Rebellen in Mali: Wagner-Debakel in Malis Wüste
Tuareg-Rebellen im Norden Malis vereiteln eine Offensive der malischen Armee. Viele Russen wurden getötet oder gefangengenommen.
Bei den schwersten Kämpfen in Mali seit Monaten haben russische Kämpfer der Söldnertruppe Wagner, die gemeinsam mit Malis Regierungsarmee kämpfen, offenbar eine schwere Niederlage erlitten. Videos und Fotos vom Wochenende zeigen Leichen von Weißen in Uniform im Wüstensand und weiße Gefangene in Obhut von Rebellen des Tuareg-Volkes.
Die Aufnahmen stammen aus dem Ort Tinzaouaten, den die Armee mit russischer Unterstützung vergangene Woche einzunehmen versucht hatte. Damit endet eine Offensive in einem seit zwölf Jahren von Tuareg-Separatisten kontrollierten Gebiet und mündet nun in einem Debakel.
„Die Azawad-Kämpfer (Azawad ist der Tuareg-Name für ihren Staat im Norden Malis; Anm. d. Red.) kontrollieren die Lage in Tinzaouaten und weiter südlich in der Region Kidal“, erklärte am Samstag gegenüber der Nachrichtenagentur AFP ein Sprecher der Tuareg-Rebellenallianz CSP-DPA (Ständiger strategischer Rahmen zur Verteidigung des Volkes von Azawad). „Die russischen Söldner und die malischen Streitkräfte sind geflohen. Andere haben sich ergeben.“ Malis Armee bestätigte, eine „Rückwärtsbewegung“ eingelegt zu haben.
Militärregierung erhält Unterstützung von Wagner-Söldnern
Damit erleidet Malis Militärregierung unter General Assimi Goïta einen Rückschlag in ihrem Bemühen, das gesamte Staatsgebiet wieder unter ihre Kontrolle zu bringen. 2012 hatten Tuareg-Separatisten, ausgestattet mit Waffen aus dem libyschen Bürgerkrieg, die Kontrolle über Malis Nordhälfte errungen und den Staat „Azawad“ ausgerufen.
Als dort bewaffnete Islamisten die Oberhand gewannen, griff ab 2013 Frankreich in Mali ein, drängte die Islamisten zurück und sorgte gemeinsam mit Algerien dafür, dass eine neue Regierung in Mali Frieden mit den Tuareg-Rebellen schloss. Eine UN-Blauhelmtruppe sollte in Mali das Friedensabkommen mit den Tuareg absichern.
Doch dann putschte 2020 in Mali das Militär. Die neuen Militärherrscher drängten erst Frankreich und dann die UN-Mission aus dem Land, eine neue Verfassung im Jahr 2023 machte das Friedensabkommen mit den Tuareg gegenstandslos und es brachen erneut Kämpfe aus. Die wichtigste von Tuareg-Rebellen gehaltene Stadt Kidal fiel im November an Malis Armee, unterstützt von der Söldnertruppe Wagner aus Russland.
Tuareg verneinen Beteiligung von islamistischen Gruppen
Seitdem haben die Russen und Malis Armee versucht, auch den Rest des riesigen Wüstengebietes in Nord-Mali unter ihre Kontrolle zu bringen. Noch am 22. Juli besetzten sie den Ort Inafark nahe der Grenze zu Algerien und die Rückeroberung schien so gut wie abgeschlossen – zumindest bis jetzt.
Tinzaouaten ist der letzte malische Grenzort direkt südlich von Tinzaouatine in Algerien und war jahrelang ein Hauptquartier radikaler islamistischer Kämpfer. Die reklamierten nun auch den Erfolg gegen Russland und Malis Regierung für sich. Das Beweismaterial verbreiten aber die Tuareg-Rebellen von CSP-DPA und weisen eine Beteiligung islamistischer Gruppen zurück.
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