RWE und die Braunkohle: Aufs falsche Pferd gesetzt
RWE ist nicht mehr glücklich mit der Braunkohle. Der Rückgang der Kohleverstromung in Deutschland trifft den Konzern gleich doppelt.
Für RWE ist die Braunkohle aktuell die wichtigste Energiequelle: Von den 208 Milliarden Kilowattstunden Strom, die der Konzern 2014 erzeugte, stammten 37 Prozent aus Braunkohle, gefolgt von der Steinkohle mit 23 Prozent. 18 Prozent entfielen auf Gas, 15 Prozent auf die Atomkraft. Der Anteil der erneuerbaren Energien – im bundesweiten Strommix zwischenzeitlich auf dem Weg, die 30-Prozent-Marke zu knacken – lag bei nur 5 Prozent.
Ein Rückgang der Braunkohleverstromung in Deutschland trifft RWE gleich doppelt, da die Firma sowohl die Kraftwerke als auch die Tagebaue betreibt. 2014 hat sie in ihrem Hauptabbaugebiet im Rheinland 93,6 Millionen Tonnen gefördert. Davon wurden 80,4 Millionen in eigenen Kraftwerken verstromt, der Rest zur Herstellung von „Veredelungsprodukten“ wie Braunkohlebriketts verwendet.
RWE hat für seine Tagebaue eine Betriebsgenehmigung, die bis 2045 reicht. Doch der politische Widerstand wächst; zugleich stehen die energiewirtschaftlichen Fakten zunehmend gegen RWE. In Deutschland gibt es inzwischen enorme Überkapazitäten am Kraftwerksmarkt.
Nicht nur der Atomausstieg ist schuld
In seinem jüngsten Geschäftsbericht konstatierte der Konzern bereits, es deckten „einige Kohlekraftwerke nicht einmal ihre laufenden Betriebskosten“. Wie schlecht es inzwischen um RWE steht, zeigte sich vergangene Woche: Am Freitag sank der Kurs der Unternehmensaktie mit 16,43 Euro auf den niedrigsten Stand seit der Jahrtausendwende. Der Konzernwert – im Branchenjargon Börsenkapitalisierung genannt – fiel erstmals unter die Marke von 10 Milliarden Euro.
Dass es nicht alleine der Ausstieg aus der Atomkraft ist, der den Konzern beutelt, zeigt übrigens der Kursverlauf der letzten Jahre. Anfang 2008 hatte die RWE-Aktie ihren historischen Höchststand von knapp über 100 Euro erreicht, doch schon vor der Fukushima-Katastrophe war der Preis auf gut 47 Euro gefallen. Als der Ausstieg dann festgeklopft war, hielt sich der Kurs lange bei 30 bis 35 Euro.
Erst seit Herbst 2014 ging es dann massiv bergab. Allein in den vergangenen drei Monaten verlor der Kurs gut 26 Prozent.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Entlassene grüne Ministerin Nonnemacher
„Die Eskalation zeichnete sich ab“
Repression gegen die linke Szene
Angst als politisches Kalkül