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Rechte Gewalt in DresdenMesserattacke auf Libyer

In der sächsischen Hauptstadt hat ein Deutscher einen Migranten angegriffen. Die Staatsanwaltschaft vermutet dahinter Rassismus.

Graffiti in Dresden Foto: Sven Elliger/imago images

Dresden taz | In Dresden ist ein 36-jähriger Deutscher verhaftet worden, der in einer Straßenbahn einen 26-jährigen Libyer mit einem Messerstich lebensgefährlich verletzt haben soll. Ein Ermittlungsrichter habe am Mittwoch Haftbefehl gegen den Beschuldigten erlassen, teilte die Dresdner Staatsanwaltschaft mit. Ihm wird gefährliche Körperverletzung vorgeworfen.

Nach bisherigen Erkenntnissen ist der Deutsche dringend verdächtig, am Montagnachmittag gegen 14 Uhr in der Linie 13 an der sehr belebten Haltestelle Straßburger Platz dem Libyer in den Hals gestochen zu haben. Die Schnittwunde sei etwa zehn Zentimeter lang und eineinhalb Zentimeter tief und habe die Halsschlagader nur knapp verfehlt, heißt es in der Mitteilung der Staatsanwaltschaft. Im schlimmsten Fall hätte die Wunde „in sehr kurzer Zeit zum Verbluten des Geschädigten führen können“.

Das Opfer soll zunächst versucht haben, einen Streit zwischen dem mutmaßlichen Täter und zwei Syrern zu schlichten. Der Deutsche sei daraufhin in Wut geraten und habe auf den Libyer eingestochen. „Hass über die ethnische Herkunft des Geschädigten“ soll laut Staatsanwaltschaft dabei eine Rolle gespielt haben. Die Ermittlungen werden vermutlich noch längere Zeit andauern.

Erst am Aschermittwoch hatte ein betrunkener 18-jähriger Deutscher in Dresden-Pieschen grundlos und spontan auf einen Rentner eingestochen, bevor er von einer Gruppe Passanten überwältigt wurde. Im April vorigen Jahres war im Plattenbaustadtteil Gorbitz, wo etwa ein Drittel der in Dresden untergebrachten Asylbewerber lebt, ein Afghane von einem Deutschen gezielt verfolgt, geschlagen und mit einem Messer bedroht worden. Im Mai 2019 verletzte ein 17-jähriger Syrer im gleichen Stadtteil zwei junge Deutsche durch Messerstiche.

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