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Reaktion auf Nordkoreas DrohungenSüdkorea will Bombe verhindern

Der südliche Nachbar wird schon lange von Nordkorea bedroht. Passiert ist nie etwas – Südkoreas Truppen sollen dennoch massiv ausgebaut werden.

Präsident Moon bleibt ruhig und schmiedet trotzdem Pläne Foto: ap

Seoul taz | Keines der betroffenen Länder reagiert derart besonnen auf die momentane Eskalationsspirale wie Südkorea. Nur wenige Stunden nachdem Nordkorea einen Raketenangriff auf die Region Guam angedroht hatte, beschwichtigte ein Sprecher des südkoreanischen Präsidenten: „Ich stimme nicht damit überein, dass die koreanische Halbinsel mit einer dringenden Krise konfrontiert ist.“ Nordkoreas Provokationen seien vor allem „strategischer“ Natur, zudem würde die Zuspitzung des Konfliktes auch eine Chance zur Überwindung des solchen bieten. Die südkoreanische Regierung arbeite weiter darauf hin, die nordkoreanische Nuklearproblematik durch Dialog und Sanktio­nen zu lösen.

Die konservative Opposition sucht einen anderen Weg. Am Montag rief sie dazu auf, dass das US-Militär atomare Sprengköpfe auf südkoreanischem Boden stationieren solle: „Frieden werden wir nicht erreichen, wenn wir darum betteln, sondern nur durch ausgeglichene Macht“, sagte Hong Joon Pyo, Parteivorsitzender von Liberty Korea. Südkoreas Präsident Moon Jae In lehnt dies allerdings strikt ab. Seine Eltern wurden einst während des Koreakriegs aus dem Nordteil des Landes vertrieben.

Moons politisches Ziel ist seit jeher, zu verhindern, dass noch einmal Bomben auf die koreanische Halbinsel fallen. Dennoch möchte er nun seine Streitkräfte angesichts des drohenden Konflikts „vollständig, wie bei einer Neugeburt“, reformieren und massiv ausbauen – jedoch mit dem Fokus auf Radarschirme und Verteidigungsmaßnahmen.

Tatsächlich hat das Kim-Regime einen Großteil seiner Streitkräfte an den Berghängen entlang der innerkoreanischen Grenze stationiert. Neben der atomaren Bedrohung sollen bis zu 15.000 Artilleriegeschosse ihre Visiere auf den 50 Kilometer südlich gelegenen Ballungsraum Seoul gerichtet haben. Dort leben immerhin 25 Millionen Menschen, die bei einer Massenpanik nur schwer zu evakuieren wären. Doch die Südkoreaner begegnen der jetzigen Krise wie gewohnt – mit Gelassenheit und einem Schuss Ignoranz.

„Nordkorea droht ja immer wieder mit Krieg, aber am Ende ist nie etwas passiert“, sagt eine Studentin aus Seoul, räumt aber ein: „Mit Trump ist es ein bisschen anders. Ihm würde ich alles zutrauen.“ Dieses Mal könnte es tatsächlich zu einem Krieg kommen. Vor wenigen Minuten habe sie übrigens erst mit ihrem Bruder telefoniert, der direkt an der Demarkationslinie seinen zweijährigen Wehrdienst ableistet: „Der wusste noch gar nicht Bescheid, was heute überhaupt passiert ist“.

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2 Kommentare

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  • Es stellt sich heraus das die Friedendaeusserungen vom neuen suedkoreanischen Presidenten Moon Jae In,seit seiner Installierung,nicht viel wert sind,weil die Provokationen von USA+Suedkorea sind einfach weitergemacht.Jetzt will Moon Jae In aufruesten mit Hilfe von USA.Gegen Atombomben gibt es keine effektive Aufruestung.Es haengt also von ihm ab ob es so weitergeht

  • Fakten aus der Geschichte und zur Gegenwart:

     

    Am 5. Juni 1950 veröffentlichte die „New York Herald Tribune“ in New York ein Interview, das ihre Korrespondentin Marguerite Higgins mit Brigadegeneral W. L. Roberts hatte, dem Kommandeur der amerikanischen Militäraufseher von Korea. Dieser erklärte wörtlich, dass die amerikanische Militärgruppe in Korea „ein lebendiges Beispiel dafür sei, wie man bei vernünftiger und intensiver Verwendung von 500 kampfgestählten amerikanischen Offizieren und Mannschaften 100 000 Mann ausbilden kann, die das Schießen für einen besorgen werden ... In Korea hat der amerikanische Steuerzahler eine Armee, die ein vortrefflicher Wachhund für die Kapitalinvestitionen in diesem Land ist.“

     

    Und schließlich sei nicht vergessen, dass John Foster Dulles am 19. Juni 1950 in seiner Rede vor dem südkoreanischen Parlament in Söul voraussagte, dass „die Kommunisten ihre Herrschaft über Nordkorea verlieren werden“

     

    Nach ihm trat Li Syng Man ans Rednerpult des Parlaments mit der offenen Kriegsdrohung: „Wenn wir die Demokratie nicht im kalten Krieg schützen können, werden wir den Sieg im heißen Krieg erringen.“

     

    Aus dieser Geistesverfassung entsprang die südkoreanisch-amerikanische Aggression.

     

    Amerika hat interveniert, nicht Nordkorea. Einen Monat nach Kriegsausbruch wurde das in einer wirklich aufsehenerregenden Weise durch McArthur bestätigt, der im Tokioter Hauptquartier am 30. Juli 1950 einen seiner höheren Nachrichten-Stabsoffiziere vor den versammelten Pressekorrespondenten feststellen ließ:

     

    „Als der Krieg am 25. Juni begann, hatte die nordkoreanische Armee ihren Mobilmachungsplan nicht durchgeführt. Nur sechs Divisionen waren bereit, obgleich die nordkoreanischen Pläne für den Kriegsfall 13 bis 15 Divisionen erfordern.“ So gestand das USA-Hauptquartier selbst ein, dass es überhaupt keine Mobilmachung in Nordkorea gab.

     

    Invasion Nordkoreas? Aber ja! Jedoch nicht auf eigene Faust, sondern dann, wenn Washington auf den Knopf drückt.