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Quotenquatsch mit Guido

Als Autor fordert FDP-Generalsekretär Guido Westerwelle den „Einstieg in einen Politikwechsel“, nun macht er selbst den ersten Schritt – ins „Big Brother“-Haus, wo er hingehört (20.15 Uhr, RTL)

von ARNO FRANK

Jörg, Ebru, Hanka, Harry und den Rest der reizenden Truppe erwartet Besuch. Denn heute Abend wird – jedem angekündigt außer den Bewohnern des Containers selbst – der Guido im „Big Brother“-Haus vorbeischauen. Und der Guido ist ein ganz Netter. Gerne geht der 38-jährige Jurist, der mit Hund Anton in der Bonner Altstadt wohnt, am Rhein spazieren – und jobbt darüber hinaus seit 1994 als Generalsekretär der Freien Demokratischen Partei Deutschlands, kurz und krass FDP.

Am irgendwie mittig schlagenden Herzen der FDP liegt bekanntlich „der Mensch“, mit dem der Liberale unter allen Umständen das Gespräch sucht. Und wenn der FDP-Kreativzelle Jürgen Möllemann der punktgenaue Fallschirmsprung in den Containergarten gerade nicht in den Terminkalender passt, geht eben Guido. Ganz normal, wie sich das gehört, durch die Tür. Und wenn er drin ist, wird er vor „Millionen junger Menschen über Probleme wie den Rechtsradikalismus reden“. Mit Hanka, Harry und den anderen. Und überall Kameras. „Ist das nun volksnah, cool oder einfach nur peinlich?“, fragt die ratlose Magdeburger Volksstimme ihre Leser und nimmt vorweg, was am Montag an Süffisantem alles in den Zeitungen stehen wird: dass dieser Auftritt eines Politikers unwürdig gewesen sei, dass er sich im Quotenkampf gegen „Wetten, dass ...?“ habe instrumentalisieren lassen und allerlei kurzsichtige Häme mehr. Kurzsichtig, denn genau da gehört er schließlich hinein, der Guido, in den Container, der ein durch und durch liberales Projekt ist.

Wie sagte schon Theodor Heuss? „Wir wollen bei uns die Menschen sammeln, die nicht etwas werden wollen, sondern die etwas sein wollen, nämlich sie selbst.“ Der liberale Zlatko formulierte das noch ein wenig griffiger: „Hier drinne kann man man selber sein.“

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