Prozess um den Tod von George Floyd: Floyd starb durchs Knie
George Floyds Tod hatte nichts mit seinem Drogenkonsum zu tun, sondern ausschließlich mit dem Knie des angeklagten Ex-Polizisten, sagt ein Sachverständiger aus.
Der Afroamerikaner habe dadurch einen Hirnschaden und Herzstillstand erlitten, ergänzte der Experte für Lungenheilkunde und Notfallmedizin im Gerichtssaal in Minneapolis. Floyds Atmung sei für eine ausreichende Versorgung mit Sauerstoff zu flach gewesen, als er mit hinter dem Rücken gefesselten Händen und Gesicht nach unten auf dem Boden gelegen und Chauvin auf seinem Hals und Rücken gekniet habe.
„Eine gesunde Person, die dem ausgesetzt wird, was Herrn Floyd wiederfuhr, wäre gestorben“, erklärte Tobin und wies damit implizit die Theorie der Verteidigung zurück, Floyd sei wegen bestehender gesundheitlicher Probleme und seines Drogengebrauchs gestorben.
Erst am Mittwoch hatte Polizeiexperte Jody Stiger als ein Zeuge der Anklage ausgesagt, dass der weiße Ex-Beamte sein Knie mit dem Großteil seines Gewichts auf den Hals des Schwarzen gedrückt habe. Diese Position habe er für den gesamten Zeitraum der Festnahme beibehalten: also von jenem Moment, als die Polizisten den 46 Jahre alten Floyd zu Boden brachten, bis zum Eintreffen der Sanitäter. Nach Einschätzung der Staatsanwälte waren das etwa neuneinhalb Minuten.
Chauvin habe zudem Floyds Finger gequetscht und eines von dessen Handgelenken zu den Handschellen hingezogen, hatte Stiger gesagt. Dabei handele es sich um eine Methode, um eine Person durch Schmerz gefügig zu machen. Sie sei aber auch dann noch angewandt worden, als Floyd sich längst nicht mehr wehren konnte.
Zuvor hatte Chauvins Anwalt Eric Nelson erklärt, das Knie seines Mandanten sei aus seiner Sicht nicht während der ganzen Zeit auf Floyds Hals gewesen, sondern auf dessen Schulterblattgegend oder Halsansatz.
Chauvin ist in dem Prozess der Tötung Floyds bei einer Festnahme am 25. Mai 2020 angeklagt. Videoaufnahmen von dem Vorgang hatten im vergangenen Jahr teils gewaltsame Proteste in den USA, aber auch weit über deren Grenzen hinaus ausgelöst.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Die Wahrheit
Der erste Schnee
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja