Regisseur Milos Forman ist tot: Mit der Psychiatrie kam der Oscar
Mit seinem Film „Einer flog über das Kuckucksnest“ wurde Milos Forman im Jahr 1975 berühmt. Jetzt ist der tschechische Regisseur gestorben.
Forman wurde 1932 in Mittelböhmen als jüngster Sohn eines jüdischen Lehrers geboren. Er war acht Jahre alt, als seine Eltern von der Gestapo verhaftet wurden, beide kamen in Konzentrationslagern ums Leben. An der Prager Filmakademie lernte Forman sein Handwerk. Mit Filmsatiren wie „Die Liebe einer Blondine“ (1965) und „Der Feuerwehrball“ (1967) zählte er zu den Vorreitern der experimentierfreudigen Neuen Welle des tschechoslowakischen Films.
Nachdem sowjetische Panzer 1968 den Prager Frühling niederschlugen, emigrierte Forman in die USA. Sein erstes Hollywood-Projekt, die Generationen-Satire „Taking Off“ (1971), holte zwar beim Cannes-Festival einen Jury-Preis, fiel aber an den US-Kinokassen durch. Vier Jahre später triumphierte er auf der Oscar-Bühne: „Einer flog über das Kuckucksnest“ wurde als bester Film und als bestes Drehbuch ausgezeichnet. Jack Nicholson und Louise Fletcher wurden als Darsteller geehrt, Forman wurde zum besten Regisseur gekürt.
1979 brachte Forman seine Verfilmung des erfolgreichen Hippie-Musicals „Hair“ in die Kinos. Mit der Mozart-Biografie „Amadeus“ (1984) besiegelt Forman seinen Erfolg in Hollywood. Der Film, der das Musik-Genie in einem neuen, nicht nur freundlichen Licht zeigt, erhielt acht Oscars, auch für die beste Regie.
Forman lebte zuletzt mit seiner dritten Ehefrau, der Schriftstellerin Martina Zborilova, und den 1998 geborenen Zwillingssöhnen im US-Staat Connecticut. Er sei ruhig gestorben und die ganze Zeit von seiner Familie und seinen Nächsten umgeben gewesen, sagte sie telefonisch aus den USA. Der letzte Abschied werde im engen Familienkreis stattfinden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Die Wahrheit
Der erste Schnee
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja