Regierungsbildung im Bund: Hajduk wird wohl Staatssekretärin
Die ehemalige Hamburger Umweltsenatorin Anja Hajduk soll Robert Habecks rechte Hand im künftigen Ministerium für Wirtschaft und Klima werden.
Die Psychologin und Bundestagsabgeordnete, die sich nicht mehr um ein weiteres Mandat beworben hatte, würde die grün geführten Ministerien koordinieren und den Kontakt zu den übrigen Ressorts halten.
Hajduk hat als haushalts- und kulturpolitische Sprecherin sowie als parlamentarische Geschäftsführerin der Fraktion der „Grün-Alternativen Liste“ die erste rot-grüne Koalition in Hamburg von 1997 bis 2001 begleitet. Keine leichte Aufgabe bei einem Koalitionspartner, der die Macht im Stadtstaat für sich gepachtet zu haben glaubte und den Grünen aus deren Sicht die Butter auf dem Brot nicht gönnte.
Bei der folgenden Bürgerschaftswahl stürzten die Grünen ab. Die CDU unter Ole von Beuest übernahm mithilfe der rechtslastigen Schill-Partei die Macht. Sechs Jahre später half Hajduk, die mittlerweile in den Bundestag gewechselt war, mit von Beust in Hamburg die erste schwarz-grüne Landesregierung zu schmieden.
Kohlekraftwerk geschluckt
Die Grünen hatten dafür die in weiten Teilen der Hamburger Politik als unverhandelbar geltende Vertiefung der Elbfahrrinne geschluckt und – wesentlich gravierender, weil von den Grünen im Wahlkampf anders versprochen – ein 1,6 Gigawatt großes Kohlekraftwerk im Stadtteil Moorburg.
Die Grünen setzten darauf, das Kraftwerk dem Betreiber Vattenfall genehmigungsrechtlich vermiesen zu können. Zuständig dafür wurde Anja Hajduk als Senatorin für Stadtentwicklung und Umwelt. Das Kraftwerk ging trotzdem in Betrieb. Sie und ihr Staatsrat Christian Maaß erreichten aber, dass es nur unter den Betrieb einschränkenden Auflagen zum Schutz der Elbe betrieben werden durfte.
In ihrer Rolle als Stadtentwicklungssenatorin startete Hajduk die ersten Wohnungsbauoffensiven, die der spätere Bürgermeister Olaf Scholz noch verstärkte. Eine wesentliche Weichenstellung nahm sie vor, indem sie den kompetenten und gut vernetzten Wohnungsbaukoordinator Michael Sachs aus den Reihen der SPD einsetzte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hype um Boris Pistorius
Fragwürdige Beliebtheit
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Russischer Angriff auf die Ukraine
Tausend Tage Krieg
BSW stimmt in Sachsen für AfD-Antrag
Es wächst zusammen, was zusammengehört
Kanzlerkandidat-Debatte
In der SPD ist die Hölle los
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken