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Reaktionen auf Schweizer AbstimmungEuropa macht Druck

Die EU reagiert scharf auf den Entscheid gegen Zuwanderung. Frankreich will „die Beziehungen überdenken“, auch Merkel erwartet „Probleme“.

Bekommt Gegenwind von nebenan: Die Schweizer Botschaft im Berliner Regierungsviertel. Bild: dpa

BRÜSSEL afp/dpa | Nach dem Votum der Schweiz für eine strikte Begrenzung der Zuwanderung fordern immer mehr EU-Politiker Konsequenzen. Der französische Außenminister Laurent Fabius kündigte in einem Interview an: „Wir werden die Beziehungen zur Schweiz überdenken“. Das Votum sei beunruhigend und habe negative Folgen für Europa und die Schweiz, vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht.

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erwartet große Probleme durch das Schweizer Votum für eine strikte Begrenzung der Zuwanderung. „Die Bundesregierung nimmt das Ergebnis dieser Volksabstimmung zur Kenntnis und respektiert es, es ist aber durchaus auch so, dass aus unserer Sicht dieses Ergebnis erhebliche Probleme aufwirft“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Es sei an der Schweiz, auf die Europäische Union zuzugehen und ihr darzulegen, wie sie mit dem Ergebnis umgehen wolle. Es würden schwierige Gespräche zu führen sein. „Unser Interesse muss es doch sein, das Verhältnis EU - Schweiz so eng wie möglich zu bewahren“, sagte Seibert.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) erwartet, dass der Ausgang des Referendums zur Einwanderung in der Schweiz in erster Linie dem Land selbst schaden wird - „ganz einfach deshalb, weil die Schweiz von dem Ruf lebt als weltoffenes Land mitten in Europa“, sagte Steinmeier am Montag in Brüssel am Rande eines Treffens der EU-Außenminister.

Der deutsche Europaabgeordnete Andreas Schwab (CDU) reagierte schärfer: Er fordert bereits ein Ende der vertraglichen Beziehungen zur Schweiz. Die Europäische Union müsse ihre mit dem Land geschlossenen Abkommen auf den Prüfstand stellen und gegebenenfalls kündigen. Denn sobald die Schweiz die Vorgaben der Volksabstimmung umsetze, werde sie gegenüber der EU vertragsbrüchig, sagte er. Schwab ist Mitglied des Schweiz-Ausschusses des Europaparlaments. Auch der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Europaparlament, Elmar Brok (CDU), hatte in einer ersten Reaktion das Abstimmungsergebnis bedauert.

Schweiz muss nun neu verhandeln

Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn meinte, die EU dürfe nicht nachgeben. Die Freizügigkeit für Arbeitnehmer aus der Europäischen Union dürfe nicht „verunstaltet und verwässert werden“, sagte er. Die Schweiz müsse wissen, dass der privilegierte Zugang zum EU-Binnenmarkt ohne Freizügigkeit nicht möglich sei.

Von Seiten der EU-Kommission wurde bereits darauf hingewiesen, dass die sieben bilateralen Abkommen über Bereiche wie Freizügigkeit, Verkehr, Landwirtschaft, Forschung und öffentliche Ausschreibungen aus dem Jahr 1999 rechtlich miteinander verknüpft seien und nicht einzeln aufgekündigt werden könnten. In einer offiziellen Erklärung teilte die Kommission mit, der Volksentscheid verletze das „Prinzip des freien Personenverkehrs“.

Der Präsident des EU-Parlaments, Martin Schulz, ermahnte die Schweizer, sie könnten nicht nur die Vorteile des großen europäischen Binnenmarktes für sich in Anspruch nehmen.

Eine knappe Mehrheit von 50,3 Prozent hatte für das Projekt gestimmt. Die Schweiz muss nun das seit mehr als zehn Jahren geltende Abkommen mit der EU über den freien Personenverkehr neu aushandeln. Außenminister Didier Burkhalter kündigte eine Rundreise durch europäische Hauptstädte an, als erstes will Burkhalter nach Berlin fahren.

Angeknackste Freizügigkeit

Die Schweiz wickelt den übergroßen Teil ihres Außenhandels mit der EU ab, ist aber selbst nicht Mitglied. Der Anteil der Ausländer in der Schweiz wird mit 23,5 Prozent (fast 1,9 Millionen) angegeben. Die Italiener liegen mit 291.000 vorne, knapp gefolgt von den Deutschen (284.200). Dahinter folgen Portugiesen (237.000) und Franzosen (104.000). Umgekehrt leben 430.000 Schweizer in EU-Staaten.

Als die gegenwärtig geltenden Freizügigkeitsregeln in Kraft traten, wurde von den Befürwortern gesagt, jährlich sei mit rund 8000 Einwanderern in der Schweiz zu rechnen. Tatsächlich sind es aber rund 80.000 pro Jahr. Das wurde von den Befürwortern der Initiative als Begründung angeführt, die Bestimmungen zu verschärfen. In der Hauptstadt Bern und in Luzern gab es am Sonntagabend Proteste von einigen hundert Menschen gegen die Annahme der Initiative „Gegen Masseneinwanderung“.

Der Referendumstext sieht keine konkreten Zahlen für die Einwanderung vor. Allerdings verpflichtet er die Regierung, innerhalb von drei Jahren jährliche Quoten einzuführen. Darin sollen Asylbewerber enthalten sein.

Sorgen der Industrie

Die Entscheidung löste in der Schweizer Wirtschaft große Sorgen aus. „Wir werden jetzt in eine Phase der Unsicherheit einbiegen“, sagte der Präsident des Schweizer Arbeitgeberverbands, Valentin Vogt, im Schweizer Fernsehen. Unsicherheit sei für die Wirtschaft schlimmer als schlechte Nachrichten. Die stark exportorientierte Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie fürchtet nach Angaben vom Sonntagabend beträchtliche Nachteile im Handel mit der EU. Die Politik müsse alles daran setzen, das die Verträge mit der EU intakt blieben.

Schäuble forderte auch für die deutsche Politik Lehren aus dem Schweizer Ja für eine Begrenzung der Zuwanderung. „Es zeigt natürlich ein bisschen, dass in dieser Welt der Globalisierung die Menschen zunehmend Unbehagen gegenüber einer unbegrenzten Freizügigkeit haben“, sagte Schäuble in der ARD-Sendung „Bericht aus Berlin“. Der Vorsitzende der Linkspartei, Bernd Riexinger, bezeichnete das Referendum als schweren Fehler. „Was Europa als letztes braucht, sind neue Mauern“, sagte Riexinger Handelsblatt Online.

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33 Kommentare

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  • Ich verstehe die Aufregung nicht. Der Ball liegt bei der Schweizer Regierung. Sie muss die Verträge kündigen und - falls Interesse besteht - neue Verhandlungen beginnen. Und im Rahmen der Verhandlungen erwarte ich von der EU-Seite die Position, dass vergleichbar reagiert wird: Jede Beschränkung für EU-Bürger hat eine vergleichbare Beschränkung für Schweizer Bürger in der EU zur Folge. Das kann jeder verstehen und dafür braucht man keinen Schaum vor dem Mund.

  • Ich wünschte mir sehr, der Protest der europäischen Länder gegen den NSU-Skandal wäre nur halb so entschieden ausgefallen wie jetzt der gegen eine immerhin demokratisch legitimierte und von vornherein öffentliche Entscheidung der Schweiz.

     

    Aber da hat keiner gedroht, Handelsabkommen mit der USA zu kündigen. (Obwohl das wohl so ziemlich das einzige gewesen wäre, was dort wenigstens ein bißchen Eindruck gemacht hätte.)

     

    Stattdessen bastelt die EU an einem geheimen (!) und demokratisch in keiner Weise legitimierten Abkommen zur Senkung europäischer Lebensmittelstandards, damit die US hier künftig ihren Dreck importieren können.

     

    Wißt ihr was, liebe EUler: eure moralische Entrüstung könnt ihr euch wirklich wohin schieben. Kehrt erst mal vor eurer eigenen Tür!

     

    P.S.: Und wehe mir, daß das leider auch meine Tür ist...

  • R
    Rst

    In der EU und gerade hier in Deutschland wird doch ebenfalls über Zuwanderung diskutiert und Stimmung gegen EU-Bürger gemacht, die die Freizügigkeit für sich in Anspruch nehmen. Deshalb erscheint mir die Reaktion einiger Politiker ziemlich doppelzüngig.

    Für einen Großteil der Schweizer sind Deutsche, Franzosen und Italiener eben vor allem eins - unerwünschte Arbeitsmigranten.

    Und in dieser Richtung liegt wohl auch der Grund für die Empörungsreaktionen. Trotzdem steht eine Abstimmung mit so einem Ergebnis keinem Land gut zu Gesicht.

    Wie solch eine Volksabstimmung in Deutschland ausgehen könnte, mag man sich lieber gar nicht erst vorstellen.

  • F
    Festgestellt

    Darf die Bevölkerung eiines Landes nicht mehr selbst bestimmen was sie möchte?

    Beim Arabischen Frühling haben es die Politiker doch auch ganz groß beklatscht.

  • D
    D.J.

    @Nzuli Sana,

     

    "sämtliche Konteneröffnungen in der Schweiz zu verbieten."

     

    Damit würden Sie aber nicht nur EU-Recht, sondern tatsächliches internationales Recht beugen. Im Übrigen muss nicht jeder, der ein Konto in der Schweiz hat, Steuerhinterzeiher sein. Hätte ich einiges Erspartes, würde ich nach der Versteuerung eine Teil in der Schweiz anlegen (und die Zinsen versteuern). Die Schweiz kannte nämlich im 20. Jh. weder Hyper-Infaltion noch Enteignung durch Kriege.

     

    "Das schadet alles nur den Privilegierten."

     

    Naja, wenn Sie den Arbeiter, der aus genannten Gründen 50000 Euro in der Schweiz anlegen möchte, so bezeichnen wollen...

     

    Insgesamt denke ich, Sie sollten an Ihrem eindimensionalen Weltbild arbeiten. Von Ihrer Demokratieauffassung will ich da noch gar nicht sprechen.

  • Wem sich die rechtsradikale und menschenverachtende Einstellung nicht direkt erschließt: Wenn die Bevölkerung wächst, wächst damit automatisch die Arbeitlosigkeit oder kurbelt dies nicht den Binnenkonsum an, wodurch neue Arbeitsplätze entstehen? Warum wurde in den europäischen Ländern noch nie die Anzahl der Geburten beschränkt, wenn ein Bevölkerungswachstum angeblich die Konkurrenz um Arbeitsplätze, Wohnraum, usw. verschlimmert?

  • Würde ich als Regierung Druck auf die Schweiz machen wollen - die ja nicht Mitglied der Europäischen Union ist, dann würde ich damit drohen, sämtliche Konteneröffnungen in der Schweiz zu verbieten.

    Bei der Gelegenheit ginge es auch um die einheimischen reichen Steuerhinterzieher/innen.

    Oder die Europäische Freihandelsassoziation aufkündigen EFTA aufkündigen.

     

    Das schadet alles nur den Privilegierten.

    Dann wird es wichtig, dass es in anderen europäischen Ländern nicht zu solch einer Gesetzgebung kommt.

  • D
    D.J.

    @Cosmopol,

     

    "Von Bankgeschäften allein lebt auch nur eine Minderheit."

     

    Der übliche vorurteilsbeladene Kram. Aber nicht persönlich nehmen, die meisten haben keine Ahnung von der Wirtschaft der Schweiz. Zu Ihrer Fortbildung:

     

    http://de.wikipedia.org/wiki/Wirtschaft_der_Schweiz

     

    Gern geschehen.

  • Schäuble zeichnet sich mal wieder durch brillante Rethorik aus ... da kann man sich als Allemane nur schämen ...

  • G
    gast

    Danke für dieses Detail! Wenn man bei der Vereinbarung der Freizügigkeit mit falschen Zahlen argumentiert hat, dann wurde die Eidgenossenschaft ja belogen und besch...en. Es kann also keine so grosse Überraschung sein, wenn jetzt nachverhandelt werden soll. Die Politiker, die sich jetzt so betroffen geben, sind doch in Wirklichkeit nur verärgert, weil die Volksabstimmung im Wahljahr stattgefunden hat und Wasser auf die Mühlen der Eurokritiker ist.

  • D
    D.J.

    Dank an die taz, dass sie hier sachlich berichtet. Interessant war übrigens die Differenz in den Schätzungen der jährlichen Zuwanderungszahlen (8000 vs. 80000).

     

    Wie auch immer man zum Thema steht; geradezu widerwärtig ist manche Politikerreaktion. Allerunterste Schublade war da Herr Stegner von der SPD, die derzeit wohl unsympathischste und arroganteste Erscheinung der deutschen Politik:

     

    http://www.20min.ch/schweiz/dossier/zuwanderung/story/-Die-spinnen--die-Schweizer--13698628

     

    Gebe die Heilige Ratio, dass dieser Mensch niemals (noch) mehr Macht in Deutschland bekommt.

  • M
    Mia

    Ich habe so abgestimmt wie es die Grünen in Tessin empfohlen haben. Immer mehr Italiener kommen hier hin um zu arbeiten, wir Schweizer haben dann das nachsehen. Damit muss endlich Schluss sein!

  • G
    Gast

    Liebe Nachbarn

    Ihr wart es, die mich überzeugt habt in letzter Minute ein JA in die Urne zu legen.

    Was nun aus vielen Kommentaren zu lesen ist, dass es nur um die Frage des wirtschaftlichen Wachstums geht. Die Leute die sich nun gegen noch mehr Cash und noch mehr Wachstum entschieden haben, werden nun als rassistisch, rechte und ungebildet beschimpft, dass sie nicht verstehen wie ein Wirtschaftssystem funktionierte.

    Vielleicht findet aber in unserem Land ein Umdenken statt.

    Diese Abstimmung wird uns in naher Zukunft mit der EU bestimmt Schwierigkeiten einbringen, aber längerfristig in unserem Land zu mehr Lebensqualität führt.

    Es wird uns vorgeworfen rassistisch zu sein, dann schlage ich vor dass die bewohnbare Fläche jedes Landes und die Anzahl der jetzigen Bewohner der jeweiligen States ausgerechnet wird und jeder Prozentual so viele Zuwanderer nehmen müssen wie die Fläche her gibt.

    Ich höre schon einige sagen, aber bei euch lauft die Wirtschaft gut daher kommen alle zu euch (und das muss natürlich bis ans Äusserste ausgenutzt werden), ja richtig je mehr dass kommen, je mehr wird konsumiert und gebraucht, bis die Schweiz aus allen Nähten platzt und die Ressourcen erschöpft sind.

    Ich verkaufe viele Komponenten von der EU in unserem Land, leider haben unsere Handelspartner in den EU noch nie Geräte von uns in Ihrem Land umgesetzt, sind das die bilateralen Verträge von denen wir hier Sprechen?

    Wo Kaufen wir Schweizer die Rohstoffe die Tomaten die Mandarinen und Orangen den Meeresfisch usw. ein? Die Discounter Aldi und Lidel haben Geschäftsstellen in der Schweiz und machen hier Geld.

    Jetzt könnt Ihr noch sagen das Geld nehmt Ihr von uns, richtig die Banken nimmt das Geld gerne, aber die Leute die JA gestimmt haben, sind nicht in diesem Massen an eurem Geld interessiert.

    Was ich Euch auch fragen möchte, warum regt sich eigentlich ein Land ganz speziell über unseren Entscheidung auf? Welche Gründe gäbe es da wohl?

  • HS
    Hari Seldon

    Nun, bis jetzt war die Schweiz als Musterland der direkten Demokratie benannt. Jetzt passt das Ergebnis nicht ins Kram, dann ist plötzlich alles undemokratisch. Augenscheinlich haben die EU-Politiker (OHNE jegliche politische Legitimation) ein sehr dürftiges Demokratieverständnis. Ausserdem ist die Schweiz keine EU-Land: Die Aussagen der EU-Politiker sind nicht anderes als Einmischung in die inneren Angelegenheiten eines unabhängigen Staates. Die Aufschrei in D ist natürlich verständlich: Nicht wenige alleinstehende junge Deutschen wollen die besseren steuerlichen Bedingungen in der Schweiz nutzen: Angemeldeter Wohnort (und Besteuerung) in der Schweiz, aber Arbeit (über Tarnfirmen) in D. Wie wäre mit besseren Bedingungen in den EU-Ländern, dass die EU-BürgerInnen nicht nach der Schweiz auswandern wollen? Eigentlich wäre die richtige Aufgabenstellung für die EU-Politiker. Die EU-Bürokraten sollten langsam lernen, dass in einer Demokratie die "Vox populi" entscheidend wäre und nicht die Stimme der nicht gewählten Bürokraten.

  • A
    Aufklärung

    Zu: @ "RUGERO"

     

    Es geht nicht um "Freizügigkeit".

     

    Es geht um die Zuwanderung von hochqualifizierten Billigarbeitskräften. Deren Ausbildungskosten von der werktätigen Bevölkerung in den Armutsregionen bezahlt wurden.

     

    Bei der "Zuwanderung" der EU-"Freizügigkeit" handelt es sich um eine Bereicherung der entwickelten Regionen auf Kosten der Armutsregionen: um die Fortsetzung der "Entwicklungshilfe" für die Metropolen des Reichtums. Zugleich dient die "Freizügigkeit" (für Hochqualifizierte aus Armutsregionen) der fortgesetzten Lohndrückerei - nach unten! Siehe doch nur die BDA-Forderungen nach 'Freizügigkeit' für Hochqualifizierte und deren BDA-Forderung nach Absenkung der Vergütung für Neueinstellungen bei jungen Hochqualifizierten (auf 2/3 bzw. 60 % der bisherigen Einstellungsvergütung).

     

    Aufwachen, brave Gutmenschen! - der Bourgeoisie und Aktionäre.

  • EG
    Ein Gastname

    Selbstverständlich kann man nur die Vorteile des gemeinsamen Binnenmarktes für sich in Anspruch nehmen - beidseitig wohlgemerkt.

     

    Die EU hat auch mit Israel und Südkorea Freihandelsabkommen geschlossen, die den zollfreien Warenaustausch garantieren aber ohne Personenfreizügigkeit. Wo ist das Problem?

  • TE
    Till E.

    Wenn die Schweizer wieder Stadtmauern haben wollen, dann sollten wir ihnen geben, was sie haben wollen.

  • MM
    Markus Meister

    Die Volksabstimmung in der Schweiz ist in drei Punkten bemerkenswert. Erstens die offensichtliche Spaltung in der Bevölkerung in zwei fast gleich großen Lager. Zweitens das "JA" zur Beschränkung bei diesem populistischen Thema trotz Warnung der Wirtschaft und Politik, die leider zuvor bei eher sachpolitischen Fragen zur sozialen Gerechtigkeit beim Schweizer immer wirkten. Drittens, dass diese Initiative gerade auch auf Einwanderung aus der EU zielte und nicht zuletzt Deutsche und Österreicher vielen Eidgenossen ein Dorn im Auge sind. Schön wäre, wenn die EU konsequent ist und durch den offensichtlichen Vertragsbruch die Zusammenarbeit mit der Schweiz überdenkt. Die Schweiz könnte für Rechtspopulisten und deren Wähler in ganz Europa ein schönes Beispiel sein, dass in der heutigen Welt mit Abschottung und Kleinbürgerlichkeit kein Staat zu machen ist und diesen Trend wieder etwas eindämmen.

    • U
      Urschweizer
      @Markus Meister:

      Ich kann Ihnen garantieren mit der Spaltung in 2 Lager werden wir fertig, denn das ist eben auch direkte Demokratie.

  • Was für eine Hysterie, welche Empörung. Bisher hat „die“ Schweiz in Form ihres Parlamentes oder der Regierung gar nichts gemacht was gegen Verträge verstößt.

     

    Zunächst einmal ist das ein innenpolitischer Vorgang in der Schweiz, der in der deutschen Presse sogleich kommentiert wird, als habe die Schweizer Regierung die EU brüskiert. Dem ist nicht so !

     

    Bisher haben wir nur das Ergebnis einer Volkabstimmung, die von einer ungebildeten und rückwärtsgewandten schwachen Mehrheit leider gewonnen wurde. Die Initiatoren haben in keiner Weise differenziert und wohl intellektuell auch nicht erfaßt, daß die Freizügigkeit nur ein Teil eines Vertragswerkes ist, den man nicht so einfach separat aufkündigen kann.

     

    Das Problem liegt nun erst mal bei dem Schweizer Parlament, das binnen 3 Jahren den Spagat zwischen Volksmeinung und Vertragsverpflichtungen hin bekommen muß. Noch ist es nicht unser Problem ! Inzwischen hat auch die EU jede Menge Zeit sich zu überlegen wie sie damit umgeht.

     

    Es wird Kompromisse geben, wie in der Politik jeden Tag üblich und notwendig und dafür hat man 3 Jahre Zeit.

    • F
      FaustDick
      @rugero:

      Oha, sie behaupten also die schweizer Mehrheit sein rückwärtsgewand und schwach. Wer sind sie, dass sich herausnehmen derart über eine gesellschaftliche Mehrheit zu urteilen? Aus ihnen spricht genau die Arroganz und Überheblichkeit, die auch der EU zu Grunde liegt und weswegen sie von vielen Menschen abgelehnt wird. Aber daran erkennt man deutlich in was für Zeiten wir leben: Nämlich in Zeiten einer idologischen Unterdrückung, in der uns eingetrichtert werden soll, dass wir nur schlau und aufgeklärt sind, wenn wir tolerant und weltoffen durch's Leben schreiten und in der Konsequenz zu Gunsten der Wirtschaft (denn nur um deren Interessen geht es) akzeptieren, dass zunehmend soziale Brennpunkte geschaffen werden und die Demontage des Sozialsystems vorangestrieben wird. Was meinen Sie warum es die Wirtschaft ist, die immer als Erste aufgeschreckt reagiert, wenn es um "Armutsmigration" geht, obwohl nach eigener Aussage ja eigentlich "Fachkräfte" benötigt werden? Ganz einfach: Weil es überhaupt nicht um "Fachkräfte" geht, sondern um "billige" Arbeitskräfte und darum über kurz oder lang das Sozialsystem abzuschaffen, damit Arbeitskraft noch billiger wird. Die Wirtschaft weiß ganz genau, dass von 2.000.000 Einwanderern vielleicht gerade mal 1,5% "Fachkräfte" ausmachen und ein Großteil des Rest den Staat vor soziale und gesellschaftliche Probleme stellt, sprich das Sozialsystem strapaziert.

      • G
        Gast
        @FaustDick:

        Im großen und ganzen Stimme ich ihrer Argumentation zu, allerdings kann ich dem Punkt mit den Fachkräften nict zustimmen. Sie sprechen von 1,5% Fachkräften, falls sie allerdings, wie ih auch Ärzte und Krankenschwestern als Fachpersonal bezeichnen, werden Sie bei jedem Besuch eines schweizer Spitals feststellen, dass der weitaus größere Teil dieser beiden Berufsgruppen keine Schweizer sind. Hinzu kommen viele Ingeneure und Handwerker. Alles in allem sollten das weit mehr als 1,5% sein.

    • C
      cosmopol
      @rugero:

      Naja, und dafür, dass diese Kompromisse in der gewünschten Richtung ausfallen wird eben jetzt schon mal signalisiert was mensch davon hält.

      Immerhin finden auch in der Schweiz immer wieder Wahlen statt, die nächste große schon 2015. Und die SVP ist derzeit für sich alleine die stärkste Kraft... ist doch völlig nachvollziehbar, da jetzt Druck aufzubauen.

  • Das Datum der Schweizer Volksabstimmung wird man sich merken müssen. Denn es ist gut möglich, dass es in einer nicht mehr allzu fernen Zukunft als kalendarischer Beginn des Endes der EU stehen könnte. Dann wären es 19500 Schweizer Bürger gewesen, die als neutrale Außenstehende in der EU Kräfte mobilisieren, die nichts von der europäischen Integration unter Aufgabe nationaler Souveränität halten. Die z. T. sehr peinlichen Reaktionen der Politik belegen, dass die Schweiz die EU an ihrer Achillesferse getroffen hat. Selbst in Schuld! Was ignoriert man auch mutwillig über Jahre hinweg die von Medien schön geredete oder heruntergespielte Volksmeinung. Nun dürfen sich all jene freuen, die sich als Rechtspopulisten auf dem Schweizer Votum ihr braunes Süppchen kochen werden. Die Europawahlen werden damit zu einer Entscheidung über Europa, wie es die Eliten gerne hätten. Und wie das ausgeht, ist nun fraglich.

    • C
      cosmopol
      @Rüdiger Bäcker:

      Ich glaube eher, das die (ärmere) Bevölkerung der Schweiz darunter leiden wird und sich dortige Konflikte intensivieren werden. Von Bankgeschäften allein lebt auch nur eine Minderheit.

      • @cosmopol:

        umgekehrtes ist der fall...die "ärmere" bevölkerung hat nun ihre stimme erhoben, denn diesen leuten geht es heute schon nicht gut denn sie leiden am meisten unter der zuwanderung welche ihre bisherige arbeit für weniger lohn erledigen. diese "schicht" der normalen bürger gibt es in jedem land, bloss hört man davon wenig weil "ich kann ja eh nichts ändern" hier ist es möglich, ob gut oder schlecht weis noch niemand...aber es ist möglich und das ist schon sehr, sehr gut

      • UP
        Urschweizer Parteilos
        @cosmopol:

        Sie irren sich, die sogenannten Ärmeren und der Mittelstand hat nicht viel von den Bankgeschäften, davon profitieren die obere Schicht mit Ihren Boni und vielleicht noch die Aktionäre. Der Mittelstand wird gedrückt und die oberen sahen ab, das ist die Realität. Daher hat es auch eine so starke Abstimmungskluft zwischen den Regionen gegeben, leid tun mir nur unsere Landsleute in der französischen Schweiz, denn das scheinen die einzigen gewesen zu sein die in den bilateralen Verträge ein Vorteil gesehen haben, allerdings zum teil auch nur sehr knapp wie die Abstimmungsresultate zeigen.

        Es ist auch nicht in unserer Absicht dass die EU auseinander brechen soll, denn dann werden auch wir die Folgen spüren.

        Aber man muss sich schon überlegen wie es sein kann, dass ein so kleines Land im Zentrum von Europa den Ausschlag geben könnte, dass über ein solche Szenario nach gedacht wird.

        Da stellt mir die Frage anders, könnte es sein dass die Politiker in Europa schon lange am Volk vorbei Politisieren?

        Was würde geschehen wenn Leute in Deutschland, Frankreich, England, Spanien usw. eine Stimme bekämen und das Volk abstimmen würde?

        Diskutieren Sie mal das.

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Fehlt noch als letzte Konsequenz die Beschränkung der massenhaften Krötenwanderung.

  • Z
    zwischenstuehlen

    als ehemaliger arbeitgeber,privatier und die linke wähler kann ich herrn riexinger nur raten ,erneut über ungeregelten zuzug nachzudenken und platte sprüche wie ....neue mauern ... zu unterlassen

     

    die immigranten , von denen anderst als offiziell verlautet,schlapp die hälfte prekär arbeitet bzw im sozialen netz landet sind doch nur manövrieremasse für die unternehmensbesitzer , um die abhängig beschäftigten weiterhin unter druck zu halten und um sich weiterhin um die kosten der beschulung und der qualifierung eines drittels der jugend zu drücken.

     

    längst hat die besitzelite mit dem wekzeug europa einen schwachen verschuldeten staat geschaffen und einem großteil der bevölkerung den sozialen frieden aufgekündigt.oh wunder beim exverdi funktionär ist das nicht angekommen

     

    ich profitiere ja mit und könnts maul halten , aber es gibt schmerzgrenzen

  • 7G
    774 (Profil gelöscht)

    Die Schweiz trotzt der EU. Der Fauxpas einer gewissen US-Diplomatin scheint doch weitreichendere Konsequenzen zu haben, als bisher angenommen.

  • 6G
    688 (Profil gelöscht)

    Geld und Edelmetalle aus allen Herrenländer dieser Welt- und "Werteordnung", aber bloß nicht das anhängige Gesocks des "freiheitlichen" Wettbewerbs um ... :-)

    • KM
      Kristian Matthes
      @688 (Profil gelöscht):

      Deutschland machts genau andersherum - unheimlich klug oder?