RKI-Studie zum Coronavirus: Dunkelziffer kommt ans Licht
Rund 2.300 Menschen habe in Mitte an einer Antikörper-Studie teilgenommen. Die Infektionszahlen könnten höher sein, als die Daten der Behörden zeigen.
„Die Antikörper können zurückgehen, die Personen können aber trotzdem noch ansteckend sein“, sagte Claudia Hövener vom RKI am Mittwochmittag in einer digitalen Pressekonferenz. So konnten bei 37 Prozent der StudienteilnehmerInnen mit einem positiven SARS-CoV-2-Test im späteren Verlauf keine Antikörper nachgewiesen werden.
Die Studie „Coronamonitoring lokal“ lief vom 17. November bis zum 5. Dezember bundesweit an vier Orten, an denen die Inzidenz besonders hoch war. In Berlin-Mitte nahmen 2.287 Menschen teil. 4,4 Prozent wurden im Rahmen der Studie positiv auf das Virus getestet – verglichen mit den behördlich bekannten Daten, war der Anteil der Infizierten an der Bevölkerung damit 2,2 mal höher als anzunehmen war.
Um die Studie durchzuführen, nahm das RKI Rachenabstriche für PCR-Tests, Blutproben und befragte die Teilnehmenden vor Ort, online und telefonisch. Die Studie ist noch nicht vollständig ausgewertet. So sollen bis März noch weitere Erkenntnisse vorliegen: Etwa darüber, inwieweit Atemnot und andere Spätfolgen mit einer Infektion zusammenhängen könnten und welche Unterschiede es in verschiedenen sozialen Milieus gibt.
Wissenslücken schließen
„Es ist immer nur ein Zeitausschnitt. Wenn man die Studie drei Monate später macht, kommt etwas anderes raus“, sagte RKI-Präsident Lothar Wieler bei der digitalen Pressekonferenz. Die Antiköper-Studie sei wichtig: „Wir brauchen diese Informationen, um jede Lücke, die wir schließen können, zu schließen“, so Wieler. Er appellierte außerdem daran, die bestehenden Maßnahmen zur Eindämmung des Virus' einzuhalten und sich impfen zu lassen. „Wir können das selber wuppen zum großen Teil. Lassen Sie uns das machen.“
Die gemeinsame Pressekonferenz des Bezirksamts Mitte und des RKI hatte noch ein Nachspiel: Die ARD kritisierte hernach, dass es ihr nicht gestattet worden sei, live zu übertragen. Das Bezirksamt begründete das mit dem Datenschutz: „Nach unserer Auffassung wäre eine Einverständniserklärung aller Teilnehmenden erforderlich, die den Mitschnitt und die anschließende Veröffentlichung einiger Passagen gutheißen müssten.“
Juliane Leopold, Chefredakteurin Digitales von ARD-aktuell, kritisiert das: „Wir wollen und müssen die Menschen darüber so gut wie möglich informieren und sie dabei unterstützen, sich selbst ein Bild zu machen“, schreibt sie in einem öffentlichen Statement. „Wir finden einen Präzedenzfall gefährlich, Livestreaming einer Pressekonferenz zur Coronalage zu verhindern.“ Auch der Deutsche Journalisten-Verband kritisierte die Verhinderung des Livestreams durch das Bezirksamt.
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