Rassismus beim Kampf gegen Klimakrise: Mehr Diversität in der Bewegung
Auch die Klimabewegung kämpft mit rassistischen Strukturen. Ein Schritt für gerechteren Aktivismus: die erste BIPoC-Klimagerechtigkeitskonferenz.
Dass es in der Klimabewegung rassistische Strukturen gibt, darüber wurde inzwischen auch in der Bewegung selbst viel gesprochen. Genügend konkrete Veränderungen gab es bisher aber nicht, findet die Ökonomin und Organisatorin der Konferenz, Tonny Nowshin. Gemeinsam mit zwei anderen Aktivist*innen, die sich als BIPoC identifizieren, beschloss sie deshalb, eine Konferenz zu veranstalten, in der sich BIPoC über ihre Erfahrungen als nichtweiße Personen in einer vorwiegend weißen Klimabewegung austauschen können.
Einerseits um sich weniger allein zu fühlen, aber vor allem, um neue Strategien zu entwickeln, wie die Stimmen von BIPoC beim Arbeiten gegen den Klimawandel besser gehört werden können. „Das Wichtigste, was die Teilnehmer*innen mitgenommen haben, ist, glaube ich, das Gefühl, dass sie nicht allein sind“, so Nowshin nach der Konferenz.
Eine Kritik, die auf der Konferenz deutlich wurde: In den Narrativen zum Klimawandel geht es zu wenig um Menschen, die direkt und existenziell vom Klimawandel betroffen sind. „Die Klimabewegung hat lange nicht anerkannt, dass BIPoC andere Erfahrungen und eine andere Sicht auf den Klimawandel haben als weiße Aktivist*innen“, sagt Nowshin.
Bewegung ohne nichtweiße Perspektiven geschwächt
Inzwischen gebe es schon ein größeres Bewusstsein dafür. Die gesamte Bewegung werde geschwächt, wenn sie nicht offen für nichtweiße Perspektiven sei. „Der Planet ist so groß und divers. Wenn die Klimabewegung sich der unterschiedlichen Probleme in den verschiedenen Teilen der Welt nicht bewusst ist, wie kann sie dann behaupten, eine globale Bewegung zu sein und den Planeten retten zu wollen?“, fragt Nowshin.
Sie ist optimistisch, dass die Konferenz etwas bewirkt. Nun sei das Wichtigste, Diskussionen anzuregen und immer wieder über das Thema zu sprechen. „Wir wollen, dass es uncool wird, nicht aktiv antirassistisch zu sein“, sagt sie. So wie es seit #Metoo immer weniger vorstellbar sei, dass Frauen nicht geglaubt wird, wenn sie sagen, dass sie belästigt worden sind, so solle nicht mehr infrage gestellt werden, dass es Rassismus gibt und jeder etwas dagegen tun muss.
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