„Public Eye Award“ vergeben: Shell und Goldman Sachs gescholten
Die Konzerne erhalten den Negativpreis für Ölbohrungen in der Arktis und für Spekulationen mit griechischen Staatsanleihen. 41.800 Bürger hatten abgestimmt.
DAVOS taz | Der Ölkonzern Shell und die Bank Goldman Sachs haben am Donnerstag den Schmähpreis „Public Eye Award“ erhalten. Die Negativ-auszeichnung für unverantwortliches Konzernverhalten verleihen Greenpeace Schweiz und die Organisation „Erklärung von Bern“ alljährlich anlässlich des Managergipfels von Davos.
Shell wurde ausgewählt wegen Ölbohrungen in der Arktis, Goldman Sachs wegen Finanzspekulationen. 41.800 Bürger aus aller Welt stimmten dazu im Internet ab. Mit 16.446 Stimmen erhielt Shell den sogenannten Publikumspreis. Goldman Sachs bekam den Preis der Jury. Die den Auszeichnungen zugrundeliegenden Gutachten hatte das Institut für Wirtschaftsethik der Universität St. Gallen verfasst.
Shell wird vorgeworfen, „besonders aggressiv und hochriskant nach fossilen Brennstoffen in der sensiblen Arktis“ zu suchen. „Dafür setzt Shell eines der letzten Naturparadiese der Erde aufs Spiel und gefährdet den Lebensraum von vier Millionen Menschen und einer einzigartigen Tierwelt“, heißt es in der Begründung. Die zu erwartenden Ölvorräte unter dem Eis des Nordpols würden ohnehin nur drei Jahre reichen.
Kürzlich war ein Explorationsschiff von Shell bei Alaska auf Grund gelaufen, hatte aber keine Umweltverschmutzung verursacht. Im Vorfeld der Preisverleihung erklärte Shell, das Unternehmen respektiere „die Einzigartigkeit und Bedeutung der Arktis“, Bohrungen nach Öl und Gas im nördlichen Eismeer seien nicht neu. Die Firma verfügt nach eigenen Angaben über die Erfahrung und das technische Know-how, um die fossilen Rohstoffe „sicher und verantwortlich zu fördern“.
Überschuldung verschleiert
Die in New York ansässige Investmentbank Goldman Sachs wird vor allem ausgezeichnet, weil sie griechische Staatsanleihen gekauft, weiterveräußert und damit die bevorstehende Überschuldung des Mittelmeerlandes jahrelang verschleiert habe. Dies sei wider besseren Wissens geschehen.
Goldman Sachs trage damit eine Mitverantwortung für den Beinahestaatsbankrott Griechenlands und die Eurokrise, behaupten die Kritiker. Weitere nominierte Unternehmen waren unter anderem die britische Sicherheitsfirma G4S, der indische Kohlekonzern Coalindia, der südafrikanische Bergbaukonzern Lonmin und Alstom aus Frankreich.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja