Recycling von Plastik: Zu viel Müll aus Joghurtbechern
Recycelte Rohstoffe sind wichtig für die Kreislaufwirtschaft, aber selten vorhanden. Ein Bundestagsbericht zeigt, was es für deren Förderung braucht.
Die Bundesrepublik ist also bei weitem nicht auf Kurs bei der geplanten EU-Verpackungsverordnung. Diese besagt, dass ab 2030 Verpackungen grundsätzlich recycelbar sein sollen. Die Regelung dürfte in Bälde verabschiedet werden – sofern sie nicht von der FDP blockiert wird.
Neben der heterogenen Zusammensetzung der Abfälle liegt die geringe Recyclingquote laut dem Bericht vor allem am wachsenden Anteil von verschiedenen Materialien in einem Produkt, also etwa Papier, Kunststoff und Metall, wie das bei Joghurtbechern der Fall ist. Dazu komme der hohe Verunreinigungsgrad durch Produktreste oder auch Etiketten, Klebstoffe und Lackierungen, die ein hochwertiges Recycling von Kunststoffen aus Verpackungen erschweren würden.
Der Studie des TAB zufolge gehörten zu den typischen Hemmnissen ein nicht recyclinggerechtes Produktdesign, eine unzureichende Sammlung der Abfälle sowie insgesamt ungünstige ökonomische und rechtliche Rahmenbedingungen. Deshalb werden verschiedene Ansätze zur Verbesserung der derzeitigen Situation präsentiert.
Plastiksteuer gefordert
„Der Bericht des TAB zeigt, dass das nicht das Ende der Fahnenstange ist, es ist bestimmt eine Verdoppelung des derzeitigen Rezyklat-Anteils von 15 Prozent möglich“, sagt Professor Henning Wilts, Leiter des Forschungsbereichs Kreislaufwirtschaft beim Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie. Wilts fordert eine Mindestrezyklatquote, also eine Vorschrift, die Mindestmengen an Rezyklaten in Kunststoffen vorschreibt.
Dies wird auch im TAB-Bericht gefordert. Zudem brauche es schärfere Vorgaben für ein kreislauffähiges Produktdesign. Ebenfalls wird im Bericht chemisches Recycling als Möglichkeit angegeben. Dabei werden Kunststoffe in ihre chemischen Einzelteile zerlegt, die dann wiederum zur Herstellung von neuem Kunststoff verwendet werden können. Allerdings schreiben die Autor:innen, dass derzeit noch „höchst unsicher“ sei, ob chemisches Recycling „ökologisch sowie wirtschaftlich vorteilhafte Alternativen zur werkstofflichen Verwertung bieten – also dem herkömmlichen, mechanischen Recycling.
Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der Deutschen Umwelthilfe gefällt schon die Wortwahl nicht: „Die Zerlegung von Abfall in seine ursprünglichen Bestandteile kann nicht Recycling genannt werden.“ Sie spricht sich auch für Rezyklat-Quoten aus, aber nur, wenn die Rezyklate aus werkstofflichem Recycling stammen. Metz betont, dass das größte Problem nicht beim Recycling liege. Die erste Priorität sollte der Reduktion von Plastikverpackungen und damit der Abfallreduktion gelten. Dann müssten Mehrwegverpackungen gefördert werden. Und erst an letzter Stelle stehe das möglichst effiziente Recycling. Konkret fordert Metz eine bundesweite Steuer auf Einwegverpackungen nach dem Vorbild von Tübingen.
Auch der TAB-Bericht kommt zum Schluss, dass es wichtig wäre „die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für werkstoffliches Recycling zu verbessern“, beispielsweise über Abgaben auf Kunststoffverpackungen, die überwiegend aus nicht recyceltem Kunststoff bestehen – sprich eine neue Plastiksteuer. Zudem seien Investitionen in die Sortiertechnik wichtig, die den Plastikabfall besser trennen kann. Außerdem müsse die Verpackungsindustrie die Menge an verschiedenen Bestandteilen des Kunststoffes reduzieren.
Deutsche produzieren im Schnitt pro Kopf und Jahr rund 226 Kilogramm Verpackungsmüll, Tendenz steigend. Oft besteht dieser aus Kunststoff. Die Produktion verursacht Treibhausemissionen und müsste daher dringend gedrosselt werden. Nun wird der Bericht des TAB in den relevanten Ausschüssen im Bundestag besprochen, die Erkenntnisse könnten in die Gesetzgebung zur Kreislaufwirtschaft fließen.
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