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Razzien bei Öko-TestVerdacht der Untreue

Die Expansion der Zeitschrift nach China scheiterte – jetzt durchsuchte die Staatsanwalt deshalb sieben Objekte in ganz Deutschland.

In Hongkong sollte für „Öko-Test“ die Sonne aufgehen – daraus wurde aber nichts Foto: imago images/Panthermedia

Frankfurt rtr/afp | Die gescheiterte millionenteure Expansion der Zeitschrift „Öko-Test“ nach China hat die Staatsanwaltschaft auf den Plan gerufen. Wegen des Verdachts der Untreue durchsuchten mehr als 40 Beamte am Dienstag sieben Objekte in Berlin, Frankfurt, Hamburg und Elmshorn, wie die Staatsanwaltschaft Frankfurt mitteilte. Die Ermittlungen hätten keinen Zusammenhang zu den Presseaktivitäten der Zeitschrift „Öko-Test“, betonte die Staatsanwaltschaft.

Im Fokus der Ermittlungen stehen drei Manager. Stein des Anstoßes ist der Erwerb von Anteilen an einem Hongkonger Unternehmen durch die ehemalige Öko-Test Holding, das kurz nach dem Einstieg der Deutschen pleiteging. Dadurch soll ein Schaden im Millionenbereich entstanden sein.

Die Öko-Test Holding war eine Vorgängergesellschaft der Öko-Test AG, die die Zeitschrift „Öko-Test“ herausgibt. Sie gehört mehrheitlich der SPD-Medienholding DDVG. Die Öko-Test Holding soll sich im Herbst/Winter 2017 schon selbst in einer wirtschaftlichen Schieflage befunden haben, erklärte die Staatsanwaltschaft. Dennoch hätten die Manager den Anteilskauf beschlossen und damit ihre Prüf- und Sorgfaltspflichten verletzt.

Besonders pikant: Einzelne Beschuldigte sollen zugleich Posten bei der Hongkonger Gesellschaft gehabt haben. Durch den Erwerb der Anteile und der Gewährung eines Darlehens solle der Öko-Test Holding ein Schaden im Millionenbereich entstanden sein.

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7 Kommentare

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  • Ex-Chefredakteur & SPD zerstören die Reputation von Öko-Test

    Man muss die Sache realistisch sehen - Öko-Test hatte seit seiner Gründung 1985 eigentlich nie eine Chance, auf dem Markt ökonomisch zu reüssieren. Es ist beinahe ein Wunder, dass das Testmagazin noch heute existiert. Der Grund ist relativ einfach: Die Zeitschrift hat jeden Monat neben den üblichen Aufwendungen für Redaktion, Druck und Verlag enorme Kosten für die ökologischen Verbrauchertests zu stemmen. Das ist nur schwer über den Verkauf von Magazinen und über Werbung einzunehmen. Die Zeitschrift Test der Stiftung Warentest bekommt z.B. für seine Testkosten einen ordentlichen staatlichen Zuschuss.



    Am Anfang haben einige tausend Kommanditisten dem Verlag geholfen, über die Runden zu kommen. Über die Ausgabe ständig neuer Anteile an der damaligen KG wurden die notwendigen Geldmittel beschafft. Doch das konnte man nicht ewig weiter handhaben. So wurde schließlich die SPD Medienholding als Kapitalgeber gewonnen.



    Die entwickelte zunächst keine Anstalten, sich ins Tagesgeschäft einzumischen. So dass das Magazin weiter vor sich hin dümpelte. Als die Sache mit China dann herangetragen wurde, war auch die Leitung des Magazins unter Stellpflug Feuer und Flamme. Das Projekt wurde großspurig aufgezogen, es flossen hohe Honorare und rechnete sich aber nicht. Öko-Test blieb auf hohen Testkosten für das China-Abenteuer sitzen.



    Jetzt liefern sich der geschasste Stellpflug und die SPD-Verlagsholding eine Schlammschlacht - zu Lasten der Reputation des Magazins. Dazu zeigt sich, dass die Eigentümer von der SPD leider kein Öko können. Die aktuelle Verlagspolitik ist zusätzlich darauf ausgelegt, die Reputation und die finanziellen Grundlagen des Magazins zu zerstören.

    • @OskarMaria:

      Da schau her.

      Da fehlt neben Lederhose & Jankerl



      Nur noch der Sebastian Haffner - 🦉



      &



      Danke fürs Schmankerl.

      unterm—- &‘s Oskar Maria —



      Muß ich auch wieder mal hin 🎭

  • Ermittlungen gegen 3 Manager nach einer Pleite ist normal. Was mich wundert, dass nicht gegen diejenigen, die so ein außerordentliches Geschäft "abgesegnet" haben, ermittelt wird. Die müssen die Gesellschaft vor Übernahme geprüft haben, oder?



    Dass die beschuldigten Manager auch Posten bei der Hongkonger Gesellschaft hatten, kann denjenigen, die das Geschäft genehmigt haben, eigentlich auch nicht entgangen sein.

    Da müssen bei der DDVG ein paar grundsätzliche Dinge schief gelaufen sein!

  • Tja - China die - Neue Heimat - dumm gelaufen - was! 👹

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @Lowandorder:

      Diese Ökos, wer hätte es gedacht.

      Meine Bio-Saubohnen sind übrigens auch aus China.

      • @88181 (Profil gelöscht):

        Bitte genau lesen:

        Es waren "mehrheitlich" die Sozen.

        • 8G
          88181 (Profil gelöscht)
          @Sonntagssegler:

          Dann bin ich doch froh, dass jemand für mich genau liest.

          Den Sozen traue ich so etwas natürlich sofort zu.