: Pumpen für die Wende
Sie sind viel effizienter als herkömmliche Alternativen. Doch die Installation von Wärmepumpen muss schneller und zuverlässiger stattfinden
Die Wärmepumpe gilt als Gamechanger bei der Energiewende. Sie soll möglichst bald die bisher noch 20 Millionen Öl- und Gasheizungen in Deutschland ersetzen. Selbst gegenüber einer modernen Gasheizung, die zusätzlich mit Sonnenwärme ergänzt wird, ergibt sich im Schnitt noch eine Minderung des CO2-Ausstoßes von 60 Prozent. Denn die Wärmepumpe nutzt Wärmeenergie, die bereits vorhanden ist – in Außenluft, Erdboden oder Grundwasser.
Dem ambitionierten Ziel, bis 2030 6 Millionen Wärmepumpen in Deutschland zu erreichen, kommen wir aber nur langsam näher. 2015 haben die Geräte hierzulande zum ersten Mal die Verkaufszahlen von Gasheizungen überholt.
Dabei lohnt sich der Wärmepumpeneinbau nicht nur im Neubau: „Auch in unzureichend sanierten, mehr als 20 Jahre alten Gebäuden können diese effizient und damit wirtschaftlich laufen“, so Marek Miara, Koordinator Wärmepumpen beim Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE). Zugleich bemängelt er: „Wir brauchen mehr Standardisierung, vielleicht sogar Vereinfachung. Die Installation muss schneller und zuverlässiger stattfinden.“
Streng genommen betreibt schon jeder Haushalt in der Küche sehr erfolgreich eine kleine Wärmepumpe – denn unsere Kühlschränke arbeiten nach demselben Prinzip, das bereits im 19. Jahrhundert entdeckt wurde: Wärmeenergie lässt sich aus einem geschlossenen Raum heraustransportieren, um zu kühlen, aber auch hineintransportieren, um zu wärmen. Alles, was man braucht, ist ein geeignetes Kühlmittel, das bei Wärmeaufnahme verdampft und bei Wärmeabgabe wieder kondensiert – und natürlich Energie, um die Wärmepumpe zu betreiben.
Für den Betrieb einer Wärmepumpe kann neben der Umgebungsluft auch Wärme aus dem Erdreich oder dem Grundwasser genommen werden. Nur wenige Meter unter der Erde pendelt sich die Temperatur im Jahresmittel bei etwa 10 Grad ein. Bei sogenannten Hybridwärmepumpen werden zwei Energiequellen gleichzeitig genutzt, also etwa Luft- und Erdwärme. Der eigentliche Wärmetauscher, der Ort, an dem das Wasser für den Heizkreislauf erwärmt wird, funktioniert immer nach demselben Prinzip.
Wer eine Wärmepumpe in ein Bestandsgebäude einbaut, muss zunächst einmal umdenken: Die hohen Vorlauftemperaturen etwa eines Gasbrenners werden nicht erreicht, wenn man dem Boden oder der Luft Wärme entzieht. Deswegen ist eine Wärmepumpe am besten für Fußbodenheizungen oder Wandheizungen geeignet. Insgesamt rechnet sich die Technik aber auch mit herkömmlichen Heizkörpern, selbst wenn man dann Abstriche bei der Effizienz machen muss.
Da Art und Größe einer Wärmepumpe stark von den örtlichen Gegebenheiten abhängen, steht am Anfang jedes Projektes zunächst das Gutachten eines Energieberaters. Danach schaltet man einen Fachplaner ein, der die richtige Dimensionierung kalkuliert. „Der Einbau einer Wärmepumpe ist aufwendiger als bei den bisherigen Heizungssystemen“, sagt Paul Waning, bis 2023 Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Wärmepumpe. Er prognostiziert aber: „Mit zunehmender Erfahrung im Handwerk und mit Vereinfachungen in der Montage seitens der bereitgestellten Systeme wird der Unterschied im Montageaufwand geringer.“
Nicht nur der Aufwand, auch die Einbaukosten sind bisher noch höher als bei Gas- oder Ölheizungen. Doch es gibt zahlreiche Programme zur finanziellen Förderung von Bund und Ländern. Das meiste Fördergeld gibt es, wenn man eine vorhandene Öl-, Kohle- oder Nachtspeicherheizung ersetzt. Wie viel eine Anlage insgesamt kostet, hängt auch von den gewählten Wärmequellen ab. Eine reine Luftwärmepumpe ist am günstigsten. Der Einsatz von Erdwärme oder Grundwasserwärme ist wegen der Kosten für Bohrungen und der Leitungsverlegung teurer.
Wer lediglich eine Luft-Wärmepumpe nutzt, muss an besonders kalten Wintertagen damit rechnen, dass die Heizleistung deutlich abnimmt und der Stromverbrauch steigt. Allerdings sinkt in Deutschland die Außentemperatur in der Heizperiode im Schnitt nur etwa an 20 Tagen unter null Grad.
Ansgar Warner
Ratgeber Wärmepumpe, Verbraucherzentrale (Hg.). 216 Seiten. 24 Euro, eBook 19,99 Euro. ratgeber-verbraucherzentrale.de
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