piwik no script img

Reaktion auf Obamas Rede zur NSA„Vorsichtige Korrekturen“

Der US-Präsident kündigt Geheimdienstreformen an. Die Reaktionen in den USA und in der EU fallen verhalten positiv aus – auch innerhalb der Bundesregierung.

Scheint mit seiner Rede zum Reformenprogramm der USA-Geheimdienste viele überzeugt zu haben: US-Präsident Obama Bild: dpa

WASHINGTON ap/dpa | Das Ausland hat die von US-Präsident Barack Obama angekündigten Geheimdienstreformen begrüßt. Doch zeigten die Reaktionen zugleich ein vorsichtiges Misstrauen. Die Europäische Kommission teilte am Freitag mit, die Pläne zeigten, dass das Vertrauen in die Datenströme zwischen der EU und den USA beschädigt worden sei.

Nun müsse dieses Vertrauen wieder aufgebaut werden und Präsident Obama habe einen dafür wichtigen Schritt getan. Philipp Mißfelder (CDU), der künftige Koordinator der Bundesregierung für die transatlantischen Beziehungen, lobte Obamas Rede als wichtigen Beitrag, um das verlorene Vertrauen in die USA wiederzuerlangen.

Die brasilianische Abgeordnete Vanessa Grazziotin, die in einem Senatsausschuss den Spionagevorwürfen nachgeht, forderte Konkrete Handlungen die zeigten, dass die USA die Souveränität anderer Staaten respektierten. Die Spionage-enthüllungen hatten vor allem in Deutschland und Brasilien große Wellen geschlagen, als bekannt geworden war, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel und Präsidentin Dilma Rousseff überwacht worden waren.

Obama hatte in einer Rede am Freitag angekündigt, die Spähangriffe des Geheimdienst NSA einzuschränken. Das Programm „in seiner derzeitigen Form“ werde beendet, sagte er. Dies gelte auch im Ausland. „Wir werden die Kommunikation von Staats- und Regierungschefs unserer engen Verbündeten und Freunde nicht überwachen“, versprach Obama. Beobachter werteten die Rede im Justizministerium unterschiedlich.

Von einer „scharfen Beschneidung“ und der „bedeutendsten Reform der US-Spionage seit einem Jahrzehnt“ sprach etwa das Wall Street Journal. Da Obama die Umsetzung seinen Mitarbeitern und dem Kongress überlässt, sei aber fraglich, ob die Reformen auch umgesetzt würden, so die Washington Post. Von „vorsichtigen Korrekturen“ sprach etwa die New York Times. NSA-Kritikern wie Wikileaks-Gründer Julian Assange gingen die Neuerungen nicht weit genug.

Aus Europa erntete Obama dagegen viel Lob für seine ausführliche Rede zur US-Spionage. Die Sprecherin der EU-Kommission teilte in Brüssel mit, das Vorgehen Obamas zeige, dass berechtigte Sorgen der EU in Washington gehört wurden. Auch die Bundesregierung begrüßte die Korrekturen grundsätzlich, wie Regierungssprecher Steffen Seibert erklärte. Außenminister Frank-Walter Steinmeier und Justizminister Heiko Maas (beide SPD) fanden positive Worte. Der Grünen-Politiker Hans-Christian Ströbele sagte, Obama habe eine große Rede gehalten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

8 Kommentare

 / 
  • RZ
    Rainer Zufall

    Wie schon im Artikel erwähnt ist es eben nur eine Rede. Und aus einer Rede kann man nicht auf konkrete Änderungen schließen, die zumindest meiner Meinung nach, auch nicht darin enthalten waren. Überprüfbar wäre es ohnehin nicht.

  • U
    ulisoz

    Seit den Angriffen vom 11. September 2001 sind sämtliche US Sicherheitsorganisationen in einem Angst-Hype. Die Maßnahmen des PATRIOT Act, die für die innere Sicherheit der USA gelten, würden bei uns als Polizeistaatmethoden angeprangert werden. Im Äußeren wurde der „War on Terror“ erklärt. Amerika empfindet sich im Krieg. Wenn wir die transatlantischen Beziehungen wieder auf entspannte Füße stellen wollen, können wir das nur über eine Entspannung der amerikanischen Psyche erreichen, und das ist nur möglich, wenn die Konfrontation (d.h. der „War on Terror“) in eine Entspannung kommt. Willi Brandts Entspannungspolitik könnte als Beispiel dienen. Trotz Vietnamkrieg, Wettrüsten und Nuklearkonfrontation begann Brandt seine Ost-Annäherung. Er ging davon aus, dass die kommunistischen Führer genauso friedliebend waren, wie er selber. Was viele in der Opposition als Verrat ausgelegt haben, führte zur Widervereinigung und Frieden in Europa. Die Amerikaner haben sich damals der Entspannungspolitik nicht widersetzt. Sie wurde sogar in die NATO Konzeption aufgenommen. Was wäre, wenn die deutsche Regierung einen ähnlichen Musterbruch im Denken gegenüber den „Kriegsfeinden“ von heute wagen würde? – Dieser Gedanke ist keine Spinnerei. Dahinter steckt die Philosophie des „Als-ob“. Hier ist eine Kurzvorstellung mit Beispielen.

    http://www.kamus-quantum.com/11.html

  • wir wählen die Freiheit - wir wähle Snowdon

    -

    Diese geistig minderbemittelten Geheimdienstler glauben allen Ernstes, sie könnten den Lauf der Welt durch die Beseitigung Snowdens aufhalten?

    -

    Wenn Snowden zu Tode kommt, dann wissen wir, wer es war und es werden hunderte, tausende und hundertausende neue Snowdens die Bühne betreten!

    -

    Ich mache mir ernsthaft Sorgen um die USA.

    -

    Dort wurde ein äußerst gefährlicher politischer Weg eingeschlagen, er bereits die USA schnurstracks in die Diktatur geführt.

    -

    Einige lassen ja schon die Masken fallen..

  • Grosse Klappe gegen Russland - Arschkriechen bei den USA / GB

    -

    Die Ganze Welt weiss es die USA sind eine vor allem Wirtschaftlich absaufende gewesene Weltmacht.

    -

    Das natürlich verhalten eines weidwund geschlagenen Raubtieres. Kann dieses wilde um sich schlagen den USA die schwindende Macht erhalten oder wiederbringen? Mit Sicherheit NICHT.

    -

    Die USA haben nur eine Möglichkeit die schwindende ,,Macht,, zu erhalten. Die Wirtschaft tiefgreifend auf Vorderman bringen.

    -

    Ist dies aus welchen Gründen auch immer nicht realisierbar -und es ist nicht realsierbar- sind die Tage der USA als Weltmacht gezählt.

    -

    Das können auch fragwürdig dumme Spielchen NICHT verhindern. Gewiss da gibt es noch ein paar Hochtechnologieinseln ansonsten ist da fast nur noch ein Schrotthaufen im Besitz von Nuklearwaffen.

    -

    Deutschland und Europa wären gut beraten, wenn sie sich endlich aus der NATO lösen würden und sich zur FESTEN PARTNERSCHAFT mit Russland verpflichten würden.

  • Die Einstellung der Amerikaner ändert sich nicht

    -

    Einstellung von Amerikanern: “American Dream“, es muss Amerika gutgehen, egal wie, ob mit Krieg, mit Spionage, mit Betrug, mit der Stelle des Dollars in der Finanzwelt, mit Kriegsdrohung, mit Sanktionen, mit Korruption.

    -

    Alles ist erlaubt um den Lebensstil der Amerikaner aufrechtzuerhalten, man geht buchstaeblich über Leichen.

    -

    Das die ganzen USA-Gesellschaft eingekoerpert, in das korrupte politische System mit seinem Lobbying durchgesichert, wird doziert in Universitaeten,unter fingierten Vorgaben werden Wissenschaftler+Auslaendern Auftraege erteilt.

    -

    Das ist auch der Grund fuer eine starke Armee, weil geht es nicht gutwillig, dann kommt die Gewalt.

    -

    In dieser Situation auf eine Entschuldigung zuhoffen heisst blind sein.

    -

    Es gab 5 SpionageLaender die sich gegenseitig unterstützt haben USA+UK+Canada+Australien+Neuseeland, es gab eine Vereinbahrung nicht untereinander zu spionieren.

    -

    Die USA haben trotzdem die 4 Andere ausspioniert.Da ist kein Verlass drauf

  • "Du bist so groß und stark, darf ich dein Freund sein? "

    -

    Ja klar, aber das heißt nicht, dass ich dein Freund bin!" Die deutschen Entscheidungsträger und deren politischen Handlanger machen doch seit Jahrzehnten freiwillig mit. Atlantikbrücke http://de.wikipedia.org/wiki/Atlantik-Br%C3%BCckeListe von Mitgliedern der Atlantik-Brücke

    -

    Vorstand http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Mitgliedern_der_Atlantik-Br%C3%BCcke#Vorstand

    -

    Mitglieder http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Mitgliedern_der_Atlantik-Br%C3%BCcke#Mitglieder_.28Auswahl.29

    -

    Und die Verflechtungen. American Council on Germany http://de.wikipedia.org/wiki/American_Council_on_Germany Council on Foreign Relations http://de.wikipedia.org/wiki/Council_on_Foreign_Relations Atlantische Initiative http://de.wikipedia.org/wiki/Atlantische_Initiative

    -

    Das kann nur ein kleiner Ansatz sein, denn wenn man versucht den ganzen Links und deren Zusammenhänge und Verflechtungen zu folgen braucht man weit mehr Platz als 3200 Zeichen.

  • "Philipp Mißfelder (CDU),...

    ... lobte Obamas Rede als wichtigen Beitrag, um das verlorene Vertrauen in die USA wiederzuerlangen."

     

    Als ich einen Teil Obamas Rede bzw. der Übersetzung hörte, musste ich solange lachen bis mir das Lachen im Hals stecken blieb.

    Dieser Mann hat mich mit seinem Zynismus doch sehr an den ein oder anderen deutschen Redeschwinger aus den 1930ern und 40ern erinnert.

    Oder auch an den Satz: "Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten!“

    Das Schlimme daran ist, daß zuviele, sowohl damals als auch heute, den Zynismus nicht raushören können oder wollen.

    • @T. Gas Yrrag:

      PS

      Und noch übler ist wenn solche Zyniker Macht haben.

      Es gibt ja die Meinung, daß aus Opfern wiederum Täter werden können.

      Ich denke auch, daß aus Nutznießern Nachahmer werden.

      Stichwort - Nach dem Krieg verschleppte Wissenschaftler bzw. Waffenbauer. Siehe NASA und co ...