Radweg in Reinickendorf kommt „zeitnah“: Gebremste Kaltmasse
Der Radweg in der Ollenhauerstraße ist ein Flickwerk aus verschiedenen Epochen der Verkehrslenkung. Der neue Radweg aber lässt auf sich warten.

Als im Juni CDU-Verkehrssenatorin Manja Schreiner alle Radwegprojekte auf den Prüfstand stellen ließ, deretwegen auch nur ein Autostellplatz wegfalle, war die Ollenhauerstraße mit von der Partie. Besonders absurd: Hier war der Radweg – in Gestalt einer durchgängigen Markierung der rechten Fahrbahn auf 600 Metern – schon fertig und ein Einweihungstermin stand fest.
Mitte Juli dann die Wende: Der neue Radweg werde „zeitnah freigegeben“, so die Verkehrsverwaltung. Nun stellt sich heraus: Das „zeitnah“ dauert noch, das Bezirksamt rechnet mit der Fertigstellung „der gesamten Maßnahme nicht vor Ende der 39. Kalenderwoche“, wie es dieser Tage mitteilte – also frühestens Ende September.
Eine für Berlin neue Beschilderung
Grund für die Verzögerung: Senatsverwaltung, Bezirksamt und Feuerwehr sei es „nach intensiven Prüfungen gelungen, im Rahmen eines Pilotprojekts doch noch eine größere Anzahl von Parkplätzen zu ermöglichen“. Und zwar soll nun der mittlere der drei Fahrstreifen nachts zum Parkstreifen werden, der rechte ist für Radfahrer reserviert. So könne man die wegfallenden Parkplätze kompensieren, um „für alle Verkehrsteilnehmer eine gute Lösung zu finden“, erklärt das Bezirksamt. Für diese innovative Idee habe man eine „noch nicht in Berlin verwendete Beschilderung“ in Auftrag gegeben.
Derweil hat Verkehrsstadträtin Julia Schrod-Thiel (CDU) der taz erklärt, was an dem neuen Radweg, der eigentlich nur aus – derzeit durchgestrichenen – Fahrradsymbolen auf der rechten Spur zu bestehen scheint, 280.000 Euro gekostet hat, wie der RBB einmal berichtete.
Zum einen, stellte sie richtig, habe man bisher nur 180.000 Euro ausgegeben. Zum anderen habe man „nicht nur etwas Farbe mit einem Pinsel aufgetragen“: Man habe „bauliche Veränderungen vorgenommen“, Schilder bestellt, vermessen, Planungsunterlagen erstellt und verkehrsrechtliche Anordnungen eingeholt. „Nicht zuletzt wurden Fahrbahnmarkierungen entfernt und aufgebracht“, und zwar keine Farbe aus dem Baumarkt, wie Schrod-Thiel betont, sondern „Kaltplastikmasse“. Schade, dass die nun zum Teil wieder ab muss – für die neuen Markierungen.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!