Prozess um Tod eines Gezi-Demonstranten: Zeuge belastet Polizei schwer
Ali Ismail Korkmaz war im Sommer am Rande von Protesten in Istanbul von Polizisten verprügelt worden. Er starb einen Monat später. Die Polizisten stehen vor Gericht.
KAYSERI afp | Im Prozess um den Tod eines regierungskritischen Demonstranten in der Türkei hat ein Augenzeuge am Montag mehreren Polizisten vorgeworfen, das Opfer schwer misshandelt zu haben. Der Zeuge sagte in dem Prozess im zentralanatolischen Kayseri, der Demonstrant Ali Ismail Korkmaz sei am Rande einer Kundgebung der Istanbuler Gezi-Proteste von den Beamten brutal verprügelt worden. Der Verhandlungstag wurde von Protesten gegen Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan begleitet.
Korkmaz war im vergangenen Juni bei einer Demonstration im westtürkischen Eskisehir zu Tode gekommen. Bilder von Überwachungskameras zeigten, wie der Student von mehreren Polizisten und Zivilisten geschlagen wurde. In dem Prozess, der aus Sicherheitsgründen von Eskisehir nach Kayseri verlegt wurde, sind neben vier Polizisten vier weitere Männer angeklagt. Die Beamten weisen die Vorwürfe zurück. Der Zeuge identifizierte am Montag jedoch die vier angeklagten Polizisten, wie eine AFP-Korrespondentin aus dem Gerichtssaal berichtete.
Vor dem Gerichtsgebäude in Kayseri protestierten rund tausend Demonstranten gegen die Politik Erdogans und dessen Regierungspartei AKP. „Die AKP-Polizei ist der Mörder von Ali“, riefen sie. Korkmaz, der nach mehr als einem Monat seinen schweren Verletzungen erlag, ist eines von acht Todesopfern der letztjährigen Proteste, die vom Istanbuler Gezi-Park ausgingen und das ganze Land erfassten. Erdogan lobte das im In- und Ausland als unverhältnismäßig kritisierte Vorgehen der Polizei seinerzeit als „Heldenepos“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!