Rechter Lehrer an Waldorfschule Minden: Noch immer nicht gefeuert
Waldorflehrer Wolf-Dieter Schröppe sitzt einem rechten Verein vor und schreibt für rechte Publikationen. Die Schule überlegt, ob sie ihn behalten will.
Schon seit April schwelt der Konflikt. Zwei Schülerinnen waren Berichte über die Ahnenstätte Conneforde aufgefallen: Auf diesem Friedhof bei Oldenburg lassen sich Altnazis beerdigen. Vorsitzender des Trägervereins ist Schröppe. Vor sieben Jahren hatte er das Amt von dem Rechtsextremen Alfred Mahnke übernommen, der 1972 für die NPD bei der Bundestagswahl kandidierte. Der in der Schule bisher geschätzte Lehrer unterhielt zudem weitere Kontakte zu weit rechts stehenden Weltanschauungs- und Glaubensgemeinschaften.
Seit Juni fordert der Bund der Freien Waldorfschulen, dass die Mindener sich von dem Kollegen trennen, sonst könne der Ausschluss der Schule aus dem Verband geprüft werden.
Im Laufe der Auseinandersetzungen fanden viele Gespräche statt. Zwei Gutachten konnten nicht gegensätzlicher ausfallen. Das Kollegium der Waldorfschule attestierte Schröppe, keine rechtsextreme Gesinnung zu haben. Die „Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus im Regierungsbezirk Detmold“ resümierte indes, dass sich in Schröppes Texten „Denk- und Argumentationsmuster der ‚völkischen Ideologie‘“ wiederfinden. „Er muss als Aktivist innerhalb eines extrem rechten völkischen Netzwerks gesehen werden“, sagt Frederic Clasmeier, einer der Autoren der Mobilen Beratung.
Das sieht er durch neuere Erkenntnisse bestätigt. Denn mittlerweile liegt der taz eine über 20 Jahre alte Aufnahme vom Vorstand der deutschen Schule im argentinischen San Carlos de Bariloche vor. Das Foto zeigt den späteren Waldorf-Lehrer zusammen mit dem SS-Kriegsverbrecher Erich Priebke.
Bei den Gesprächen Mitte der Woche sollten Bedingungen für eine weitere Zusammenarbeit vereinbart werden, sagte der Schulsprecher. So sollte Schröppe zum Beispiel den Vereinsvorsitz abgeben. Ob das umgesetzt wurde, ist unklar. „Über den Inhalt der Gespräche möchte ich nichts sagen“, erklärt Schubert – „damit nicht das Kollegium, Eltern und Schüler über die Presse vom Stand der Gespräche erfahren.“ Für Dienstag ist ein weiterer Gesprächstermin vereinbart.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko
Dieter Bohlen als CDU-Berater
Cheri, Cheri Friedrich
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Hybride Kriegsführung
Angriff auf die Lebensadern