Razzia in Hamburger Hausprojekt: Spuren von der Parkbank
Die Durchsuchung eines Hausprojekts steht wohl im Zusammenhang mit den „Drei von der Parkbank“ und dem Jahrestag des G20-Gipfels.
Der Grund für die Razzia war das Verfahren gegen die „Drei von der Parkbank“. In der Nacht auf den 8. Juli, am zweiten Jahrestag des G20-Gipfels in Hamburg, waren drei Personen in einem Park in Eimsbüttel festgenommen worden – angeblich, weil sie sich auffällig verhalten hatten. In einem ihrer Rucksäcke fanden die Ermittler*innen Brandsätze und einen Notizzettel mit Adressen, die mit der Hamburger Wohnungswirtschaft in Zusammenhang stehen.
Zwei von den Dreien sitzen seit der Festnahme in Untersuchungshaft, der Grund: Fluchtgefahr und ein hohes erwartetes Strafmaß. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen „gemeinschaftliche Verabredung zum Verbrechen der schweren Brandstiftung in Tateinheit mit dem Verstoß gegen das Waffengesetz“ vor.
Polizei bestätigt Zusammenhang nur indirekt
Die dritte Person sei unter Auflagen freigekommen, weil bei ihr im Gegensatz zu den anderen die Wohn- und Meldeanschrift übereinstimmten, erklärt die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Nana Frombach. Die Person wohnt nach taz-Informationen in dem Wilhelmsburger Wohnprojekt.
Anonyme Autor*innen auf Indymedia
Dass die Hausdurchsuchung im Zusammenhang mit dem Parkbank-Verfahren steht, bestätigt Polizeisprecher Ulf Wundrack nur indirekt: „Es handelte sich um eine Durchsuchung des Staatsschutzes aus einem laufenden Ermittlungsverfahren heraus und diente zum Auffinden von schriftlichen Unterlagen.“ DNA-Proben seien ebenfalls genommen worden. Die Durchsuchung habe sich auf das Zimmer der Beschuldigten sowie gemeinschaftlich genutzte Räume erstreckt.
Ein Eintrag auf Indymedia hatte zuerst über den Zusammenhang berichtet – Bewohner*innen des Projekts bestätigen diesen. „Das LKA benahm sich auf gewohnte Weise daneben“, schreiben die Indymedia-Autor*innen außerdem. „ZeugInnen wurden nicht zugelassen und weitere Räumlichkeiten der Wohnung betreten.“
Solidarische Sabotageaktionen
Der Fall der „Drei von der Parkbank“ hatte für Solidaritätsbekundungen weit über Hamburg hinaus gesorgt. Ein linkes Zentrum in Wien schickte Soli-Grüße; Gruppen in Leipzig, Frankfurt, Bremen, Berlin und anderen Städten schickten Soli-Fotos und widmeten den Dreien Anschläge auf Autos und andere Sabotageaktionen. Eine Unterstützer*innengruppe betreibt einen Blog, auf dem sie Updates postet, Solidaritätsbekundungen sammelt und Termine veröffentlicht, beispielsweise für Soli-Konzerte.
Gleichzeitig sorgt das Verfahren aber auch für eine gewisse Unruhe: Die Behauptung, dass die Beschuldigten wegen ihres auffälligen Verhaltens kontrolliert worden seien, kommt vielen unglaubwürdig vor. Denn wie auffällig soll man sich verhalten, um nachts als weiße Person in Eimsbüttel kontrolliert zu werden – vor allem, wenn man Brandsätze dabei hat?
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Anschlag in Magdeburg
Der Täter hat sein Ziel erreicht: Angst verbreiten
Bankkarten für Geflüchtete
Bezahlkarte – rassistisch oder smart?
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Tarifeinigung bei Volkswagen
IG Metall erlebt ihr blaues „Weihnachtswunder“ bei VW