet, man 1. dafür teuer bezahlt und 2. UK mit dieser Isolation nichts gewinnen kann - im Gegenteil.

    Nach Aussagen von Sun’s political editor, Harry Cole, möchte der enste Unterstützerkreis von Boris Johnson ihre Namen solange nicht öffentlich machen, solange nicht klar ist, ob Sunak & Johnson keinen gemeinsamen Deal schliessen.

    Es gibt sie also noch, die Dickschädel der Brexit - Hardliner, die weiterhin bereit sind gegen die Wand zu laufen.



    Aber es werden immer weniger.

  • Können die Torys wirklich so verrückt sein? Noch vor kurzem hätte ich es mir nicht vorstellen können. Heute schon.

  • Nein. Laut Guardian hat Boris keineswegs die Unterstützung von 100 Unterhaus Abgeordneten, diese Behauptung sei von dem Boris Lager gestreut worden ( würde mich jetzt nicht wundern ) , in Wirklichkeit habe er nur zwischen 50 und 60 Stimmen, auf die er zählen kann.

  • Die Rating Agentur Moody hat die Aussichten für GB von stable auf negativ heruntergestuft. Quelle Guardian.

  • Angesichts von Johnsons Lügen-Record sollten die 100 Stimmen für ihn besser unter Vorbehalt verbreitet werden. Im Gegensatz zu den Unterstützern Sunaks tun sich die britischen Medien jedenfalls schwer, diese vermeindlichen 100 Anhänger des Bobo-Kults ausfindig zu machen...