Reallöhne steigen: Mehr Geld in der Tasche
Die Reallöhne stiegen zu Jahresanfang um 3,8 Prozent. Das liegt an guten Tarifabschlüssen und daran, dass sich die Inflationsraten normalisieren.
„Der Anstieg ist eine sehr gute Nachricht für die deutsche Wirtschaft und die Menschen in Deutschland“, kommentierte der Direktor des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Sebastian Dullien. Dass sich die Kaufkraft der breiten Masse von Menschen erholt hat, werde sich in den kommenden Monaten wohl auch darin niederschlagen, dass deutlich mehr konsumiert werde.
Dullien gibt allerdings zu bedenken, dass die Reallöhne noch lange nicht die Verluste seit dem Beginn der Covid-Pandemie 2019 wettgemacht haben. Das könnte auch ein Grund sein, warum sich der private Konsum im ersten Quartal trotz der steigenden Reallöhne noch nicht erholt hat. „Viele Deutsche scheinen nach dem großen Inflationsschock der vergangenen beiden Jahre erst einmal ihren Notgroschen wieder aufstocken zu wollen, bevor sie wieder mehr Geld ausgeben“, sagt Dullien.
Die Zuwächse beim Reallohn sind zum einen den Tariflohnsteigerungen und Inflationsausgleichsprämien zu verdanken, die zu Jahresanfang ausgezahlt wurden. Nominal legten die Löhne sogar um 6,4 Prozent zu – laut dem Statistikamt der zweithöchste Anstieg seit 2008. Zum anderen sorgte auch die Normalisierung der Inflation dafür, dass die Menschen mehr im Portemonnaie und auf dem Konto hatten.
Inflation im Mai bei 2,4 Prozent
Im Mai lag die Preissteigerungsrate nach vorläufigen Zahlen bei 2,4 Prozent. Dies ist im Vergleich zum April zwar ein leichter Zuwachs von 0,2 Prozentpunkten, aber dafür sind Sondereffekte wie die Einführung des 49-Euro-Tickets vor einem Jahr verantwortlich. Laut IMK-Expertin Silke Tober ist damit „der Abschwächungsprozess hin zum Inflationsziel von 2 Prozent weiterhin intakt“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kampf gegen die Klimakrise
Eine Hoffnung, die nicht glitzert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Krieg in der Ukraine
Biden erlaubt Raketenangriffe mit größerer Reichweite
Zweite Woche der UN-Klimakonferenz
Habeck wirbt für den weltweiten Ausbau des Emissionshandels
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen
Haldenwang über Wechsel in die Politik
„Ich habe mir nichts vorzuwerfen“