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Rechte Bücher in der BibliothekPropaganda zum Ausleihen

Wie sollen Bibliotheken umgehen mit Publikationen rechter Verlage? Die Position der Stadtbücherei Bremen dazu ist Thema in der Deputation

Hinten in der Halle 4.1 fand sich bei der Frankfurter Buchmesse ein ruhiges Eckchen für rechte Verlage Foto: dpa

Bremen taz | Gehören Bücher aus rechten Verlagen ins Bibliotheksregal? Und: Wird so eine demokratische Diskussion ermöglicht oder gefährliche Ideologie erst verbreitet? Am Mittwoch diskutiert die Kulturdeputation über den Umgang der Stadtbibliothek mit Büchern aus rechten Verlagen.

Bundesweit debattieren Bibliothekar*innen über diese Fragen. Auf einer Podiumsdiskussion im Rahmen des Bibliothekartages im Juni in Berlin mahnten die einen, dass Informationsfreiheit oft mit Angriffen auf die Menschenwürde kollidiere. Andere erklärten, Bibliotheken müssten die informationelle Grundversorgung garantieren, wozu auch Werke aus rechten Verlagen gehörten.

So sieht man es beispielsweise bei der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam, wo gleich ein großer Schwung an rechten Büchern angeschafft wurde – darunter Werke aus dem auf Verschwörungstheorien spezialisierten Kopp Verlag sowie aus dem Antaios Verlag, mit enger Verbindung zur rechtsextremen „Identitären Bewegung“.

Und in Bremen? Die Grünen hatten dazu den Senator für Kultur um einen Bericht gebeten. Tatsächlich stehen laut Kultursenator auch in der Stadtbibliothek derzeit vier Titel aus dem Kopp Verlag. Was das bedeutet, offenbart schon eine kurze Suche im Katalog: Einer der vorhandenen Titel ist das Buch „Die Destabilisierung Deutschlands“ von Stefan Schubert. Die Stadtbibliothek informiert in der Annotation: Mit Beispielen unterstreiche der Autor seine Überzeugung, dass Deutschland „islamistisch unterwandert“ wäre. „Die Ursache sieht er in der angeblichen Tatenlosigkeit der Bundesregierung, die sich amerikanischen Interessen gebeugt habe.“ Mehrere Exemplare dieses verschwörungsideologischen Werkes sind auszuleihen – in der Zentralbibliothek und in Vegesack.

Diskussion führen und ermöglichen

Für den Umgang mit Literatur aus rechten Verlagen existiere „kein Patentrezept“, erklärt der Kultursenator und verweist auf ein Positionspapier des Dachverbands „Bibliothek & Information Deutschland“ von 2016. Der spricht sich darin eindringlich dafür aus, dass Bibliotheken die Diskussion über umstrittene Werke ermöglichen und führen sollten.

Auch die Bremer Stadtbibliothek, so erklärte der Senator, vertraue auf die Mündigkeit der BürgerInnen und bekenne sich zu einem freien Zugang zu Quellen. Allerdings würden Medien, die eindeutig dem rechten Spektrum zuzuordnen sind, weder aktiv über das Lektorat bestellt, noch auf Kundenwunsch für die Stadtbibliothek erworben.

Jedes Buch aus einem rechten Verlag in der Stadtbibliothek ist eines zu viel

Robert Hodonyi, Kulturdeputierter für die Grünen

Bücher, wie das aus dem Kopp Verlag, würden indes quasi per Dauerauftrag in den Bestand gelangen. Denn tatsächlich fand sich der besagte Schubert-Titel zeitweilig auf der Bestseller-Liste des Spiegels. „Um den Bürgerinnen und Bürgern aktuell stark gefragte und diskutierte Titel schnell anbieten zu können, bezieht die Stadtbibliothek über Standing Order Titel verschiedener Besten- und Bestseller-Listen“, heißt es dazu im Senatsbericht. Diese würden klar als Bestseller der aktuellen Liste präsentiert und später in den regulären Bestand übernommen. Eine besondere Kennzeichnung gebe es für solch rechte Publikationen dann allerdings nicht. Sie stünden „im Fachbestand in einem hinreichenden Kontext anderer Titel zur Politik, Geschichte und Soziologie und Sozialwissenschaften.“

Inwiefern sich die Stadtbibliothek aber in Veranstaltungen und als Akteur der Vermittlung von Medienkompetenz darum bemüht, darüber aufzuklären, wie Manipulation und Verschwörungspropaganda von sachlichen Argumenten zu unterscheiden sind, bleibt im Bericht unerwähnt.

In den Kanon einsickern

Der grüne Kulturdeputierte Robert Hodonyi erklärte zur Antwort auf seine Berichtsbitte: Die Stadtbibliothek gehe einen „nachvollziehbaren, sehr guten Weg“. Dass sie rechte Titel nicht selbstständig einkaufe, sei keine Selbstverständlichkeit. „Jedes Buch aus einem rechten Verlag in der Bibliothek ist ein Buch zu viel“, sagte Hodonyi. Allerdings informiere auch er sich über neurechtes Denken lieber in der Bibliothek, als einen rechten Verlag durch Buchkauf finanziell zu unterstützen. Hodonyi verwies indes darauf, dass es zur Strategie der neuen Rechten gehöre, in den politischen Kanon einzusickern – also auch in Bibliotheken präsent zu sein.

Von dieser Strategie weiß auch die Stadtbibliothek zu berichten: Regelmäßig würden Buchhandel und Bibliotheken gezielt mit Wünschen von vorgeblichen Kund*innen überhäuft, um gesellschaftliche Nachfrage zu suggerieren. So gab es ein Geschenkabonnement der rechten Wochenzeitung Junge Freiheit von einer angeblichen Kundin. „Solche Geschenke werden nicht angenommen“, erklärte der Kultursenator.

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5 Kommentare

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  • Ich lese: "Und in Bremen? Die Grünen hatten dazu den Senator für Kultur um einen Bericht gebeten. "



    Meine Frage Frage: Wer ist denn dieser Kultursenator? Hat er einen Namen? WAnn hat er die dann folgenden Sätze wo gesagt?



    Dürfte ich das vielleicht einmal erfahren?



    Martin Korol, Bremen

    • @Martin Korol:

      Google ? Bekannt?

      • @Rudolf Fissner:

        Ja, und?

        • @Martin Korol:

          Dann können Sie ihre Frage, wer Kultursenator doch viel schneller selber beantworten. Die Suchmaschiene „taz-Kommentarspalte“ ist ja nicht unbedingt falsch.



          Aber ich verate es ihnen) Es ist Peter Frankenfeld. ;-)

          • @Rudolf Fissner:

            Nein, das kann nicht sein. Den kenne ich nämlich.