Rechtsmotivierte Straftaten: Mehr rechte Angriffe in Sachsen
Im Jahr 2018 gab es 38 Prozent mehr rassistische und rechtsmotivierte Angriffe in Sachsen. Das hat auch mit den Ereignissen in Chemnitz zu tun.
Die schwerwiegendste Tat: Die Tötung des 27-jährigen Christopher W. im April in Aue. W. sei aufgrund seiner sexuellen Orientierung angegriffen worden, so die RAA. Die drei Täter, die aus der rechten Szene stammen und derzeit vor Gericht stehen, hätten ihn mehrfach als „Schwuchtel“ beschimpft.
Außerdem zählten die Opferberatungsstellen 223 Körperverletzungen, 79 Nötigungen und Bedrohungen und fünf Brandstiftungen, darunter auf ein Restaurant in Chemnitz. 208 der Taten seien rassistisch motiviert gewesen, so die RAA.
Der Anstieg der Angriffe geht insbesondere auf die Ereignisse im vergangenen Sommer in Chemnitz zurück. Nachdem ein Mann mutmaßlich von Geflüchteten getötet worden war, hatten AfD und Pro Chemnitz gemeinsam mit Pegida und Neonazis demonstriert, die Hetze gegen Geflüchtete und MigrantInnen spitzte sich zu, die Stimmung in der Stadt eskalierte.
Anzahl der Angriffe in Chemnitz vervierfacht
Im vergangenen Jahr vervierfachte sich die Anzahl der Angriffe in Chemnitz, der Großteil der Taten wurde während oder im Nachgang der Ereignisse im Sommer begangen. Weitere regionale Schwerpunkte waren Dresden und Leipzig, wo jeweils 60 Angriffe verübt wurden.
Die Zahlen der RAA weichen von denen der Polizei ab. Die Gründe: Laut RAA wurde bei nur drei Vierteln der Fälle Anzeige erstattet. Zudem bewertet die Polizei manche davon anders als die Opferberatungsstellen. 241 der Fälle, so die RAA, seien polizeibekannt, 154 von diesen wurden offiziell als politisch motivierte Kriminalität von rechts eingestuft. Vor wenigen Tagen erst war bekannt geworden, dass auch antisemitisch motivierte Straftaten in Sachsen deutlich zugenommen haben.
Auch Opferberatungsstellen in anderen östlichen Bundesländern haben in den vergangenen Tagen Zahlen präsentiert. Demnach haben die Angriffe in Berlin (309 Fälle) im Vergleich zu 2017 zugenommen, in Brandenburg ist ihre Anzahl etwa gleich geblieben (174 Fälle), in Mecklenburg-Vorpommern ist sie leicht rückläufig (96 Fälle). Dort aber wird gewarnt, die Attacken würden immer enthemmter.
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