piwik no script img

Reaktionen auf neue EU-FischfangquotenArbeitsplatz vs. Hering

Heftige Kritik an den neuen Ostsee-Fangquoten: Die Fischer bangen um ihre Jobs, Umweltschützer sind sauer über lasche Verpflichtungen.

Heringe liegen in einer Fischkiste Foto: dpa

BERLIN taz | An Beschlüssen der EU-Fischereiminister zu Fangquoten in der westlichen Ostsee scheiden sich die Geister. Fischereivertretern sind die am Montagabend beschlossenen neuen Quoten für Dorsch und Hering zu niedrig, Umweltschützern zu hoch.

Für die deutsche Fischerei werde 2019 ein „schweres Jahr“, sagte Peter Breckling, Verbandssprecher des Deutschen Fischereiverbands, am Dienstag. Dass die erlaubte Heringsquote mit einem Minus von 48 Prozent gegenüber dem Vorjahr bereits zum zweiten Mal in Folge stark gesenkt worden ist, sei angesichts des stabilen bis steigenden Bestandes unverständlich.

Ilona Schreiber, die Vorsitzende des Mecklenburger Landesverbandes der Kutter- und Küstenfischer, forderte finanzielle Unterstützung, um das Überleben der Küstenfischerei zu sichern: „Der Hering ist ihr Brotfisch.“ Selbst die Quotenerhöhung beim westlichen Dorsch um 70 Prozent sei unbefriedigend und nicht so hoch wie erwartet, hieß es beim Fischereiverband. Trotz eines hohen Fischbestandes seien die starken Absenkungen der Vorjahre nicht ausgeglichen worden.

Chance für den Dorsch im „Quotengeschacher“ verspielt

Ganz anders äußerten sich die Umweltverbände: Die Chance für den Dorsch sei im „Quotengeschacher“ verspielt worden, kritisierte Heike Vesper, Leiterin Meeresschutz beim WWF Deutschland. „In der kommenden Fangsaison wird der einzige vernünftige Nachwuchsjahrgang seit Jahren im Netz enden, bevor er selbst ausreichend für Nachkommen sorgen kann.“ Auch die Situation für den Heringsbestand in der westlichen Ostsee sei dramatisch, so Vesper. Die beschlossene Quotenkürzung sei daher viel zu gering: Der wissenschaftliche Rat für Meeresforschung hatte sogar die Einstellung der Heringsfischerei für 2019 empfohlen.

Auch die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und die Kampagne Our Fish rügten die EU-Minister: Ihre Beschlüsse verstießen gegen wissenschaftliche und rechtliche Vorgaben. „Die Ostsee-Anrainerstaaten haben sich für kurzfristige Profite und gegen eine nachhaltige Fischerei entschieden“, sagte DUH-Geschäftsführer Sascha Müller-Kraenner. „Wir müssen schon heute den Fang von morgen schützen. Nur dann werden auch langfristig Arbeitsplätze erhalten.“ (mit dpa)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • Wie üblich sprechen die Fakten eindeutig für die Seite, die sie gerade präsentiert...

    Und natürlich ist es für die Fischer ein schwacher Trost, dass die Stabilität der Bestände gewährleistet sein wird, NACHDEM sie pleite gegangen sind. Aber eine profitable Abfischung, die die Grenzen der Nachhaltigkeit überschreitet, ist wirtschaftlich - von "ökologisch" reden wir jetzt mal gar nicht erst - ein Tod auf Raten und im Zweifel deutlich langwieriger zu beheben. Insofern ist klar, welche Entscheidung politisch die richtige ist/wäre.

    Was eventuelle Engpässe der Fischer betrifft, könnten staatliche Hilfen vielleicht wirklich helfen. Da das meiste Geld, das bei Massenpleiten verloren ginge, im Zweifel das der Banken sind, die Fischkutter und Infrastruktur finanzieren, stehen die Chancen gar nicht so schlöecht, dass den Politikern ein Vöglein ins Ohr zwitschern wird, wie sinnvoll doch solche Hilfen wären.

  • Ja wat´denn ? Wat wolln´ die Fischer und deren EU Minister denn nun?



    Siehe Zitat des Textes:



    "Auch die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und die Kampagne Our Fish rügten die EU-Minister: Ihre Beschlüsse verstießen gegen wissenschaftliche und rechtliche Vorgaben. „Die Ostsee-Anrainerstaaten haben sich für kurzfristige Profite und gegen eine nachhaltige Fischerei entschieden“, sagte DUH-Geschäftsführer Sascha Müller-Kraenner. „Wir müssen schon heute den Fang von morgen schützen. Nur dann werden auch langfristig Arbeitsplätze erhalten.“ (mit dpa)



    --------------------



    Dieses "NEIN" zu nachhaltiger Fischerei Heute ist quasi ein "JA" zu zukünftiger Arbeitslosigkeit der EU Fischereiflotten in der westlichen Ostsee! "NO fish = NO catch = NO cash " !