Rechtsextreme in Schleswig-Holstein: Razzien beim Arischen Kreis

Neonazis aus Schleswig-Holstein sollen eine kriminelle Vereinigung gebildet haben. Ihr Anführer ist ein notorischer Gewalttäter.

Eine Polizeirazzia von vermummten Beamten.

Polizisten durchsuchen eine Wohnung bei den Razzien gegen den „Aryan Circle“. Foto: Markus Scholz/dpa

HAMBURG taz | Der Dienstagmorgen begann für Bernd Tödter wie schon einige Morgen. Um sechs Uhr stand die Polizei bei dem mehrfach verurteilten Rechtsextremen vor der Tür in Bad Segeberg. Zeitgleich ließ die Staatsanwaltschaft Flensburg die Wohnungen von elf weiteren Anhängern der von Tödter gegründeten Gruppe „Aryan Circle Germany“ in Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Hessen durchsuchen. Die Beschuldigten sollen sich zusammengeschlossen haben, um rassistische Körperverletzungen und Sachbeschädigungen sowie Straftaten nach dem Waffengesetz zu begehen.

Bei den Beschuldigten im Alter zwischen 19 und 57 Jahren stellten die Polizei Datenträger und auch Drogen sicher. Mit der Maßnahme wollen die Ermittler den Vorwurf der Bildung einer kriminellen Vereinigung überprüfen.

Im Juli 2019 hatte Bernd Tödter die Gruppe gegründet. Da war der Mittvierziger, der auch mal vor einem Bild Adolf Hitlers posiert, gerade aus Nordhessen in seinen Geburtsort Bad Segeberg zurückgekehrt. In einem Aufruf erklärte Tödter, dass nach dem Verbot seiner früheren Kameradschaft Sturm 18 im Jahr 2015 in Hessen „die dahinterstehenden Personen deshalb nicht gebrochen“ seien. Sie würden ihr „(Un-)wesen jetzt unter der Fahne des international tätigen ‚Aryan Circle‘ treiben“. Tödters Appell: „Es ist Zeit zu handeln, komm zu uns.“

1993 Obdachlosen zu Tode geprügelt

Tödter hatte schon 1993 mit einem Mittäter einen Obdachlosen zu Tode geprügelt. Dafür wurde er zu zwei Jahren Haft verurteilt. Weitere Haftstrafen folgten – auch wegen Vergewaltigung. Im Mai 2016 musste er schließlich in Haft, weil er mit Anhängern des Sturms 18 mehrere Personen misshandelte, die der Kameradschaft nicht beitreten oder austreten wollten. Ein Mann wurde auf Befehl Tödters eine Woche lang festgehalten und gequält.

Seit 2002 hatte Tödter die Kameradschaft Nordhessen und den Sturm 18 angeführt. In Haft gründete er zudem die „Aryan Defense Jail Crew“. 2011 bot Tödter dem hessischen Verfassungsschutz aus der Haft heraus Informationen zum NSU an. Als er dazu 2015 in den NSU-Prozess geladen wurde, konnte er sich daran angeblich nicht mehr erinnern. Für Tobias von Pein, SPD-Innenexperte in Schleswig-Holstein, ist Tödter „einer der gewaltbereitesten und gefährlichsten rechtsextremen Intensivtäter“. Für diesen sei ein Menschenleben nichts wert.

In Bad Segeberg konnte Tödter zuletzt Jugendliche für den vermeintlichen Kampf um den „Erhalt der weißen Rasse“ gewinnen. Als er versuchte, Schüler*innen anzusprechen, erhielt er am Berufsbildungszentrum Hausverbot. Zudem fotografierte Tödters Aryan Circle im September in Bad Segeberg auch die Teilnehmer*innen des Klimastreiks. Mitglieder der Gruppe suchten die Anmelderin auch zu Hause auf. Am 17. Oktober griff ein Anhänger in Sülfeld zudem zwei Personen an, die Aufkleber mit rechtsextremen Parolen entfernten.

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