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Reformen in katholischer KircheVatikan verschärft Kirchenrecht

Papst Franziskus reformiert das vatikanische Strafrecht und schafft klarere Regeln – etwa beim Thema sexualisierter Gewalt und kirchlichem Vermögen.

Der päpstliche Rat hat am Dienstag die Gesetzesänderung des Strafrechts des Vatikans verkündet Foto: Andrew Medichini/ap/dpa

Rom taz | Die katholische Kirche will aus ihrem Strafrecht künftig ein scharfes Schwert machen. Sexualisierte Gewalt etwa soll nicht mehr als ein Zölibatsverstoß, sondern als eine Straftat „gegen Leben, Würde und Freiheit des Menschen“ behandelt werden. Das geht aus einer Änderung des kirchlichen Gesetzbuches (Codex Iuris Canonici, kurz CIC) hervor, die am Dienstag veröffentlicht wurde.

Kirchliche Rich­te­r*in­nen sollen demnach nicht nur Übergriffe auf Minderjährige, sondern auch auf Erwachsene bestrafen können. Nicht mehr nur Vergehen von Priestern, sondern von allen kirchlichen Ver­tre­te­r*in­nen­ und grundsätzlich allen Gläubigen sollen zukünftig auch kirchlich, das heißt mit Geldstrafen, dem Entzug von Gehaltsansprüchen oder Exkommunikation bestraft werden. Anders als von Opferverbänden erhofft, verzichtet der Vatikan aber auf eine Ausdifferenzierung der Straftaten, sondern spricht allgemein von Vergehen gegen das sechste der Zehn Gebote: den Ehebruch.

Verstöße gegen die bestehende Anzeige- und Meldepflicht von Vergehen werden in Zukunft allerdings als eigene Straftat gewertet. Somit beschneidet die Gesetzesänderung Bischöfe und andere Führungspersönlichkeiten weitgehend in ihrem eigenen Ermessensspielraum, infolge dessen Vergehen in der Vergangenheit immer wieder vertuscht wurden. Erst am vergangenen Freitag hatte der Papst zwei „apostolische Visitatoren“ nach Köln geschickt, um den Umgang des dortigen Erzbischofs Rainer Woel­ki mit Fällen sexualisierter Gewalt in seinem Bistum zu überprüfen.

Bei der Reform des Kirchenrechts hat der Vatikan zudem finanzielle Vergehen wie Korruption genauer definiert und eine stärkere Ahndung verankert. Ein fahrlässiger Umgang mit kirchlichem Vermögen, wie er in Deutschland in den Bistümern Limburg und Eichstätt öffentlich wurde, ist in Zukunft mit Strafen und einer Wiedergutmachung verbunden. Neu ist aber auch, dass das Rechtsprinzip der Unschuldsvermutung einen Platz im Kirchenrecht findet.

Das reformierte Kirchenrecht könnte Re­for­me­r*in­nen aber auch aufstoßen: So wurden zum Beispiel die Weihe von Frauen zu Pries­te­rin­nen – eine zentrale Forderung der katholischen Reformbewegung Maria 2.0 – sowie die Spendung von Sakramenten an Menschen, denen der Empfang kirchlich verboten ist, als Straftat in den CIC übernommen. Dies betrifft etwa geschiedene, wiederverheiratete Ka­tho­li­k*in­nen oder solche, die in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung leben. Dass Rom homosexuelle Beziehungen nicht kirchlich anerkennen will, führte kürzlich zu einer deutschlandweiten Protestaktion unter dem Titel #liebegewinnt, an der sich über 100 katholische Gemeinden beteiligten.

Die Bearbeitung von gut zwei Dritteln des CIC stellt die erste größere Reform des Gesetzbuches seit 1983 dar und dauerte zwölf Jahre. Am 8. Dezember 2021 soll das neue Recht in Kraft treten.

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12 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Konkordat kündigen. Die Tat, die Verdunklung durch die Brokatstrukturen, die daraus folgende Strafvereitelung und Behinderung der Justiz - alles von Anfang an zur Staatsanwaltschaft. Die Brokatmafia soll intern regeln ob sie links- oder rechtsdrehende Hostien verwendet. Das reicht dann aber auch. Und schon gar nicht stehen die Pfaffen über dem Grundgesetz, dass die Gleichstellung von Mann und Frau fordert. Bin vor 40 Jahren aus dem Verein ausgetreten und sehe mich seither Tag für Tag bestätigt.

  • Nur zur Information: Diese "kirchliche Strafegesetzbuch" setzt die staatlichen Gesetze nicht außer Kraft, sondern kommt noch hinzu.

    Also: Wenn ein Priester sexuellen Missbrauch begeht, ermittelt selbstverständlich die Polizei und der Täter kommt in den Knast.



    Das kirchliche Gesetzbuch sieht dann ggf. zusätzlich noch vor, dass der Priester nach seiner Haftentlassung sein Amt nicht mehr ausüben darf.

    Leider ist dieser Zusammenhang vielen Menschen nicht klar, die denken, die kirche hätte eine Paralleljustiz, die dem staatlichen Recht entzogen ist. Dem ist definitiv nicht so.

    • 1G
      17900 (Profil gelöscht)
      @Breitmaulfrosch:

      Danke für die Klarstellung!

      • RS
        Ria Sauter
        @17900 (Profil gelöscht):

        Zuerst muss der Priester vor einem Weltlichen Gericht angeklagt werden.



        Daß dies in der Vergangenheit so selten geschehen ist, liegt am kirchlichen Vertuschungsprinzip.

        • @Ria Sauter:

          Geschätzte - müssens den zum wiederholten Male die Wahrheit ins Spiel bringen.



          Damit hat‘s die Firma - Ratze hin -



          Ratzefummel her - Nun mal nix am Hut!

          unterm—— servíce entre nous only —



          images.app.goo.gl/1AcgSijv5RcroQQt9 - 🤫 -

    • @Breitmaulfrosch:

      Ah - Na da schau her. Isser ja wieder.

      Unser Mr. Vollmundig vande 🐸 🐸 hüpft seiner Alleinseligmachenden zur Seite - Quack Quack - Na Logo - 😂 -

      Laßmer mal den vollmundigen Titel dieses Machwerks wech - so ist sojet aus dem Öffentlichen Dienst allgemein bekannt & heißt - Disziplinarrecht! Gelle



      & hie wie da gilt - (alter Dienstrechtler;)(



      “Da hackt eine Krähe der anderen kein Auge aus!“ Newahr!



      & Sie be🐸🐸n es ja selbst — Gellewelle!



      “… dass der Priester nach seiner Haftentlassung sein Amt nicht mehr ausüben darf.“ Welch Strafe. Wollnich!



      Mir kommen die 😭 - 🙀 - Freelanzen -



      Dann können seine Eminenz bei “Wein Weib & Gesang“ in einem Kloster seiner Wahl in Bella Italia die Sonne & sein karges Leben - etwas lecker Käse 🧀 & Chirozzo dabei - sein mieses Leben unter dem weiten Mantel 🧥 der Alleinseligmachenden frissten! 🥳🥳🥳



      (ok Weib vllt gestrichen 😑 & Gesang durch Frohlocken ersetzt!;) Schlimm 😱

      kurz - Anyone for Tennis 🎾 - 🐸 🐸 🐸



      m.youtube.com/watch?v=MB2f6-U72Zk



      Jungs laßt gehn - 🎸 🎸 🥁 -



      & btw



      “Willste nen Sumpf trocken legen?!



      Mußte nich die 🐸🐸🐸 fragen - kerr!“



      & Däh!



      Wieviel mehr gilt das für einen -



      Augiasstall dieser exorbitanten Güte - wa •

      kurz&knapp - Träum weiter Jung.



      Das is ja nicht strafbar - nur hirnrissig!



      Na - Si’cher dat. Dat wüßt ich ever.



      Da mähtste nix.



      Normal.

      Ende des Vorstehenden

  • Die Beschäftigung mit diesem Unsinn raubt einem den Atem: Wieso hat Kindesmissbrauch etwas mit Ehebruch zu tun? Weil der Pfarrer sein Stück am falschen Ort einsetzt? Das ist Täterdenken. Nein! Es ist doch ein Verstoß gegen das 5. Gebot: Du sollst nicht töten! Außerdem verdeckt der hochtrabende Begriff "kirchliches Strafrecht" die Tatsache, dass die härteste Strafe die Exkommunikation ist, und dass der schlimmste Fehler der letzten 50 Jahre ja gerade der war, dass man die Taten nicht an die weltliche Justiz gemeldet hat, sondern alles "intern" lösen wollte. Also "weiter so"? Sie haben nichts verstanden und wollen sich auch niemals wirklich ändern. Deshalb blende ich die Amtskirche seit Jahren systematisch aus meinem Denken aus und betrachte nur uns, "das Fußvolk", ansonsten könnte ich nicht mehr Katholik sein. Wir sind die Kirche. Die Spinner in Purpur können mich mal.

  • Der größte Clan, die größte Parallelgesellschaft hat sich also in Teilen neue Gesetze gegeben.

    Vielleicht hilft es ja etwas.

    • @Jim Hawkins:

      Gemach. Gemach.

      Codex Iuris Cannelloni - Newahr.



      Die Gesalbten sind nicht umsonst seit altersher so fein wohlbeleibt & geübt im Aussitzen. Gellewelle. Da mähtste nix.



      Normal.



      &



      Die Alleinseeligmachende - hat bekanntlich noch ganz anderes überlebt

      unterm—-Becker/Alich sagen wie‘s geht



      m.youtube.com/watch?v=uZKArxVEm8U



      Ich bin so froh, dass ich nicht evangelisch bin - laßt gehn Jungs -

      • @Lowandorder:

        Da ist etwas dran. Wenn Gottesdienst, dann katholisch. Da kriegt man ordentlich was geboten fürs Geld.

        Und: Das Leben ist nicht Pflicht und arbeiten, man sündigt vielmehr hie und da ein wenig, geht zur Beichte und das Konto ist wieder glatt.

  • RS
    Ria Sauter

    Dies eine Reform zu nennen, ist schon.mehr als etstaunlich.



    Kirchliche Richter sollen entscheiden.



    Alles beim alten Gemauschel.

    • @Ria Sauter:

      Liggers. Aber alles im Dienste des Herrn