Racial Profiling: Eine Seite muss lügen

Bei einer Razzia im Görlitzer Park wurde ein Mann durchsucht, der laut Polizei beim Dealen beobachtet worden war. Zeugen widersprechen nun.

Abdulaye Sow wird der Handel mit Cannabis vorgeworfen, dabei arbeitet er als Parkläufer Foto: Toni Petraschk

BERLIN taz | Begeht die Polizei im Görlitzer Park Racial Profiling – oder kontrolliert sie nur Dealer? Der Fall des Senegalesen Abdulaye Sow wirft erneut Fragen auf über die alltäglichen Razzien bei Schwarzen Menschen in dem Kreuzberger Grün. Sow hatte der taz berichtet, er sei von Beamten vorige Woche Montag am Rande des Parks auf einer Brücke durchsucht worden, obwohl er nur dort gesessen und etwas gegessen habe. Die Polizei hatte auf taz-Anfrage erklärt, Sow sei kontrolliert worden, weil er „beim Handel mit Betäubungsmitteln beobachtet werden konnte“. Zeugen, mit denen die taz sprach, widersprechen dieser Darstellung und bestätigen Sows Geschichte.

Einer von ihnen ist Yankuba Sawaneh, er saß neben Sow, als die Polizei kam. „Wir haben auf der Brücke gesessen, waren gerade beim Essen. Die Polizisten kamen angerannt, sie verfolgten jemanden, der vor ihnen wegrannte.“ Als sie ihn und Sow dort sitzen sahen, hätten sie angehalten und gesagt: „Hört auf zu essen. Polizeikon­trolle.“

Die Beamten hätten bei ihm ein paar Gramm Gras gefunden, so Sawaneh weiter. „Aber das darf man ja jetzt, oder?“ Trotzdem hätten die Polizisten ihn beschuldigt, ein Dealer zu sein und ihm sein Bargeld, 60 Euro, weggenommen. Mehrere Stunden hätten er und Sow in Handschellen ausharren müssen, dann seien die Beamten mit ihm zu seiner Wohnung, hätten sein Zimmer durchsucht, aber nichts gefunden.

Das Geld weggenommen

Auch Sow hatte berichtet, ihm sei sein Geld, fast 400 Euro, die er kurz zuvor beim Bankautomaten abgehoben habe, weggenommen worden. Auch bei ihm habe es eine Zimmerdurchsuchung ohne Ergebnis gegeben. „Ich habe nie gedealt“, beteuert Sow, der kürzlich eine Arbeit als Parkläufer im Görli angefangen hat.

Die Frau, die das Essen verkauft, bestätigt seine Version. „Abla“, wie sie Abdulaye Sow nennt, habe sich gerade gesetzt, um seinen Reis zu essen, als die Polizei gekommen sei. Aus Angst vor Ärger, weil sie keine Genehmigung für ihre kleines Gewerbe hat, möchte sie ihren Namen nicht nennen. „Ich kenn Abla gut, er dealt nicht.“

Das sagt auch Mama Walli, die eigentlich Waltraud Karaaslan heißt. Die 73-Jährige kennt Sow nach eigenem Bekunden ebenfalls schon lange. Sie habe gesehen, erzählt sie, wie er und Sawaneh an jenem Tag in Handschellen, von der Polizei umringt, auf der Brücke stand. Was vorher passiert ist, habe sie nicht gesehen. „Aber er hat niemals etwas verkauft, das stimmt einfach nicht.“

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